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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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kaum bewegen.«
    Cugel schöpfte neue Hoffnung, doch nun wurde Firx wieder ungeduldig und stieß mit den Krallen zu. Die Hände auf den Leib pressend, rief Cugel hastig: »Bevor du dir etwas ausdenkst, sei so gut und befrei mich von einem gewissen Firx – eine Kreatur, die meine Eingeweide zwickt.«
    Zaraides hob die Brauen. »Welche Art von Wesen ist dieser Firx?«
    »Ein besonders verabscheuungswürdiges von einem fernen Stern – ein Gewirr von Klauen, Scheren, Stacheln und Widerhaken.«
    »Eine einfache Sache«, versicherte ihm Zaraides. »Diese Kreaturen lassen sich mühelos entfernen. Komm mit, ich wohne nicht weit von hier.«
    Zaraides stand von seinem Baumstumpf auf, griff nach den Büchern und warf sie in die Luft. Wie von Schwingen getragen, flogen sie über die Wipfel und außer Sicht. Cugel blickte ihnen trübe nach.
    »Du staunst?« fragte Zaraides. »Es ist die einfachste Weise und schützt vor Dieben und Räubern. Gehen wir, damit wir diese Kreatur austreiben können, die dir so zu schaffen macht.«
    Er schritt durch die Bäume, und Cugel dicht hinter ihm her. Firx, der offenbar jetzt erst spürte, daß etwas gegen ihn im Gange war, versuchte, ihn vom Weitergehen abzuhalten. Sich windend und krümmend bemühte sich Cugel, Zaraides eilig zu folgen, der ohne einen Blick zurück dahinstapfte. Cugel taumelte und torkelte nun, und hin und wieder hüpfte er vor Schmerzen oder zuckte zusammen.
    Zaraides hatte sein Zuhause in der Krone einer gewaltigen Daobado. Eine Treppe führte zu einem kräftigen, tiefhängenden Ast, und dieser zu einer schweren Tür. Schmerzgepeinigt kroch Cugel die Treppe auf allen vieren hoch, den Ast entlang und in ein großes, viereckiges Gemach. Es war zugleich einfach und prächtig eingerichtet. Fenster boten in allen Richtungen einen Ausblick über den Wald. Ein dicker Teppich mit schwarz-braun-gelbem Muster bedeckte den Fußboden.
    Zaraides bedeutete Cugel, ihm in sein Arbeitsgemach zu folgen. »Gleich wirst du von deinem Plagegeist befreit sein.«
    Cugel schleppte sich ihm nach und ließ sich auf einen Wink auf einem Glaspiedestal nieder.
    Zaraides brachte ein Geflecht aus Zinkstreifen zum Vorschein, das er auf Cugels Rücken drückte. »Dadurch wird Firx erkennen, daß er es mit einem erfahrenen Zauberer zu tun hat«, erklärte er. »Wesen seiner Art haben gewaltigen Abscheu vor Zink. Nun ein einfacher Trunk aus Schwefel, Aquastel, einem Zycheauszug, bestimmten Kräutern wie Bournade, Hilp und Cassas, obgleich letztere nicht unbedingt erforderlich sind. Trink jetzt … Firx, komm heraus! Heraus mit dir, du außerirdische Plage! Heb dich hinweg! Oder willst du, daß ich Cugels Innereien mit Schwefel bestäube und ihn mit Zinkstäben durchbohre? Heraus mit dir! Was? Muß ich dich etwa gar mit Aquastel herausspülen? Beeil dich und kehr nach Achernar zurück, so gut du kannst!«
    Daraufhin löste Firx sich zornig von Cugels Leber und schlüpfte durch seine Brust aus: ein Wirrwarr von weißen Nervensträngen und Fühlern, alle mit Stacheln oder Widerhaken bewehrt. Zaraides griff nach ihm und steckte ihn in ein Zinkbecken, das er mit einem Zinkgitter bedeckte.
    Cugel, dem die Sinne geschwunden waren, kam wieder zu sich und sah Zaraides’ heiter-liebenswürdige Miene. »Du hast noch einmal Glück gehabt«, erklärte der Weise. »Die Behandlung erfolgte im letzten Augenblick. Dieses bösartige Wesen neigt dazu, seine Fühler durch den ganzen Körper auszustrecken, bis das Gehirn erreicht ist, dann wird es eins mit dem Wirtskörper, über den es die Herrschaft übernimmt. Wie bist du zu dieser Kreatur gekommen?«
    Cugel schnitt ein Gesicht. »Durch Iucounu, den Lachenden Magier. Kennst du ihn?« fügte er hinzu, als er sah, daß Zaraides die Brauen hob.
    »Nur seinen Ruf. Er ist bekannt für seinen etwas merkwürdigen Humor und seine Streiche«, antwortete der Weise.
    »Er ist ein herzloser Spaßvogel!« rief Cugel ergrimmt. »Einer eingebildeten Kränkung wegen beförderte er mich in den Norden der Welt, wo die Sonne tief über den Himmel zieht und nicht mehr Wärme verbreitet als eine Lampe. Nun, Iucounu hatte seinen Spaß mit mir, jetzt werde ich mir meinen mit ihm machen! Du hast mir deine überschwengliche Dankbarkeit versichert, da wollen wir, ehe wir zu meinen eigentlichen Wünschen kommen, geziemende Rache an ihm üben.«
    Zaraides nickte nachdenklich und strich mit den Fingern durch den Bart. »Eines mußt du wissen: Iucounu ist ein eitler und, wenn es um ihn selbst geht,
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