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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
Autoren: James Dashner
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nicht dran dachte, warum er so krank geworden war …
    »Wie heißt du?«, rief Chuck, der hinter ihm hergerannt kam.
    »Was?«
    »Name? Hast du uns noch nicht verraten – und ich weiß, dass du dich daran noch erinnerst.«
    »Thomas.« Er hörte seine eigene Antwort kaum, seine Gedanken waren schon wieder mit etwas anderem beschäftigt. Wenn es stimmte, was Chuck da sagte, dann hatte er gerade eine Gemeinsamkeit mit den anderen Jungen entdeckt: dass der Gedächtnisverlust bei allen gleich ablief. Jeder wusste noch seinen Namen. Warum nicht die Namen seiner Eltern? Warum nicht den Namen eines Freundes? Warum nicht seinen Nachnamen?
    »Freut mich, Thomas«, sagte Chuck höflich. »Und mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um dich. Ich bin schon einen ganzen Monat hier und kenne mich bestens aus. Auf Chuck ist Verlass, okay?«
    Thomas war mittlerweile fast an der Tür der Bretterbude angekommen, vor der eine Gruppe Jungs herumstand, als ihn plötzlich Wut überkam. Er drehte sich zu Chuck um. »Du behauptest, du würdest dich um mich kümmern, dabei verrätst du mir überhaupt nichts!« Er wandte sich wieder in Richtung Tür, fest entschlossen da reinzugehen und selbst nach Antworten zu suchen. Woher er auf einmal den Mut dazu hatte, war ihm selbst schleierhaft.
    Chuck zuckte die Achseln. »Nichts, was ich sage, wird dir helfen«, sagte er. »Ich bin ja im Grunde auch noch ein Neuer. Aber ich kann dein Freund sein –«
    »Ich brauche keine Freunde«, schnitt Thomas ihm das Wort ab.
    Er stand jetzt an der Tür, einem hässlichen, verwitterten Holzbrett, machte sie auf und sah mehrere Jungen mit stoischen Gesichtern unten an einer selbst gezimmerten Treppe stehen, deren Stufen und Geländer krumm und schief waren. Die Wände im Flur waren mit einer dunklen Tapete bedeckt, die halb herunterhing. Die einzig sichtbare Verschönerung war eine verstaubte Vase auf einem dreibeinigen Tisch und ein Schwarz-Weiß-Foto von einer alten Frau in einem altmodischen, weißen Kleid. Thomas musste an ein Spukhaus in einem Film denken. Im Boden fehlte sogar hier und da eine Diele.
    Im Haus roch es nach Staub und Moder – ganz im Gegensatz zu den angenehmen Gerüchen draußen. An der Decke hingen flackernde Neonröhren und Spinnweben. Er fragte sich, wo hier auf der Lichtung die Elektrizität herkommen mochte. Er starrte die alte Frau auf dem Bild an. Hatte sie früher mal hier gelebt? Sich um die Jungs gekümmert?
    »Guckt mal, der Frischling«, rief ein älterer Junge. Thomas fuhr zusammen, als ihm klar wurde, dass es derselbe schwarzhaarige Typ war, der ihn vorhin mit so einem tödlichen Blick bedacht hatte. Er sah aus, als wäre er um die fünfzehn, und war groß und dünn. Seine Nase war groß und knubbelig wie eine Kartoffel. »Ich wette, der Strunk hat sich die Hosen vollgeklonkt, als er Benny-Baby kreischen gehört hat. Und, brauchst du ’ne neue Windel, Neppdepp?«
    »Ich heiße Thomas.« Er konnte den Typen nicht ausstehen. Ohne ein weiteres Wort ging er zur Treppe, weil er nur wegwollte und nicht wusste, was er sagen oder sonst tun sollte. Aber der Schlägertyp versperrte ihm mit erhobener Hand den Weg.
    »Moment mal, Frischling.« Er zeigte mit dem Daumen Richtung oberes Stockwerk. »Neulinge dürfen keine Leute sehen, die … gepackt worden sind. Newt und Alby erlauben das nicht.«
    »Warum lässt du mich nicht in Ruhe?«, fragte Thomas und versuchte seine Angst zu überspielen und nicht darüber nachzudenken, was gepackt heißen mochte. »Ich weiß nicht mal, wo ich bin. Ich will nur, dass mir jemand hilft.«
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Freundchen.« Der Junge verschränkte die Arme und sah ihn mit grimmigem Gesicht an. »Ich habe dich schon mal gesehen. Irgendetwas ist faul daran, dass du bei uns auftauchst, und ich werde rausfinden, was das ist.«
    Zorn überkam Thomas. »Ich habe dich noch nie im Leben gesehen. Ich habe keine Ahnung, wer du bist, und es ist mir auch scheißegal«, schnaubte er. Dabei wusste er ja eigentlich gar nicht, ob das stimmte. Aber warum konnte der Kerl sich dann an ihn erinnern?
    Der Schlägertyp lachte höhnisch, ein Gelächter gemischt mit einem fiesen Rotzgeräusch. Dann wurde sein Gesicht ganz ernst, die Augenbrauen zusammengezogen. »Ich habe … dich gesehen, Strunk. Nicht besonders viele hier sind schon gestochen worden.« Er zeigte die Treppe hoch. »Ich hab’s erlebt. Ich weiß, was der alte Benny da gerade durchmacht. Ich war da. Und bei der Verwandlung habe ich dich
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