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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin
Autoren: Martina Cole
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sind die nicht wert. Aber man kann’s den Nachbarn gar nicht übelnehmen, so wie unsere beiden sich aufführen. Denk doch nur an letzten Freitag - wie meine Mom und Betty sich mitten auf der Straße gestritten haben! Ich hab das alles so satt. Sie könnte sich einen anständigen Job suchen. Davon gibt es doch genug, aber nein, für sie kommt das nicht infrage. Wir könnten wegziehen, wo keiner was von uns weiß. Als ich ihr das vorgeschlagen hab, ist sie fast durchgedreht.
Manchmal hasse ich sie. Ich weiß, das schickt sich nicht, aber ich kann nicht anders.«
    Eamonn nickte verständnisvoll. »Freu dich, dass du nicht denselben Namen trägst wie so’n verrückter Scheißire. Ich hoffe, er kommt nie wieder. Ich hoffe, irgendwo liegt seine Leiche. Anders werd ich ihn doch nie los. Na ja, fröhliche Weihnachten jedenfalls.«
    Er grinste sie an, und ohne Grund lachten sie los.
    »Weißt du, was echt komisch ist?«, fragte Cathy und blickte hinauf in seine fröhlichen blauen Augen. »Ich mag meine Mom echt, und ich weiß nicht, warum. Den ganzen Tag hockt sie auf ihrem Arsch, und die ganze Nacht lang verhökert sie ihn. Sie rührt keinen Finger im Haushalt und erwartet, dass ein Wunder geschieht und die Sachen gewaschen und gebügelt im Schrank liegen. Sie frisst sich dumm und dämlich und würde sich noch nicht mal ein Ei kochen! Aber trotzdem, manchmal sehe ich sie an, und mir schnürt’s die Kehle zusammen. Als wär sie das Kind und ich die Erwachsene.«
    Sie schüttelte fassungslos den Kopf und lachte wieder los.
    »Ist doch irre, oder? Im nächsten Moment seh ich sie dann die Straße entlangwatscheln, und schon hasse ich sie von ganzem Herzen. Aber wenn jemand etwas Schlechtes über sie sagt, würde ich ihn am liebsten umbringen. Auch wenn ich weiß, dass es stimmt, was sie sagen.«
    Eamonn sah ihr zu, wie sie die Kartoffeln schälte, die Zigarette zwischen den Lippen baumelnd, die Augen zugekniffen gegen den Rauch.
    »Nächstes Jahr geh ich von der Schule ab - ich kann’s kaum erwarten, mein eigenes Geld zu verdienen«, sagte er zu ihr. »Ich werd Schauermann. Ich hab den Mumm dafür und auch den Grips, wie mein Alter sagen würde.«
    »Da kommst du bestimmt gut zurecht, und die verdienen auch gutes Geld. Ich wünschte, ich könnte einen richtigen Job kriegen.« Cathy richtete das Kartoffelmesser auf seine Brust.
»Eines Tages, ich sag’s dir, eines Tages hab ich alles, was alle anderen auch haben - und noch mehr. Verdammt viel mehr. Denn das hier ist mein Leben nicht, Eamonn, und ich hab vor, das wahrzumachen, was ich gerade gesagt hab.«
    Bevor er antworten konnte, ging die Vordertür auf, und Bettys Stimme tönte durch die ganze Wohnung.
    »Frohe Weihnachten!« Mit dem Arm voller Geschenke kam sie hereinmarschiert, den Streit mit Madge schon vergessen. »Was duftet denn so gut? Ich wünschte, du würdest zu mir ziehen, Cath. Ich würde dich auch für all das bezahlen, ehrlich!«
    Ihre kleinen weißen Zähne blitzten, als Cathy griente. »Ich weiß, dass du’s tätest, Tante Bet, aber meine Mom würde es nicht dulden.«
    Betty folgte ihr in die Küche. »Hier, Eamonn, du Riesenbaby, nimm mal die Geschenke. Wie ist sie bei Laune?«
    Cathy zuckte die Achseln und füllte die Kartoffeln in die Schüssel, in der sie gebacken werden sollten. »Besoffen, wie immer. Er ist wieder nicht nach Hause gekommen. Du weißt doch, wie das ist, Tante Bet. Warum sollte es Weihnachten anders sein? Wie Mom später sagen wird: War doch nur ‘n Tag wie jeder andere.«
    Betty zog ihren Biberlammmantel aus und legte ihn sorgfältig über die Rückenlehne eines Küchenstuhls. »Ist aber diesmal was Ernstes, Kleine.«
    Eamonn und Cathy sahen sie an.
    »Wer ist es denn?«, fragte Cathy.
    »Junie Blacklock, die verwitwete. Nichts für ungut, Eamonn, aber du kennst deinen Vater so gut wie wir alle. Was Junie von der Versicherung gekriegt hat, das war ein hübsches Sümmchen, und obendrein ist sie so irisch wie er. Sie hat weder Kind noch Kegel, und gut aussehen tut sie auch, muss ich ihr lassen. Hat sich immer gepflegt, selbst im Krieg. Die vierzig hat sie hinter sich und die wird sie nie wiedersehen, aber das ist doch schnurz, oder? Ich hab’s brühwarm und komplett von der alten Mutter
Wacker, und die kennt ihr - wenn’s nicht wahr wäre, käm’s ihr nicht über die Lippen. So wie sie sagt, zieht Eamonn bei Junie ein, und das heißt doch wohl, du ziehst auch da hin, Junge, denn wo er hingeht, da gehst du mit.«
    Cathy schloss die
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