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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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dunkelblauen Umhang. So gewandet saß er auf einer Marmorbank in einem Wandelgang mit spiralförmigen Marmorsäulen, um die sich dunkel belaubte Schlingpflanzen mit weißen Blüten rankten. Zu beiden Seiten ragten die Paläste von Smolod in die Nacht, einer hinter dem anderen, und gedämpftes Licht fiel aus den Fenstern und offenen Türen. Der Himmel war von samtigem Blau, auf dem die Sterne wie Edelsteine glitzerten. Um die Paläste erstreckten sich Lustgärten mit Zypressen, Myrten, Jasmin, Tulpenbäumen und Wein. Blütenduft schwängerte die Luft. Sanft plätscherte das Wasser von Springbrunnen. Leise Musik drang an Cugels Ohr, sanfte Klänge einer einschmeichelnden Weise. Cugel holte tief Atem und erhob sich. Gemessen schritt er durch den Wandelgang. Der Blick auf die Gärten und Paläste wich dem auf einen dämmrigen Rasen, wo drei Mädchen in weißen Schleiergewändern ihn über die Schulter beobachteten.
    Unwillkürlich tat Cugel einen Schritt auf sie zu, als er sich an Bubach Anghs Heimtücke erinnerte. So blieb er stehen und sah sich um. Auf der anderen Seite des großen Platzes stand ein sechsstöckiger Palast, jedes Geschoß mit seinem eigenen Terrassengarten, und die Wände mit blühenden Ranken bewachsen. Durch die Fenster sah Cugel prächtige Möbel, kostbare Kronleuchter mit zahllosen Kerzen und beflissene Lakaien. Im Wandelgang stand ein Mann mit scharfgeschnittenem, an einen Raubvogel erinnernden Gesicht mit gestutztem blondem Bart. Er trug einen ockerfarbenen Wappenrock mit goldenen Schulterstücken und schwarze Kniehose. Er hatte einen Fuß auf einen steinernen Greifen und die Arme auf das Knie gestützt und blickte mit finsterer Miene zu Cugel herüber. Cugel fragte sich voll Staunen: Kann dies der schweinsgesichtige Bubach Angh sein und der sechsstöckige Palast die armselige Hütte von Radkuth Vomin?
    Langsam spazierte Cugel über den Platz und kam zu einem festlich beleuchteten Pavillon. Hier bogen sich die Tische schier unter der Auswahl köstlicher Speisen aller Art. Cugels Magen, der sich in letzter Zeit mit Treibholz, Räucherfisch und Linsen hatte begnügen müssen, drängte ihn vorwärts. Von Tafel zu Tafel ging er, kostete von allem, und eines wie das andere war nicht nur Augenweide, sondern höchste Gaumenfreude.
    »Auch wenn ich in Wahrheit nichts als Räucherfisch und Linsen esse«, sagte Cugel sich laut, »ist so ein Zauber, der sie zu solchen Leckerbissen macht, doch etwas Herrliches. Wahrhaftig, es gibt weit Schlimmeres für einen Mann, als den Rest seines Lebens in Smolod zu verbringen.«
    Als hätte er diesen Gedanken erwartet, bedrängte Firx Cugels Leber und verursachte quälende Schmerzen, daß Cugel Iucounu, den Lachenden Magier, wieder einmal inbrünstig verdammte und seinen Racheschwur erneuerte.
    Mit wiedergewonnener Fassung spazierte er zu dem Park, der an die Lustgärten der Paläste anschloß. Ein Blick über die Schulter verriet ihm, daß ihm der geiergesichtige Prinz in Ocker und Schwarz in sichtlich feindlicher Absicht folgte. Auch glaubte Cugel in der Düsternis zwischen den Bäumen Bewegungen wahrzunehmen und gerüstete Krieger zu sehen. So hielt er es für angebracht, umzukehren. Bubach Angh folgte ihm zu dem großen Platz. Vor Radkuth Vomins Palast blieb er stehen und funkelte Cugel an.
    »Ganz offensichtlich«, sagte Cugel laut, damit Firx es auch hören konnte, »werde ich Smolod heute nacht nicht verlassen können. Natürlich kann ich es kaum erwarten, Iucounu die Kuppe zu bringen, doch wenn ich getötet werde, erreichen weder sie noch der bewundernswerte Firx je Almery.«
    Woraufhin Firx sich ruhig verhielt. ›Wo soll ich jetzt die Nacht verbringen?‹ überlegte Cugel. Der sechsstöckige Palast Radkuth Vomins bot ganz offensichtlich Platz und Bequemlichkeit für sowohl ihn als auch Bubach Angh. Tatsächlich aber würden sie in einer engen Hütte zusammengepfercht sein, mit nur einem einzigen Lager aus klammem Stroh. Nachdenklich und bedauernd schloß Cugel das rechte Auge und öffnete das linke. Smolod war wie zuvor. Der erzürnte Bubach Angh hockte vor der Tür zu Radkuth Vomins Hütte. Cugel ging auf ihn zu und versetzte ihm einen Fußtritt. Erschrocken öffnete Bubach Angh beide Augen, und die gegensätzlichen Wahrnehmungen verursachten seinem Gehirn einen Schock und lähmten ihn zumindest vorübergehend. Der enthärtete Bauer kam brüllend und die Haue schwingend aus der Dunkelheit herbeigestürmt. So gab Cugel seinen Plan, Bubach Angh die Kehle
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