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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition)
Autoren: Jennifer Bosworth
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um uns zu schließen.
    Mom lächelte mich an. »Los, Mia«, forderte sie mich leise auf. »Schließ dich dem Kreis an.«
    Prophets Blick kam auf mir zu ruhen.
    Schließ dich dem Kreis an, Mia, sagte seine Stimme in meinem Kopf. Ich brauche dein Licht. Ich brauche dein Feuer.
    Oh, nein. O Gott, falls du existierst, nein. Tu mir das nicht an, dachte ich.
    Schließ dich ihnen an! Dieses Mal bellte mir Prophet seinen Befehl in den Kopf. Tu es, oder ich werde deiner Mutter das Leben nehmen und ihre Seele wieder in die Finsternis schicken. Zweifle nicht an mir.
    Mein Blick huschte wild hin und her, suchte in der Menge nach Hilfe, hielt nach den Suchenden Ausschau, auf die ich hätte hören sollen, als ich die Chance dazu gehabt hatte. Falls sie tatsächlich anwesend waren, erhoben sie sich nicht, um ihre Einwände vorzubringen.
    »Mia?« Moms Lächeln verwelkte. »Los. Nimm ihre Hände.«
    Als Nächstes fiel mein Blick auf Jeremy, und ich sah, dass er die Augen geschlossen hatte, dass die Muskeln in seinem Hals angespannt waren, dass seine Wimpern zuckten und dass sich seine Augen hinter den Lidern bewegten.
    Dann riss er die Augen auf und sah mich an. Ich erkannte in seinem Blick, dass wir einen Fehler begangen hatten.
    Es hatte eine Planänderung gegeben.
    Ich rührte mich nicht von der Stelle. Ein Murmeln ging durch die Menge.
    Schließ den Kreis, forderte Prophet. Oder du wirst deine Mutter heute Abend sterben sehen und wissen, dass es deine Schuld war. Weil du dich geweigert hast, deine Rolle zu spielen.
    Ich war die fehlende Zutat, die er benötigte, um das Unwetter erzeugen zu können. Wenn ich mich weigerte mitzuspielen, würde es kein Unwetter geben. Keinen Anfang vom Ende. Die Welt würde sich weiterdrehen.
    Mom machte ein langes Gesicht. Sie starrte mich an, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Bitte, Mia«, flehte sie mich im Flüsterton an. »Tu, was dir dein Vater sagt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er wird nie mein Vater sein.«
    Prophets Lippen schälten sich von seinen weißen Zähnen, doch bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, explodierte im Freien etwas, und orangefarbenes Licht erleuchtete die Zeltwand. Schreie ertönten aus der Menge, als hungrige Flammen die Zeltplane zu verschlingen anfingen.
    »Es beginnt!«, dröhnte Prophet ins Mikrofon. »Bleibt, wo ihr seid, Brüder und Schwestern! Flieht nicht vor dem Feuer unserer Feinde, denn ihr Feuer ist schwach und vergänglich! Lasst die Hand eures Nachbarn nicht los! Wir müssen als vereinte Front gegen diejenigen zusammenstehen, die sich dem Willen Gottes widersetzen!«
    Weitere Explosionen, jetzt auf allen Seiten. Mir wurde bewusst, dass es sich um die Lagerfeuer handelte, deren Flammen hoch aufloderten und dann wieder zusammensackten. Aufloderten und zusammensackten, als würde jemand immer wieder literweise Benzin ins Feuer schütten. Ich wusste nicht, ob es das war, was draußen passierte, doch eines wusste ich ganz sicher.
    Die Suchenden waren gekommen, um mich zu holen.
    Ich packte Mom an der Hand, riss sie von Prophet los und stürzte zum Rand der Plattform. Mein Blick huschte zu Jeremy, weil ich mich vergewissern wollte, dass er uns folgte, doch er rührte sich nicht von der Stelle. Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, warum.
    Die Apostel hatten ihren Kreis um uns geschlossen. Ich spürte, wie ihre vereinte Energie die Luft in Bewegung setzte, bis sie sich verdichtete wie Nebel … wie Wolken. Der Luftdruck sank wie vor einem Gewitter, und ich spürte, dass sich jedes Haar auf meinem Körper aufrichtete. Meine Trommelfelle drohten zu platzen. Die Apostel hatten ohne mich angefangen. Aber ihnen fehlte ein Element. Ich war die letzte Zutat. Ich war der Blitz.
    Ich dachte an ein Spiel namens Red Rover, das ich als Kind gespielt hatte.
    Red Rover, Red Rover, schickt Mia herüber.
    Würde es uns gelingen, den Kreis zu durchbrechen?
    Red Rover, Red Rover, schickt Jeremy herüber.
    Und selbst wenn es uns gelänge, würden wir an den Jüngern vorbeikommen? Ihre Gesichter verrieten Entschlossenheit, und ihre Hände umklammerten einander noch fester als zuvor.
    Wir saßen in der Falle.
    Im Freien kam es zu weiteren Explosionen von Feuer und Licht. Die Wände des Zelts brannten langsam. Im Gegensatz zum Zelt des Dealers waren sie offenbar mit einem feuerhemmenden Mittel behandelt worden, doch das bedeutete nicht, dass das Weiße Zelt feuerfest war. Trotzdem wirkten die meisten Jünger nicht besorgt. Sie schienen sich mit der Vorstellung
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