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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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zusätzliches Elend, wozu Euer diensteifriger Firx mit Vergnügen beitrug. Von der Gesamtsumme ziehe ich meine ursprüngliche Unbesonnenheit ab und möglicherweise lasse ich mildernde Umstände gelten. Trotzdem wird eine gewaltige Schuldenlast bleiben, und für sie werde ich Vergeltung üben. Da Ihr aber zu Eurem Glück Iucounu, der Lachende Magier seid, werdet Ihr bestimmt auch Euren Spaß an dieser Eurer Lage finden.« Cugel blickte den Zauberer fragend an, doch dessen Miene verriet keinerlei Erheiterung.
    »Noch eine Frage«, sagte Cugel. »Habt Ihr irgendwelche Fallen aufgestellt oder unwiderstehliche Verlockungen eingebaut, durch die ich vernichtet oder gefangengesetzt werden könnte? Blinzelt einmal für ›nein‹, zweimal für ›ja‹.«
    Iucounu blickte ihn lediglich verächtlich aus seiner Röhre an. Cugel seufzte. »Ich sehe schon, ich werde weiterhin vorsichtig sein müssen.«
    Mit dem Weinkelch in der Hand begab er sich in die große Halle, um sich vertraut zu machen mit der erstaunlichen Sammlung magischer Hilfsmittel wie Talismane, Amulette und vieles andere, die nun im Grund genommen ihm gehörten. Iucounus Blick folgte ihm überallhin, soweit sein Auge reichte, und seine merklich hoffnungsvolle Miene war ein wenig beunruhigend für Cugel.
    Tage vergingen, und wenn es wirklich Fallen gab, waren sie noch nicht zugeschnappt, und allmählich glaubte Cugel gar nicht mehr an sie. Er beschäftigte sich eifrig mit Iucounus Zauberbüchern, doch mit enttäuschendem Ergebnis. Einige Werke waren in archaischer Sprache oder unleserlicher Schrift oder so abgefaßt, daß Cugel sie nicht verstand. Wieder andere strömten geradezu spürbar Gefahr aus, so daß Cugel sie hastig wieder schloß, kaum daß er sie aufgeschlagen hatte.
    Mit zweien kam er zurecht. Sie studierte er eingehend, prägte sich Silbe um zungenverrenkende Silbe ein, daß sie in seinem Kopf zu toben schienen und seine Schläfen anschwollen. Nach einiger Zeit beherrschte er ein paar der einfacheren Zauber und probierte manche davon an Iucounu aus, vor allem Lugwilers Gräßliches Jucken. Im großen ganzen aber war Cugel enttäuscht, denn ihm fehlte ganz offenbar die Begabung zum Zauberer. Erfahrene Magier konnten drei, ja sogar vier mächtige Zauber gleichzeitig wirken. Ihm dagegen fiel es schon schwer, einen einfachen zustandezubringen. Eines Tages, als er die räumliche Versetzung eines Satinkissens vornehmen wollte, verdrehte er einige Silben und wurde rückwärts in die Eingangshalle geschleudert. Verärgert über Iucounus Schadenfreude schleppte er die Röhre mit ihm vor den Eingang, befestigte Halter an ihr und hängte Lampen daran, die des Nachts den Zugang zur Burg beleuchteten.
    Ein Monat verstrich, und Cugel entwickelte ein wenig mehr Selbstvertrauen in seiner Rolle als neuer Burgherr. Bauern aus der Umgebung brachten ihm ihre Erzeugnisse, und als Gegenleistung wirkte Cugel kleinere Zauber für sie, so gut er es eben konnte. Einmal verlor der Vater von Jince, die für Cugels Schlafgemach zuständig war, eine wertvolle Spange in einem tiefen Brunnen. Er flehte Cugel an, sie ihm wiederzubeschaffen. Cugel versprach es ihm und ließ Iucounu in seiner Röhre in den Brunnen hinab. Der schon lange nicht mehr lachende Magier deutete auf die Stelle, wo die Spange lag, und sie konnte mit einem Greifhaken hochgezogen werden.
    Dieser Vorfall veranlaßte Cugel, sich weitere nützliche Beschäftigungen für Iucounu auszudenken. Auf dem Jahrmarkt von Azenomei fand ein Wettbewerb im Grimassenschneiden statt, zu dem Cugel Iucounu anmeldete. Zwar schaffte er nicht den ersten Preis, aber seine Gesichtsverzerrungen erregten viel Aufmerksamkeit und blieben unvergeßlich.
    Auf dem Jahrmarkt begegnete Cugel auch Fianosther, dem Talisman- und Zaubermittelhändler, der Cugel überhaupt erst in Iucounus Burg geschickthatte. Fianosther blickte in vorgetäuschter Überraschung auf die Röhre mit Iucounu, die Cugel auf einem Karren zurück zu Burg zog. »Cugel! Cugel, der Schlaue!« rief der Händler. »Dann stimmen die Gerüchte also! Ihr seid jetzt Herr von Iucounus Burg und seiner großartigen Sammlung von Zaubermitteln und Wunderlichkeiten!«
    Cugel tat zunächst, als kenne er Fianosther nicht, dann sagte er mit eisiger Stimme: »Ganz recht. Iucounu hat es vorgezogen, sich etwas weniger mit weltlichen Dingen zu beschäftigen, wie Ihr seht. Nichtsdestoweniger ist die Burg nur so mit Fallen gespickt und durch Zauberkräfte geschützt, außerdem bewachen sie
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