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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition)
Autoren: Jennifer Bosworth
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lächelte.
    »Ich liebe dich«, sagte sie.
    Als Antwort schnitt Prophet tiefer.
    »Mia.« Jeremy starrte auf meine Hände.
    Ich blickte nach unten und sah, was er sah. Meine Hände brannten.
    Nein. Sie brannten nicht, leuchteten jedoch blutrot und waren heiß. Glühend heiß. Aus meinen Handflächen traten rote Energiefäden aus, die sich wanden, als würden sie nach etwas suchen, an das sie sich heften konnten. Meine Hände waren von roten Halos umgeben.
    »Schließ dich dem Kreis an«, sagte Prophet erneut, dieses Mal mit einer Endgültigkeit in seiner Stimme, die mir verriet, dass er mich nicht noch einmal auffordern würde.
    »Mia, das darfst du nicht machen«, flehte Jeremy mich an. »Du weißt doch, was passieren wird.«
    Ich sah Jeremy in die Augen, aber nur für einen Moment, bevor ich den Blick wieder abwenden musste. Bevor ich meine Hände in Richtung der Apostel ausstreckte, während mein Herz vor Wut und Verzweiflung zu explodieren drohte. Prophet würde meiner Mutter die Kehle durchschneiden, wenn ich ihn nicht daran hinderte, und ich würde dabei zusehen müssen, wie sie starb. Das durfte ich nicht zulassen. Ich konnte nicht zusehen, wie Mom starb, in dem Wissen, dass es mir misslungen war, sie zu retten. Dass ich sie ein letztes Mal im Stich gelassen hatte.
    Also würde ich stattdessen die Welt im Stich lassen.
    Vielleicht würde das Unwetter kein weiteres Erdbeben auslösen, dachte ein Teil von mir. Vielleicht würde Prophets Plan scheitern, selbst wenn ich ihm Blitze gab.
    Doch ein anderer Teil von mir kannte die Wahrheit; wusste, dass Prophets Plan funktionieren würde, da Jeremy ihn so oft hatte funktionieren sehen.
    Die Apostel öffneten ihren Kreis und empfingen mich, und als ich ihnen die Hände reichte, spürte ich die prasselnde Feuersbrunst aus meinem Herzen strömen, durch meine Arme in meine Hände und in den Kreis. Ivan und Iris, die Apostel zu meiner Rechten und zu meiner Linken, schrien vor Schmerz auf, als ich sie versengte, ließen meine Hände jedoch nicht los. Selbst wenn sie gewollt hätten, wäre es ihnen nicht gelungen, da ich sie mit mir verschweißt hatte. Fäden blutroter Energie wickelten sich um ihre Arme, wuchsen, wurden länger und streckten sich wie meine Blitzschlag-Narben, um die Apostel zu umspannen. In ihrem Blick lag Entsetzen, als sich die Energie um ihre Gliedmaßen und um ihren Oberkörper schlang und sie vollständig einwickelte. Sie in blutrote Blitze hüllte.
    Ich spürte die Aufladung auf meiner Haut, als sich Gewitterwolken über uns sammelten und verdichteten. Wolken, die sich verdunkelten, bis sie die Farbe schwarzer Tinte hatten und von Elektrizität durchdrungen waren. Von meiner Elektrizität. Die Wolken füllten das Zelt und stiegen durch dessen Dach in den Himmel auf. Kurz darauf begannen Regentropfen auf das Zeltdach zu prasseln.
    Und dann erleuchtete purpurfarbenes Licht den Himmel, und Donner krachte.
    »Dein Wille geschehe!« Ein manisches Grinsen breitete sich auf Prophets Gesicht aus, als Blitze den Himmel erleuchteten und abermals Donner krachte. Und ich ertappte mich dabei, dass ich ebenfalls grinste, gepackt vom Nervenkitzel der Blitze, den ich überall auf meiner Haut spürte. Ich fühlte mich lebendig wie noch nie zuvor, und ich wünschte mir, dieses Gefühl würde niemals aufhören. Das war kein normales Gewitter. Das war mein Gewitter, das so lange darauf hatte warten müssen, endlich ausbrechen zu können.
    »Mia!«
    Über den Lärm des Donners hinweg war die Stimme kaum zu hören. Hätte es sich nicht um eine Stimme gehandelt, die ich besser kannte als jede andere, wäre sie mir womöglich entgangen.
    »Parker.« Meine Stimme schien aus hundert Meilen Entfernung zu kommen.
    Ich drehte den Kopf, blickte über die Schulter und sah ihn: meinen kleinen Bruder, der hinter den übrigen Suchenden zur Plattform ging, während Mr Kale eine Schneise schlug. Aber langsam. Zu langsam.
    Sie kamen zu spät. Das Unwetter hatte bereits angefangen, und jetzt setzte es sich in Bewegung. Ich spürte bereits, wie es sich von uns entfernte, und zwar so schnell, als würde es von irgendetwas gezogen, von irgendetwas eingeholt wie ein Fisch von einer Angelschnur.
    Die Wüste. Die Energie, die dort herrschte und summte wie ein unterirdisches Kraftwerk … Sie war wie der Funke oder das Licht. Wie man es nannte, spielte keine Rolle. Es handelte sich um Energie, und bestimmte Arten von Energie ziehen andere Arten von Energie an. Eine positive Aufladung zieht eine
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