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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
Autoren: Robin Benway
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wiederholte sie, als ob sie gerade die grandioseste Welle des Vormittags erwischt hätte.
    Die schummelt ja. Ich will auch verschwinden.
    Â»Du kannst aber nicht so verschwinden wie May«, erklärte ich April. »Das kannst du nämlich gar nicht.« Und damit drehte ich mich wieder zu May um, die jetzt meine Lieblingsschwester war. »Noch mal!«, quengelte ich. »Mach das noch mal!«
    Â»Nein!«, warnte April. »Da kommt Mom!«
    Â»Kommt sie gar nicht!«, widersprach May. »Mom ist oben!«
    Â»Mach’s noch mal! «, drängelte ich. »Noch mal!«
    Â»Mach was noch mal?«, fragte plötzlich unsere Mom, die in der offenen Terrassentür stand und uns beobachtete. »Was macht ihr denn hier draußen?«
    Ich nahm Moms Hände und sah stolz zu ihr hinauf. Sie würde total begeistert sein, wenn sie das hörte – da war ich mir ganz sicher!
    Â»May war verschwunden «, berichtete ich stolz und strahlte sie an. »Krieg ich ein Eis?«
    Meine Mom erzählt die Geschichte hin und wieder und meistens lacht sie, wenn sie zum Ende kommt. »June hat ja so eine wilde Fantasie«, freut sie sich dann immer. Als ob ich mir das nur ausgedacht hätte! Als ob es nie passiert wäre! Nicht mal jetzt können sich meine Schwestern dran erinnern. Sie glauben mir einfach nicht. Sie denken, bloß weil ich das Baby bin, brauchen sie mir nicht zuzuhören. Vermutlich denken sie, dass ich ein Problem mit meinem Gedächtnis habe.
    Aber ich konnte mich genau erinnern. Und wie ich mich erinnern konnte.
    Sie hatten vergessen, wie es war.
    â€¢ • •
    An einem Montagnachmittag zehn Jahre später verabschiedeten wir uns von meinem Vater und winkten ihm hinterher, als er mit seinem Mietwagen gen Flughafen verschwand. Nachdem wir unserer Mom versichert hatten, dass wir keine bleibenden Schäden davontragen würden, ich nur deshalb so blinzelte, weil meine Augen von diesen Santa-Ana-Winden hier ganz trocken waren, Pizza zum Abendbrot voll cool wäre und die Schule so okay/lächerlich/krass wie immer war, verzogen wir uns schleunigst in unsere Zimmer. Genau genommen entschieden wir uns für das von April, denn ihr Zimmer war das größte von allen. (Könnten wir übrigens mal eben auf diese Ungerechtigkeit zu sprechen kommen? Sie besitzt ungefähr zwei Paar Jeans und drei T-Shirts. Wozu, bitte schön, braucht sie den ganzen Platz? Für ihre Bücher vielleicht? Also echt jetzt mal!)
    April machte die Tür zu, und dann standen wir drei einen Moment lang schweigend herum. Also, ich meine, für sie war es Schweigen. Mein Gehirn wurde unterdessen von ihren Gedanken – ganz besonders von Aprils – total zugetextet. Sie holte dauernd ganz tief Luft, als ob sie hyperventiliert, und irgendwo tief im Innern ihres Kopfes konnte ich ihre Stimme hören – ein Wirrwarr aus Gedanken und Wortfetzen, die ich nicht auseinandersortieren konnte. »April, jetzt mach mal langsam«, beschwerte ich mich. »Ich werd ja noch ganz meschugge.«
    Was ein Fehler war.
    April drehte sich ganz langsam zu mir um, und die Augen quollen ihr fast aus dem Kopf. »Du kannst echt meine Gedanken lesen?«, flüsterte sie.
    Ich stemmte die Hände in die Hüften und machte mich bereit für den Angriff. Ich muss zugeben, dass es ein tolles Gefühl war, zur Abwechslung mal diejenige zu sein, die den Überblick hatte. »Wie oft soll ich es dir denn noch sagen?«, seufzte ich und hörte mich wahrscheinlich genauso an wie unsere Mom, wenn wir mal wieder vergessen hatten, unsere dreckigen Socken in die Wäsche zu bringen. »Wir waren noch klein. Und ich konnte deine Gedanken hören, erinnerst du dich? Du konntest sehen, was Mom tat, noch bevor sie es überhaupt getan hatte, und May ist nicht einmal, sondern zweimal verschwunden, und ich hab immerzu deine Gedanken gelesen und sie allen erzählt.«
    April öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu und öffnete ihn noch mal. »Und ich hab gedacht, du spinnst bloß rum«, sagte sie. »Ich dachte echt, du ziehst bloß diese Kleine-Schwester-Nummer ab.«
    Â»Denkst du das jetzt immer noch? Nach diesem Nachmittag? Willst du mir echt einreden, dass du das immer noch für ein Hirngespinst von mir hältst?«
    Â»Hey, hey, Moment mal«, rief May und wedelte mit den Händen, als wolle sie irgendwas verscheuchen. »April, du kannst echt in die Zukunft
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