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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
Autoren: James Dashner
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verwirrend.
    In ihm wüteten die verschiedensten Gefühle: Verwirrung, Neugier, Panik, Angst. Aber darunter lag das düstere Gefühl totaler Hoffnungslosigkeit, als wäre seine Welt untergegangen und aus seinem Gedächtnis gelöscht und durch etwas ganz Schreckliches ersetzt worden. Am liebsten würde er wegrennen und sich vor diesen Typen verstecken.
    Der Junge mit der heiseren Stimme sagte wieder etwas. »… schafft nicht mal das, da könnt ich einen drauf lassen.« Das dazugehörige Gesicht konnte Thomas immer noch nicht sehen.
    »Ich hab gesagt, ihr sollt die Klappe halten!«, schrie der dunkelhäutige Junge. »Wenn ihr hier weiter rumsabbelt, ist die nächste Pause nur halb so lang!«
    Das musste ihr Anführer sein. Es nervte Thomas, dass er von allen angestarrt wurde, er konzentrierte sich lieber auf die Lichtung, wie der Junge den großen Platz genannt hatte.
    Die Lichtung schien mit großen Steinblöcken gepflastert zu sein. Viele hatten Sprünge, aus denen langes Gras und Unkraut wuchs. Ein seltsames, ziemlich verfallenes Holzhaus in einer der vier Ecken bildete einen starken Kontrast zu den grauen Steinen. Um das Haus herum standen ein paar Bäume, deren Wurzeln sich wie knotige Finger auf der Suche nach Nahrung in den Steinboden gebohrt hatten. In einer anderen Ecke waren Gärten angelegt – Thomas konnte Mais, Tomatenstauden und Obstbäume erkennen. In der Ecke gegenüber waren Ställe mit Schafen, Schweinen und Kühen darin. In der vierten Ecke wuchs ein Wäldchen, dessen vordere Baumreihe halb tot und verkrüppelt aussah. Der Himmel war wolkenlos und blau, doch die Sonne war nirgends zu sehen, obwohl es sehr hell war. Die langen Schatten der Mauern verrieten weder Uhrzeit noch Himmelsrichtung – es musste entweder früher Morgen oder Spätnachmittag sein. Thomas atmete tief durch, um sich etwas zu beruhigen. Viele Gerüche strömten auf ihn ein: frisch umgegrabene Erde, Mist, Kiefern, etwas Verfaultes, etwas Süßes … Irgendwie wusste er, dass es auf einem Bauernhof so roch.
    Thomas sah wieder seine mutmaßlichen Entführer an, unsicher, aber er musste Fragen stellen. Entführer, dachte er. Wo kam dieses Wort auf einmal her? Er musterte ein Gesicht nach dem anderen. Beim hasserfüllten Blick eines schwarzhaarigen Jungen durchlief es ihn eiskalt. Der Kerl sah ihn derart zornig an, dass es Thomas nicht gewundert hätte, wenn er mit einem Messer auf ihn losgegangen wäre. Als ihre Blicke sich begegneten, schüttelte der Junge den Kopf, wandte sich ab und ging zu einer Bank, die neben einer schmierigen Eisenstange stand. Oben an der Stange hing eine bunte Flagge schlaff herunter; ohne Wind konnte man ihr Muster nicht erkennen.
    Völlig durcheinander starrte Thomas dem Jungen hinterher, bis der sich umdrehte und hinsetzte. Thomas sah schnell wieder weg.
    Der Anführer der Gruppe – der vermutlich um die siebzehn war – machte einen Schritt nach vorn. Er hatte Alltagskleidung an: ein schwarzes T-Shirt, Jeans, Turnschuhe, Digitaluhr. Aus irgendeinem Grund überraschte diese Kleidung Thomas – ihm schien, als müssten eigentlich alle Sträflingsklamotten tragen oder so etwas. Der dunkelhäutige Junge hatte kurz geschorene Haare und ein glatt rasiertes Gesicht. Doch abgesehen von seinem finsteren Blick hatte er absolut nichts Bedrohliches an sich.
    »Es ist eine lange Geschichte, Strunk«, sagte der Junge. »Du wirst es nach und nach rausfinden – morgen mache ich eine Tour mit dir. Bis dann … und mach so lange nichts kaputt.« Er streckte ihm die Hand hin. »Alby.« Er wartete, dass Thomas ihm die Hand gab.
    Thomas weigerte sich. Instinktiv wandte er sich ohne ein Wort von ihm ab und ging zu einem Baum in der Nähe, an dessen rauer Rinde er sich auf den Boden rutschen ließ. Wieder stieg eine Panik in ihm auf, die fast nicht auszuhalten war. Er atmete tief durch und zwang sich dazu, seine neue Situation zu akzeptieren. Mach einfach mit , dachte er. Sich heulend in eine Ecke zu verkriechen bringt bestimmt nichts .
    »Dann erzähl’s mir halt«, rief Thomas und hoffte, dass seine Stimme nicht zitterte. »Erzähl mir die lange Geschichte!«
    Alby sah seine Freunde neben sich an und verdrehte die Augen. Thomas betrachtete die Gruppe. Mit seiner ersten Schätzung hatte er gar nicht schlechtgelegen – es waren vermutlich fünfzig bis sechzig Jungs, von Teenagern um die vierzehn bis zu jungen Männern wie Alby, der einer der Ältesten zu sein schien. In diesem Augenblick drehte Thomas sich der
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