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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition)
Autoren: Jennifer Bosworth
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negative Aufladung an. Ich hatte meine Energie – die Energie, die in mir gespeichert war – an das Gewitter abgegeben, doch Wolken waren kein brauchbarer Speicherplatz. Wolken versuchten, ihre Energie freizusetzen, sie mit der richtigen Quelle zu verbinden.
    Und diese Quelle würden sie in der Wüste finden, tief in den Spalten in der Erdoberfläche.
    Das sechste Siegel. Die Puente-Hills-Verwerfung.
    Der Anblick von Parker brach die Trance, in der mich die Blitze gehalten hatten, und Jeremy, der die Veränderung bemerkte, machte zwei Schritte, bis er vor mir stand. Sein Gesicht war in rotes Licht getaucht. Mein Herz … mein Verbrennungsofen von einem Herzen … sehnte sich nach ihm. Ich wollte ihm nicht noch mehr Schmerz zufügen, schien jedoch dazu bestimmt zu sein.
    »Mia, lass los«, sagte er leise.
    Ich nickte, doch als ich versuchte, meine Hände zurückzuziehen, um mich aus dem Kreis zu lösen, stellte ich fest, dass das nicht möglich war. Ich war mit den Aposteln verschmolzen.
    »Ich wusste, dass man dir nicht trauen kann«, sagte Iris durch den Schmerz hindurch, mit mir verbunden zu sein. »Aber du hast deine Rolle trotzdem gespielt, nicht wahr? Du hast Vater gegeben, was er wollte.« Ihr Lächeln war voller Hass. Voller Triumph.
    Ich wollte erneut meine Hände mit einem Ruck befreien und renkte mir dabei fast die Schulter aus. Mich von ihnen loszureißen würde nicht funktionieren. Ich musste ihnen meine Energie entziehen, sie wieder in mich aufsaugen. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie ich das tun sollte.
    Der Himmel leuchtete auf, so hell, dass ich kurzzeitig geblendet war. Ein ohrenbetäubendes Donnern ertönte.
    Als ich wieder sehen konnte, fiel mein Blick über Jeremys Schulter auf Prophet. In seinen Augen war wilde Verzückung zu erkennen, und er hielt Mom noch immer das Messer an die Kehle. »Es ist zu spät!«, rief er und brauchte kein Mikrofon, um sich im ganzen Zelt Gehör zu verschaffen. »Das Unwetter zieht in Richtung Wüste! Bald wird die Erde beben, der letzte Turm wird fallen, und die missratenen Kinder dieser Stadt werden mit ihm fallen! Das ist der Anfang vom Ende!«
    Er packte Mom fester, während er sprach, und krümmte sich bei seinen letzten Worten ekstatisch. Die Klinge des Messers, das er ihr nach wie vor gegen den Hals presste, drang tiefer ein, woraufhin sich ihre Augen weiteten und Blut – eine Unmenge von Blut – aus ihrem Hals sprudelte.
    »Nein!«, schrie ich. In einer qualvollen Anstrengung saugte ich die Energie wieder ein, mit der ich die Apostel umhüllt hatte, riss meine Hände los und sprengte den Kreis. Ein gewaltiger Spannungsstoß stieg auf wie ein Atompilz, und die Apostel schrien auf, taumelten rückwärts und fielen über den Rand der Plattform auf die Jünger. Mein Körper wurde von einem Schmerz durchflutet, als würden alle meine Knochen brechen und alle meine Muskeln reißen. Der Schmerz war mir jedoch egal.
    Jeremy packte mich und hielt mich fest. Ich schlug und trat um mich, aber er ließ mich nicht los.
    Prophet hielt Moms schlaffen Körper in den Armen. Sein Mund stand vor Verwirrung offen. Mir wurde bewusst, dass ihm nicht klar war, was er getan hatte, dass er nicht verstand, weshalb Mom in seinen Armen zu einer lebensgroßen Puppe geworden war. Er konnte sie nicht sehen.
    Dann musste er das Blut gespürt haben, das Moms weißes Kleid durchtränkte und sich ausbreitete, bis das Kleid mehr rot als weiß war, da er den Kopf schüttelte und mit den Lippen ein »Nein« formte.
    Noch hatte Mom die Augen geöffnet. Sie sah mich an. Sie – die Mom, die ich kannte. Die Mom, aus der Zeit vor Prophet. Vor dem Erdbeben. Diejenige, von der ich geglaubt hatte, ich hätte sie für immer verloren.
    Und jetzt würde ich sie tatsächlich verlieren.
    Sie öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, aber offenbar waren ihre Stimmbänder durchtrennt, da sie keinen Ton herausbrachte. Dann sackte sie in sich zusammen und war totes Gewicht in Prophets Armen.
    Prophets Augen rollten nach oben zum Himmel, der vor Elektrizität pulsierte.
    Alles in mir wurde rot. Ich wehrte mich gegen Jeremys Griff und konnte mich plötzlich befreien. Jeremy fiel zu Boden, und seine Augen zuckten hinter seinen Lidern, als ihn eine Vision überfiel.
    Ich ließ ihn liegen und ging auf Prophet zu. »Sehen Sie mich an«, forderte ich ihn auf.
    Prophet richtete seine blinden Augen auf mich. »Das war kein Teil des Plans. Sie sollte nicht sterben.«
    Ich hob die Hände, in denen Hitze kochte
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