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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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nach dem Klopfer zu greifen, da schien eine eisige Hand nach seiner Seele zu greifen. Er wich vor dem ausgezehrten Gesicht im Holz zurück, drehte sich um und folgte dem Blick der leblosen Augen über den Xzan zu den verschwommenen kahlen Hügeln, die in ihrem Auf und Ab bis zum Horizont reichten. War sein Plan vielleicht doch nicht ganz so sicher? Barg er Gefahr für ihn selbst? Nein, er schien keine Schwächen zu haben. Falls Iucounu tatsächlich den Schwindel bemerkte, konnte Cugel ihm immer noch die richtige Kuppe aushändigen und sich für das Versehen entschuldigen. Nein, die Gefahr war gering, die Aussicht auf Gewinn jedoch groß! Er wandte sich wieder der Tür zu und pochte.
    Eine Minute verging. Langsam schwang die Tür auf. Ein Schwall kalter Luft schlug ihm entgegen, von der ein bitterer Geruch ausging, der Cugel fremd war. Die schrägen Sonnenstrahlen fielen über seine Schulter durch den Eingang und malten ihr Muster auf den Fliesenboden. Unsicher spähte Cugel ins Innere und zauderte einzutreten, ohne dazu aufgefordert zu werden. »Iucounu!« rief er. »Kommt herbei und bittet mich in Euer Haus! Ich möchte eine nochmalige fälschliche Anschuldigung vermeiden!«
    Ein leises Geräusch war zu vernehmen, langsame Schritte näherten sich. Aus einem seitlichen Gemach trat Iucounu. Cugel fand, daß er sich ein wenig verändert hatte. Der große, weiche, gelbe Kopf wirkte schlaffer als das letzte Mal, die Kinnlappen hingen lose herab, genau wie die Nase, und das Kinn verlor sich fast unter dem breiten, zuckenden Mund.
    Der Zauberer trug einen viereckigen, braunen Hut mit nach oben gebogenen Ecken, einen Kittel in braunem und schwarzem Rautenmuster und ein pludriges Beinkleid aus dunkelbraunem Tuch mit schwarzer Stickerei – eine feine Gewandung, die der Zauberer jedoch ohne Anmut trug, fast, als fühle er sich nicht wohl in ihr. Auch seine Begrüßung fand Cugel merkwürdig.
    »Nun, Mann, was wollt Ihr? Ihr werdet nie lernen, auf den Händen an der Decke zu gehen.« Iucounu legte eine Hand vor den Mund, um sein Kichern zu verbergen.
    Cugel hob überrascht und zweifelerfüllt die Brauen. »Das ist auch nicht meine Absicht. Ich bin in einer sehr wichtigen Angelegenheit hier, nämlich um Euch zu melden, daß ich euren Auftrag zufriedenstellend ausführte.«
    »Ausgezeichnet!« rief Iucounu. »Dann gebt mir den Schlüssel zum Brotkasten.«
    »Brotkasten?« Cugel blinzelte verwirrt. Hatte Iucounu den Verstand verloren? »Ich bin Cugel, den Ihr in einer besonderen Mission in den Norden geschickt habt, und habe Euch die magische Kuppe gebracht,die einen Blick in die Überwelt gestattet!«
    »Natürlich! Natürlich!« rief Iucounu. » Brzm-szzst. Ich fürchte, ich muß erst wieder zu mir finden. Durch die vielen einander widersprechenden Bedingungen ist nichts mehr ganz so wie zuvor. Aber ich heiße Euch willkommen. Cugel, natürlich! Ich kenne mich wieder aus! Ihr seid fortgegangen und nun zurückgekehrt! Wie geht es unserem Freund Firx? Gut, hoffe ich. Er hat mir gefehlt. Ein großartiger Bursche, dieserFirx.« Cugel pflichtete ihm ohne große Überzeugung bei. »Ja, Firx hat sich wahrhaftig als Freund erwiesen, unermüdlich in seiner Aufmunterung.«
    »Ausgezeichnet! Tretet ein. Ich kümmere mich um eine kleine Erfrischung. Was zieht Ihr vor: Sz-mzsm oder szk-zsm? «
    Kopfschüttelnd blickte Cugel den Lachenden Magier an. Sein Benehmen war mehr als seltsam. »Ich kenne weder das eine noch das andere und möchte auch keines davon, vielen Dank. Doch seht! Die magische Kuppe!« Cugel streckte das gläserne Auge aus, das er hatte anfertigen lassen.
    »Ausgezeichnet!« rief Iucounu erneut. »Ihr habt Eure Sache gut gemacht, und Eure Verfehlung – ich erinnere mich nun, da ich alles sortiert habe, wieder genau – sei hiermit vergeben. Aber reicht mir die Kuppe! Ich muß sie ausprobieren!«
    »Selbstverständlich«, sagte Cugel. »Doch damit Ihrdie volle Pracht der Überwelt zu würdigen wißt, schlage ich vor, Ihr holt Eure andere Kuppe und blickt durch beide gleichzeitig. Nur so ist Euch ein voller Genuß gewiß.«
    »Wie wahr, wie wahr! Meine Kuppe! Wo hat dieser eigensinnige Schelm sie bloß versteckt?«
    »›Eigensinniger Schelm‹?« erkundigte sich Cugel. »Hat jemand Eure Wertsachen durcheinandergebracht?«
    »Nun, in gewisser Weise, ja.« Iucounu kicherte wild und warf beide Beine gleichzeitig hoch, so daß er heftig auf den Boden fiel, von wo er zu dem erstaunten Cugel sagte: »Es ist alles gleich und nicht
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