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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin
Autoren: Martina Cole
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gleich darauf mit spielerischer Leichtigkeit von der kleinen Irin.
    »Beruhige dich, Frau. Du machst dich doch für die ganze Straße zum Gespött. Schämst du dich denn nicht?«
    Cathy zerrte ihre Mutter aus seinen Armen. »Nach all den Jahren am Hafen wird sie sich doch wohl kaum mehr schämen können, oder was denkst du? Lass mich dir eins sagen, Eamonn Docherty - du bist ein mieser Dreckskerl, dass du ihr so was antust! Und was die da angeht …« Sie stieß Junie gegen die Brust. »Wenn du die wirklich willst, wünsch ich dir alles Gute, aber sie hat schon ihren Alten ins Grab gebracht, und hoffentlich macht sie das auch mit dir. Meine Mutter hat was Besseres verdient als dich, du versoffener irischer Schmarotzer.«
    »Ich hätte es nicht besser sagen können«, tönte Betty lautstark dazwischen. Sie genoss es, Blacklocks Nachbarn dieses
Schauspiel zu bieten. »Und wenn ich du wär, Lady, würde ich mich schnellstens beim Syphdoktor melden. Dem Docherty hat der harte Schanker schon das Hirn zerfressen.«
    Madge weinte noch immer hemmungslos. Sie befreite sich aus den Armen ihrer Tochter und flehte Eamonn an: »Bitte komm heim, Lieber. Wir kriegen alles geregelt, das verspreche ich dir. Aber komm bitte nach Hause, Eamonn, bitte komm zurück.«
    Der große Mann sah sie verächtlich an und zischte: »Geh du heim, Frau. Sieh dich doch mal an! Welcher Mann würde dich schon wollen? Eine alte Nutte bist du - siehst aus wie eine und stinkst wie eine. Du ekelst mich an. Verschwinde hier, bevor ich dir in den Arsch trete.«
    Als er wieder ins Haus ging, den Arm um die Schulter der schluchzenden Frau gelegt, folgte Cathy ihnen. Im sauberen und ordentlich aufgeräumten Vorderzimmer sah sie sich einen Moment lang staunend um. Durch eine Türöffnung konnte sie einen polierten Holztisch sehen, der für zwei Personen gedeckt war, mit einem Stechpalmenzweig in der Mitte und richtigen Stoffservietten neben den Tellern. Alles war poliert oder gescheuert, und sogar die Wärme war irgendwie sauber, anders als der stickige süßliche Mief bei ihr zu Hause. Es war ein Zimmer, wie man es sich wünschte, ein Zimmer, über das sie liebend gern als Frau des Hauses geboten hätte, wie sie sich eingestehen musste. Augenblicklich verging ihre Wut. Wer wollte Eamonn einen Vorwurf machen, wenn er das hier annahm, auf dem Tablett serviert? Nicht mal zur Miete würde er etwas beisteuern müssen. Er war ein Mann, der Frauen ausnutzte, der sich aushalten ließ. Junie hatte mehr zu bieten als ihre Mutter. Da dürfte die Wahl nicht schwerfallen.
    »Eamonn wird deine Anziehsachen bringen, okay?«
    Der große Mann hielt Junie in den Armen und schüttelte bekümmert den Kopf. »Tut mir leid, was ich gesagt habe, aber du bist ein Kind mit Verstand. Du siehst, wie es ist.«
    Cathy grinste gehässig. »Stimmt, ich sehe, wie es ist. Du setzt
dich hier ins gemachte Nest. Ich würde dir jedoch nicht raten, auch die hier nach Strich und Faden zu verprügeln, wie du es so gerne mit meiner Mutter getan hast. Weißt du, was ich bei der ganzen Sache nicht verstehe?« Sie sah der kleinen Frau ins Gesicht. »Ich kapier nicht, was Sie an ihm finden. Meine Mom ist bestimmt nicht die Frau des Jahres, das seh ich ein, aber ich hab immer gedacht, dass sogar sie zu gut war für ihn. Er ist nichts als irischer Abschaum, Lady. Aber nun, das sind Sie ja wohl auch, nehm ich an.«
    Sie ging hinaus auf den Flur. Und dann: »Oh, bevor ich’s vergesse, Sie sollten noch für einen mehr decken, denn sein Sohn wird schon bald hier auftauchen. Meine Mom hat jetzt bestimmt kein Zimmer mehr frei für ihn.«
    Draußen sah sie ihre Mutter zusammengesunken in Bettys Armen und spürte, dass sich stechende Kopfschmerzen meldeten. Als sie den gepflegten Weg zum Tor hinuntergingen, bemerkte Cathy die Nachbarn, die neugierig auf ihren Eingangsstufen standen. Spontan bückte sie sich, hob einen Stein auf und warf ihn mit voller Wucht durch die Scheibe im Vorderfenster des schmucken kleinen Hauses.
    »Genug gesehen, ja? Wollt ihr vielleicht noch ein verschissenes Foto?«, rief sie den Zaungästen zu.
    Betty konnte sich das Lachen nicht verkneifen. »Du bist nach meinem Geschmack, Cathy Connor. Da gibt’s kein Vertun.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Na ja, dieses Weihnachtsfest ist im Arsch. Ein weiterer fröhlicher Tag im Leben der Connors. Hier, reich mir deinen Arm, und ich helfe dir, sie nach Hause zu schleifen.«
    So aufrecht wie möglich gingen sie ihren Weg, doch was sie an Würde
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