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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
Autoren: James Dashner
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gesehen.«
    Er streckte den Arm aus und zeigte auf Thomas. »Und ich wette deine erste Mahlzeit drauf, dass der alte Benny genau das Gleiche sagen wird.«
    Thomas sah ihm weiter in die Augen, erwiderte aber nichts darauf. Panik erfüllte ihn. Hörte es irgendwann mal auf ständig schlimmer zu werden?
    »Hast dich nass gemacht wegen dem bösen, bösen Griewer, was?«, höhnte der Junge. »Bisschen Schiss jetzt, was? Willst nicht gestochen werden, oder?«
    Da war das Wort wieder. Gestochen . Thomas wollte nicht darüber nachdenken, sondern zeigte die Treppe hoch, wo das Gestöhn des Kranken herkam. »Wenn Newt da oben ist, dann will ich mit ihm reden.«
    Der Junge sagte nichts, sondern starrte Thomas nur mehrere Sekunden lang finster an. Dann schüttelte er den Kopf. »Weißt du was? Hast Recht, Tommy – ich sollte nicht so gemein zu einem Neuen sein. Geh ruhig nach oben, Alby und Newt helfen dir bestimmt gern weiter. Na komm, geh ruhig. Nichts für ungut.«
    Er gab Thomas einen leichten Klaps auf die Schulter, trat dann zurück und machte ihm den Weg nach oben frei. Aber Thomas merkte natürlich, dass der Typ es nicht ernst meinte. Er hatte vielleicht das Gedächtnis verloren, aber ein Idiot war er deswegen noch lange nicht.
    »Wie heißt du?«, fragte Thomas, weil er noch unentschieden war, ob er nun hochgehen sollte oder nicht.
    »Gally. Und lass dich von niemandem verarschen. Ich bin der echte Anführer hier, nicht die beiden alten Knacker-Strünke da oben. Ich. Kannst mich Captain Gally nennen.« Er lächelte zum ersten Mal; sein Gebiss sah genauso abartig aus wie seine Nase. Zwei oder drei Zähne fehlten und kein einziger war auch nur halbwegs weiß. Thomas konnte genug von seinem Atem riechen, dass sich ihm der Magen umdrehte. Es erinnerte ihn an irgendetwas Scheußliches, aber er wusste nicht was.
    »Na schön«, sagte er, obwohl ihn der Typ so ankotzte, dass er am liebsten geschrien oder ihm eine reingehauen hätte. » Captain Gally.« Er salutierte übertrieben vor ihm, wobei er einen Adrenalinstoß verspürte, weil er wusste, dass er es gerade einen Tick zu weit trieb.
    Ein paar von den Jungs kicherten und Gally fuhr mit hochrotem Kopf herum. Mit vor Hass gerunzelter Stirn und gekrauster Kartoffelnase sah er Thomas an.
    »Geh einfach die Treppe hoch«, sagte Gally. »Und geh mir aus den Augen, du kleine miese Ratte.« Er zeigte wieder nach oben, ließ aber den Blick nicht von Thomas.
    »Von mir aus.« Thomas sah sich noch einmal um, beschämt, verwirrt, ärgerlich. Er spürte, dass er ein knallrotes Gesicht hatte. Niemand versuchte ihn aufzuhalten, außer Chuck, der an der Tür stand und immer wieder den Kopf schüttelte.
    »Das darfst du nicht«, sagte der Kleine. »Du bist ein Frischling – du darfst da nicht rein.«
    »Geh«, sagte Gally mit einem falschen Lächeln. »Geh ruhig hoch, mein Lieber.«
    Mittlerweile tat es Thomas leid, dass er überhaupt hereingekommen war – aber er wollte unbedingt mit Newt sprechen.
    Bei jedem Schritt knarrte und ächzte die Treppe unter seinem Gewicht. Wenn die Lage unten nicht so extrem unangenehm gewesen wäre, wäre er aus lauter Angst, durch die morschen Stufen zu brechen, nicht weitergegangen. Er ging trotzdem hoch, bei jedem Splittern zusammenzuckend. Die Treppe endete auf einem Absatz, es ging nach links, dann kam er auf eine Galerie mit einem Geländer auf einer Seite, von der mehrere Zimmer abgingen. Nur aus einem drang unten durch den Türspalt Licht heraus.
    »Die Verwandlung!«, brüllte Gally von unten. »Freu dich schon drauf, du Neppdepp!«
    Vielleicht stachelte ihn Gallys Hohn an, jedenfalls ging Thomas geradewegs auf die Tür zu, ohne die knarrenden Dielen und das Gelächter von unten zu beachten – ohne an diese ganzen Worte zu denken, die er nicht kannte, und die schrecklichen Gefühle, die sie bei ihm auslösten. Er fasste nach dem Türgriff, drehte ihn und öffnete die Tür.
    Im Zimmer beugten Newt und Alby sich über etwas, das im Bett lag.
    Thomas streckte den Kopf vor, um zu sehen, worüber sich alle so aufregten, aber als er den Kranken sah, wurde ihm kalt ums Herz. Er musste Galle herunterwürgen, die ihm die Kehle hochstieg.
    Er sah nur ganz kurz hin – nur ein paar Sekunden –, doch den Anblick würde er nie vergessen. Ein bleicher, verkrampft daliegender Junge, dessen bloßer Oberkörper scheußlich entstellt war, wand sich vor Schmerzen. Angeschwollene, krankhaft grüne Adern überzogen seinen ganzen Körper wie gespannte Seile.
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