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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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steht sein Haus leer. Es enthält eine beachtliche Sammlung magischer Artefakte, Gerätschaften und Mittel, sowie Raritäten, Talismane, Amulette und Bücher. Ich bin äußerst interessiert daran, dergleichen zu erwerben. Muß ich mehr sagen?«
    »Das ist alles schön und gut, aber ließe Iucounu seine Burg denn unbewacht und unbeschützt zurück?« gab Cugel zu bedenken.
    Fianosther spreizte die Hände. »Warum nicht? Wer würde es wagen, Iucounu, den Lachenden Magier, zu bestehlen?«
    »Eben. Gerade dieser Gedanke schreckt mich«, antwortete Cugel. »Ich bin ein Mann von Einfallsreichtum, doch nicht unüberlegter Verwegenheit.«
    »Reichtum lacht«, lockte Fianosther. »Kleinodien und Zierat, Wundersames über alle Maßen, Schutzzauber und Bannzauber, magische Tränke und Pulver. Aber ich will Euch zu nichts überreden und verlange nichts von Euch. Solltet Ihr gefaßt werden, habt Ihr nur gehört, wie ich meiner Bewunderung über Iucounus Reichtümer Ausdruck verlieh. Ah, hier kommt er! Schnell, dreht Euch um, damit er Euer Gesicht nicht sieht. Drei Stunden wird er hierbleiben! Soviel garantiere ich!«
    Iucounu betrat die Bude, und Cugel beugte sich über eine Flasche, in der ein Homunkulus eingelegt war.
    »Seid gegrüßt, Iucounu«, rief Fianosther. »Weshalb habt Ihr so lange gezaudert? Nur Euretwegen habe ich verlockende Angebote für ein bestimmtes rotes Buch abgelehnt. Und seht Euch dieses Kästchen an! Es wurde in einer Grabkammer gefunden, nahe der Stätte des alten Karkod. Noch ist es versiegelt, und wer weiß, welche Wunder es birgt? Es ist für bescheidene zwölf tausend Terces zu haben.«
    »Interessant«, murmelte Iucounu. »Die Inschrift …
    Laßt mich sehen … Hmm. Ja, sie ist echt. Das Kästchen enthält Grätenasche, wie sie in ganz Großmotholam als Abführmittel eingenommen wurde. Als Kuriosum ist es etwa zehn Terces wert. In meinem Besitz befinden sich weit ältere Schatullen, einige sogar aus dem Leuchtenden Zeitalter.«
    Cugel schlenderte zur Tür und auf die Straße. Er spazierte sie gemächlich auf und ab und ließ sich jede Einzelheit von Fianosthers Vorschlag durch den Kopf gehen. Auf den ersten Blick erschien er einleuchtend: Hier war Iucounu, und dort seine Burg, schier überquellend von Reichtümern. Gewiß konnte eine Erkundung nicht schaden. Cugel stiefelte ostwärts, am Xzanufer entlang.
    Die Spiraltürme aus grünem Glas hoben sich vom dunkelblauen Himmel ab, und scharlachroter Sonnenschein fing sich in den Windungen. Cugel hielt an und machte sich ein genaues Bild der Gegend. Still floß der Xzan dahin. In der Nähe, halb versteckt zwischen dunklen Pappeln, blaßgrünen Lärchen, hängenden Trauerweiden, stand ein Dorf – etwa ein Dutzend Steinhütten von Schiffern und Bauern, die die Flußterrassen bewirtschafteten: Leute, die mit ihrem eigenen Kram beschäftigt waren.
    Cugel studierte den Zugang zu Iucounus Burg: ein dunkelbraun gepflasterter Serpentinenweg. Schließlich sagte er sich, wenn er sich völlig ungezwungen näherte, brauchte er keine umständlichen Erklärungen abzugeben, falls welche verlangt würden. Er stieg den Hügel empor, und die Burg ragte über ihm hoch. Im Vorhof angelangt, blieb er stehen, um sich umzublicken. Jenseits des Flusses erstreckte sich das wellenförmige Hügelland, so weit er sehen konnte.
    Forsch schritt er zur Haustür und klopfte. Nichts rührte sich. Er überlegte. Wenn Iucounu wie Fianosther ein Tier zur Bewachung hielt, ließ es sich vielleicht, wenn herausgefordert, zu einem Laut verleiten. So versuchte Cugel es auf verschiedene Weise: mit Knurren, Miauen und Winseln.
    Stille im Innern.
    Auf Zehenspitzen schlich er zu einem Fenster und spähte in einen blaßgrau behangenen Raum mit nur einem Tischchen, auf dem unter einer Glasglocke ein totes Nagetier lag. Cugel ging um das Haus herum, blickte durch jedes Fenster, zu dem er kam, und erreichte schließlich die große Halle des alten Bauwerks. Geschickt kletterte er die rauhen Steinquader hoch, sprang hinüber zu einer von Iucounus phantastischen Brustwehren und gelangte von dort schnell ins Innere.
    Er kam in ein Schlafgemach. Sechs Steindämonen auf einem Podest, die auf ihren Schultern ein Bett hielten, funkelten den Eindringling an. Mit zwei leisen Schritten erreichte Cugel den Türbogen zu einer Vorkammer. Hier waren die Wände grün und die Möbelstücke schwarz und rosa. Durch die nächste Tür trat er auf eine Galerie rings um die mittlere Halle. Licht fiel durch Erkerfenster
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