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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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daran, uns umsonst abzurackern!«
    »Nun gut. Zwar gefällt mir Euer ungehobeltes Benehmen nicht, aber ich kann nicht leugnen, daß Ihr Grund zur Klage habt. Hier ist die linke Kuppe von Radkuth Vomin. Ich nehme Abstand von der Weihe, der Salbung und der Feierlichkeit. Seid so gut, tretet näher und öffnet Euer linkes Auge – so.«
    Genau wie vor ihm Cugel blickte Bubach Angh gleichzeitig durch beide Augen und taumelte benommen. Doch schnell drückte er die Hand auf das linke Auge und fand wieder zu sich. Dann schritt er drohend zu Cugel. »Die Sinnlosigkeit deines Tricks dürfte dir nun klar sein, Bube! Gib mir die rechte Kuppe und zieh deines Weges, denn nie wirst du dich beider Augen erfreuen können!«
    »Das stört mich wenig«, versicherte ihm Cugel. »Dank meinem Freund Firx bin ich mit dem einen recht zufrieden.«
    Bubach Angh knirschte mit den Zähnen. »Willst du mich noch einmal überlisten? Dein Leben geht zu Ende. Dafür verbürge nicht nur ich mich, sondern ganz Grodz!«
    »Nicht im Hoheitsbereich von Smolod!« warnte der Älteste. »Zwischen den Prinzen darf es keine Streitigkeiten geben. Macht meines Amtes ordne ich Einvernehmen zwischen Euch an. Ihr, die Ihr Radkuth Vomins Kuppen teilt, müßt auch seinen Palast, seine Gewänder, seinen Besitz, seine Kleinodien und sein Gefolge teilen, bis zu jenem – hoffentlich fernen – Tag, da einer von Euch stirbt, woraufhin der Überlebende alles erhält. So lautet mein Urteil. Damit ist alles geklärt!«
    »Der Tod dieses Schurken ist hoffentlich nicht fern!« grollte Bubach Angh. »Der Augenblick, da er einen Fuß außerhalb Smolods Grenze setzt, wird sein letzter sein! Die Bürger von Grodz werden hundert Jahre Wache halten, wenn es nötig ist!« Firx wand sich bei diesen Worten, und Cugel zuckte schmerzhaft zusammen. Versöhnlichen Tones wandte er sich an Bubach Angh: »Wir könnten uns vielleicht einigen. Du kannst Radkuth Vomins gesamtes Eigentum haben: seinen Palast mit allem Landbesitz und sein Gefolge. Ich begnüge mich mit den magischen Kuppen.«
    Doch davon wollte Bubach Angh nichts wissen. »Wenn dir dein Leben lieb ist, dann gib mir sofort diese Kuppe!«
    »Das ist nicht möglich«, entgegnete Cugel.
    Bubach Angh drehte sich um und sprach zu dem Entbärteten. Dieser nickte und ging von hinnen. Bubach Angh funkelte Cugel an und setzte sich vor Radkuth Vomins Hütte auf einen Abfallhaufen. Hier experimentierte er mit seiner neuen Augenkuppe. Er schloß das rechte Auge und öffnete das linke, um voll Staunen die Wunder der Überwelt zu betrachten. Cugel machte sich daran, die Versunkenheit des anderen zu nutzen, und schlenderte zum Dorfrand. Bubach Angh schien es nicht zu bemerken. ›Ha!‹ dachte Cugel. ›So einfach ist das! Noch zwei Schritte, und er würde in der Dunkelheit untertauchen können.‹
    Unternehmungslustig streckte er die langen Beineaus. Da ließ ein Geräusch – ein Ächzen, ein Scharren, ein Rascheln von Stoff – ihn zur Seite hüpfen. Wo gerade noch sein Kopf gewesen war, schwang die scharfe Klinge einer Haue herab. Im schwachen Schein der Smoloder Lampen sah Cugel das rachsüchtige Gesicht des Entbärteten. Hinter ihm kam Bubach Angh herbeigelaufen, den schweren Schädel schnaubend wie ein Stier vorgestreckt. Cugel wich aus und rannte zur Dorfmitte zurück.
    Schleppenden Schrittes und zutiefst enttäuscht drehte auch Bubach Angh wieder um und setzte sich auf seinen vorherigen Platz. »Du wirst nie entkommen«, versicherte er Cugel. »Gib mir die Kuppe und rette so dein Leben.«
    »Kommt nicht in Frage!« entgegnete Cugel heftig. »Achte du lieber auf dein armseliges Leben, für das die Gefahr viel größer ist!«
    »Schluß mit Eurem Gezänk!« rief der Älteste ungehalten aus seiner Hütte. »Ich widme mich den entzückenden Launen einer bezaubernden Prinzessin und darf mich nicht ablenken lassen!«
    Cugel erinnerte sich der wabbligen Fettwülste, der teigigen Gesichter, des verlausten und verfilzten Haares, der Kröpfe und Hautflechten und des umwerfenden Körpergeruchs der Frauen von Smolod und staunte aufs neue über die Macht der magischen Kuppen. Bubach Angh war dabei, sein linkes Auge wieder auszuprobieren, und so ließ Cugel sich auf einer Bank nieder und beschäftigte sich ebenfalls mit den Fähigkeiten seiner Kuppe. Zunächst drückte er die Hand auf sein linkes Auge, dann öffnete er das rechte …
    Er trug ein Wams aus geschmeidigen Silberplättchen, ein hautenges, scharlachrotes Beinkleid und einen
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