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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
Autoren: James Dashner
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nichts draus. In ein paar Wochen hast du dich dran gewöhnt. Dir geht’s gut und du kannst mitarbeiten. Keiner von uns hatte am ersten Tag den blassesten Dunst, also mach dir nichts draus. Dein neues Leben beginnt morgen.«
    Alby drehte sich um, bahnte sich einen Weg durch die vielen Jungs und ging dann auf das windschiefe Holzhaus in der Ecke zu. Die meisten verzogen sich allmählich, nicht ohne Thomas vorher noch ausgiebig gemustert zu haben.
    Thomas verschränkte die Arme vor der Brust, machte die Augen zu und atmete tief durch. In seinem Innern war eine schreckliche Leere, die sich jetzt mit Hoffnungslosigkeit füllte, von der ihm das Herz wehtat. Es war alles zu viel – wo war er? Was war dieser Ort? War es ein Gefängnis? Wenn ja, warum war er dann hier und für wie lange? Die Jungen sprachen eine seltsame Sprache und schienen sich einen Dreck darum zu scheren, ob er lebte oder nicht. Wieder drohten ihm Tränen in die Augen zu schießen, aber er unterdrückte sie.
    »Was habe ich bloß falsch gemacht?«, flüsterte er, ohne jemand Bestimmtes danach zu fragen. »Was habe ich bloß falsch gemacht – warum bin ich hierhergeschickt worden?«
    Newt schlug ihm freundlich auf die Schulter. »So wie du dich gerade fühlst, Frischling, so haben wir uns am Anfang alle gefühlt. Jeder von uns ist aus der dunklen Box gekommen und hat den ersten Tag lang gelitten. Die Lage hier ist ernst und bald wird sie noch viel schlimmer für dich werden, das kannst du mir glauben. Aber früher oder später wirst du noch ein echter Kämpfer. Du bist kein Feigling, das sieht man sofort.«
    »Ist das hier ein Gefängnis?«, fragte Thomas. Verzweifelt durchforstete er den Nebel im Kopf und versuchte irgendeinen Zugang zu seiner Vergangenheit zu finden.
    »Ist das deine große Preisfrage?«, gab Newt zurück. »Wir haben keine erfreulichen Antworten für dich, jedenfalls jetzt noch nicht. Am besten bist du still und akzeptierst, dass hier alles anders ist – morgen ist auch noch ein Tag.«
    Thomas ließ den Kopf hängen und sagte nichts, sondern starrte nur den gesprungenen Steinboden an. Am Rand einer Steinplatte wuchs eine Reihe Kräuter, aus denen sich winzige gelbe Blüten hochreckten, als suchten sie nach der Sonne, die längst hinter den Riesenmauern der Lichtung verschwunden war.
    »Mit Chuck wirst du gut zurechtkommen«, sagte Newt. »Fetter kleiner Strunk, aber eigentlich gar nicht übel. Wart hier, ich bin gleich wieder da.«
    Newt hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, als ein markerschütternder Schrei die Luft durchschnitt. Das hohe, schrille, kaum menschlich klingende Kreischen hallte über den Hof; alle drehten sich danach um. Thomas hatte das Gefühl, ihm würde das Blut in den Adern gefrieren, als ihm klar wurde, dass das schreckliche Geräusch aus dem Holzhaus kam.
    Sogar Newt zuckte zusammen und runzelte besorgt die Stirn.
    »Mist«, sagte er. »Kommen die blöden Sanis keine fünf Minuten allein mit dem Kerl zurecht, ohne dass ich danebenstehen muss?« Er schüttelte den Kopf und trat leicht gegen Thomas’ Fuß. »Such nach Chucky, sag ihm, er soll sich um deinen Schlafplatz kümmern.« Und damit rannte er auf das Holzhaus zu.
    Thomas ließ sich wieder an der rauen Baumrinde nach unten rutschen, drückte sich mit dem Rücken gegen den Stamm, machte die Augen zu und wünschte, er könnte aus diesem fürchterlichen, unfassbaren Traum aufwachen.

 
     
    Thomas blieb eine Weile so sitzen, unfähig sich zu bewegen. Schließlich zwang er sich zu dem windschiefen Gebäude hinüberzusehen. Mehrere Jungen liefen davor herum und warfen besorgte Blicke hoch zu den Fenstern im oberen Stock, als könnte jeden Moment ein scheußliches Monster in einem Regen aus Glas und Holz herausspringen.
    Ein metallisches Klicken in den Zweigen über ihm erregte seine Aufmerksamkeit. Als er hochschaute, sah er gerade noch etwas grellrot und silbern aufblitzen, dann war es um den Stamm herum verschwunden. Er raffte sich auf und umrundete den Baum, reckte den Hals, konnte aber nichts außer nackten Zweigen entdecken, die ihre grauen und braunen Finger wie ein Skelett ausstreckten – und ungefähr genauso tot wirkten.
    »Das war eine Käferklinge«, sagte jemand.
    Thomas drehte sich um und sah einen nicht besonders großen, pummeligen Jungen, der ihn anstarrte. Er war noch jung – wahrscheinlich der Jüngste aus der Gruppe, um die zwölf oder dreizehn vielleicht. Die braunen Haare hingen ihm über die Ohren bis auf die Schultern. Das
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