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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt
Autoren: Jack Vance
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durchzuschneiden, lieber auf. Er sprang in die Hütte und verriegelte die Tür.
    Nun schloß er sein linkes Auge und öffnete das rechte. Er fand sich in der prächtigen Eingangshalle von Radkuth Vomins Palast, die ein schmiedeeisernes Fallgatter vor ungebetenen Besuchern schützte. Davor, im Freien, erhob sich der goldenhaarige Prinz in Ocker und Schwarz, mit der Hand vor einem Auge, voll grimmiger Würde vom Pflaster des großen Platzes. Mit einer Geste edlen Zornes schwang er sich den Umhang über die Schultern und marschierte von dannen zu seinen Kriegern.
    Cugel wandelte durch den Palast und freute sich der kostbaren Ausstattung. Wäre nicht das Sticheln und Kneifen Firxens gewesen, hätte er keinen Grund zu einer eiligen Rückreise ins Xzantal gesehen.
    Zum Nächtigen suchte er sich ein prächtiges Schlafgemach mit einem Blick nach Süden aus, tauschte seine vornehme Kleidung gegen ein Nachtgewand aus Satin und schlüpfte unter die Decken aus blaßblauer Seide auf dem weichen Bett. Er schlief sofort ein.
    Am Morgen fiel es ihm schwer, sich zu erinnern, welches Auge er öffnen sollte, und dachte, es sei nicht schlecht, wenn er sich eine Augenklappe anfertigte, die er nach Belieben über dem Auge tragen konnte, das er gerade nicht benutzte.
    Im hellen Tageslicht waren die Paläste von Smolod noch prächtiger, wie ihm schien, und auf dem großen Platz wandelten Prinzen und Prinzessinnen, alle von großer Schönheit.
    Cugel schlüpfte in ein Beinkleid und Wams von vornehmem Schwarz, dazu wählte er eine leuchtend grüne Kappe und grüne Sandalen. Sodann schritt er hinunter in die Eingangshalle, ließ machtvoll das Fallgatter hoch und stolzierte auf den Platz.
    Bubach Angh war nicht zu sehen. Die anderen Bewohner von Smolod grüßten ihn höflich, und die Prinzessinnen bedachten ihn mit freundlichen Blicken, als wären sie nicht abgeneigt, ihm ihre Gunst zu schenken. Cugel setzte eine ebenfalls freundliche, aber scheinbar abwesende Miene auf, denn nicht einmal die magische Kuppe vermochte ihn das schwabbelnde Fett, das verfilzte Haar und die schmutzverkrustete Haut der Smoloder Frauen vergessen zu lassen.
    Zum Frühstück gönnte er sich erlesene Leckerbissen im Pavillon, dann kehrte er zum Platz zurück, um seine nächsten Schritte zu planen. Ein Blick auf den Park zeigte ihm, daß die Krieger von Grodz auf ihren Posten waren. An eine heimliche Flucht war demnach im Augenblick nicht zu denken.
    Die Edelleute von Smolod gingen ihren Zerstreuungen nach. Einige spazierten durch die umliegenden Wiesen, andere machten eine Vergnügungsfahrt auf dem lieblichen Fluß im Norden. Das Stadtoberhaupt, ein Prinz von edlem und weisem Antlitz, saß in Gedanken versunken auf einer Onyxbank.
    Als Cugel auf ihn zuging, blickte er hoch und grüßte ihn mit gemessener Herzlichkeit. »Trotz allem Verständnis und obwohl ich Euch einräume, daß Ihr unsere Sitten und Gebräuche ja nicht kennen könnt, vermag ich mich des Gefühls nicht zu erwehren, daß der Gerechtigkeit nicht Genüge getan wurde, und ich zerbreche mir den Kopf, wie ich das beheben kann.«
    »Es scheint mir, daß Junker Bubach Angh, obgleich ein verdienstvoller Mann, sich nicht benimmt, wie es sich für einen Prinzen von Smolod ziemt. Meiner Meinung wären ein paar weitere Lehrjahre in Grodz für ihn angebracht.«
    »Ihr mögt nicht unrecht haben«, antwortete derÄlteste. »Manchmal sind kleine persönliche Opfer zum Wohl der Gruppe eben erforderlich. Ich bin sicher, Ihr würdet ohne Zögern Eure Kuppe zurückgeben und Euch in Grodz auf die Liste setzen lassen, wenn es die Situation erforderte. Was sind schon ein paar Jahre? Sie flattern dahin wie Schmetterlinge.«
    Cugel machte eine verbindliche Geste. »Oder es ließe sich eine Auslosung veranstalten, an der alle mit zwei Kuppen teilnehmen. Wessen Name gezogen wird, schenkt eine seiner Kuppen Bubach Angh. Ichpersönlich gebe mich mit einer zufrieden.« Der Älteste runzelte die Stirn. »Nun – dazu dürfte es wohl kaum kommen. Weil ich gerade daran denke – Ihr müßt an unseren Lustbarkeiten teilnehmen. Ihr seht gut aus – Ihr nehmt mir doch nicht übel, wenn ich das sage? –, und einige der Prinzessinnen werfen schmachtende Blicke auf Euch. Da ist beispielsweise die liebreizende Udela Narshag – seht Ihr? Und dort ist Zokoxa Rosenknospe. Hinter ihr wiederum die feurige Ilviu Lasmal. Seid nicht altmodisch. Hier in Smolod braucht Ihr keine Hemmungen zu haben.«
    »Der Liebreiz dieser Ladies ist mir keineswegs
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