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Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June

Titel: Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
Autoren: Robin Benway
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nicht«, gestand ich. Hätte ich nicht das Lenkrad so krampfhaft festgehalten, hätten mir die Hände gezittert. »Ich hab nur die Spur gewechselt. Sonst nichts.«
    Â»Na ja, was es auch war, ich fand’s toll«, grinste May und lehnte sich wieder zurück. »Endlich ist hier mal ein bisschen was los.«

Kapitel 2
    Â»Ich hab mich mein ganzes Leben lang darauf vorbereitet.«
    May
    Bei April hört sich die ganze Geschichte am Anfang immer so dramatisch an. »Oooh, und da hab ich rot gesehen, und ich wusste, es war ein Zeichen, und der Himmel öffnete sich, und die Nebelschwaden rollten heran …« Und so weiter und so fort.
    Also, so dramatisch war der Tag nun auch wieder nicht.
    Zumindest nicht, bevor ich dazukam.
    Sobald meine Schwestern und ich durch die Schultür gingen, tauchten wir in unseren Wochenalltag ein, was im Wesentlichen bedeutete, dass wir uns in den darauffolgenden sechs Stunden und 37 Minuten praktisch nicht mehr kannten. Ja, vielleicht wenn eine von uns beispielsweise Geburtstag hatte, dann hob man mal kurz grüßend die Augenbraue, aber ansonsten kannte ich sie nicht und umgekehrt.
    Was nicht heißen soll, dass sie mich nach der Schule irgendwie kannten.
    Ich nehme an, das ist einfach so, wenn man die Mittlere ist. Als wir jünger waren, kam Mom immer mit diesem steinalten Gleichnis vom Sandwich an, um zu erklären, warum das mittlere Kind so wahnsinnig wichtig sei. »Du bist nämlich sozusagen die Wurst im Brötchen!«, sagte sie immer, und meistens erinnerte ich sie dann daran, dass nicht ich, sondern June diejenige ist, die bei uns auf Wurst steht, was ihre Metapher dann mehr oder weniger den Bach runtergehen ließ.
    Ich will hier auch gar nicht auf Geschwisterneid machen. Schließlich mag ich meine Schwestern ja. Glaub ich jedenfalls. Biologisch gesehen hab ich vermutlich auch gar keine andere Wahl. Ich fänd es nur manchmal eben genial, wenn sie nicht ganz so sehr wären wie … sie eben. Besonders in der Schule, wo June gerade ihre soziale Schmetterlingsmetamorphose durchmacht und April offenbar von einem Leben voller Bücher, Intelligenz und Doktortitel träumt, rutscht man halt schon ziemlich schnell mal durch die Maschen.
    Und jetzt, wo meine Eltern geschieden sind, komm ich mir so mittelmäßig vor wie noch nie. Dabei hat mein Selbstwertgefühl keineswegs gelitten. Es ist nur so, dass mich bis vor Kurzem die Tatsache, dass meine Eltern noch verheiratet waren, von den anderen unterschieden hat. Aber jetzt? Jetzt sind wir nur noch Durchschnitt. Total unspannend.
    Irgendwie denk ich ja auch, ich hab mich mein ganzes Leben lang darauf vorbereitet.
    Da hätte es mich fast gewundert, wenn es nicht tatsächlich so gekommen wäre.
    An jenem Montagmorgen also, als alles anfing, fuhr uns April in unserem Schneckomobil zur Schule. Erste Stunde Geometrie: mit dem Zirkel eine Schneemannfamilie gezeichnet. Zweite Stunde Sport: sofort die Bauchschmerznummer abgezogen und im Minutentakt gestöhnt, während die anderen ihre Runden gehetzt sind, bis sie ganz schwitzig und stinkig waren. Ich finde echt, dass der Zwang, Sporthosen zu tragen, als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelten sollte. (Als ich das neulich so zu April gesagt hab, hat sie nur die Augen verdreht und mich runtergeputzt. »Weißt du, May, es gibt Leute, die haben tatsächlich unter Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelitten. Darüber macht man keine Witze.« Sie ist echt so humorlos wie ein Floh. Und zwar wie ein extrem humorloser Floh.)
    Dritte Stunde: Europäische Geschichte. Ich hasse Geschichte. Ja, ich kenne den Spruch, dass die, die aus der Geschichte nichts lernen, dazu verdammt sind, sie zu wiederholen – aber mal ehrlich. Die Geschichte wird nun schon seit Hunderten von Jahren erforscht, und es gibt immer noch Kriege und Hungersnöte und Diktatoren und üble Krankheiten. Die Geschichte wird sich wiederholen, völlig egal, ob ich mir nun 56 Minuten pro Tag was darüber eintrichtern lasse oder nicht.
    Ganz besonders hasse ich übrigens die europäische Geschichte. Ich finde Europa ja total okay, und eines Tages werde ich in Paris wohnen, mit Blick auf den Eiffelturm, und mit einem Künstler zusammenleben – also, ich hab absolut kein Problem mit den Europäern. Aber ihre Geschichte ist einfach nur albern. Wär es denn wirklich so ein Drama gewesen, einem König mal ’nen anderen Namen zu verpassen
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