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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin
Autoren: Martina Cole
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Augen und schüttelte bestürzt den Kopf. »Der verdammte Mistkerl! Kann er nicht wenigstens warten, bis die Festtage vorbei sind? Das bringt Mom doch um. Außer mir ist er doch alles, was sie je hatte.«
    Eamonn setzte den Kessel auf und sagte: »Na ja, was Gutes hat es auch. Wenigstens werd ich nicht weit entfernt sein von dir. Das ist doch auch was, oder?«
    Betty kaute nervös an ihrem Daumennagel. »Ich muss es Madge sagen. Ich mein, schließlich ist sie doch meine beste Freundin. Besser sie hört es von mir als von jemand anders. Und wenn Mutter Wacker davon weiß, dann weiß morgen die ganze Welt davon. Ist doch ‘n schlimmes altes Klatschweib.«
    Cathy schaltete den Herd aus.
    »Was machst du da? Ich hab einen Mordshunger«, protestierte Eamonn.
    Cathy sah ihn direkt an und sagte traurig: »Hier wird es heute kein Festessen geben. Sie rastet doch aus, wenn sie es erfährt. Da werden Krankenwagen vorfahren, und zu raten, wen sie abtransportieren, ist bestimmt nicht schwer, äh? Geh schon, Tante Bet, sag’s ihr. Bevor es sonst jemand tut und dabei nicht so nett ist.«
    Fünf Minuten später hörte Cathy den schrillen Schrei aus dem Vorderzimmer, und sie hätte fast in das Gejammer eingestimmt. Mochte Madge Connor noch so viele Fehler haben, sie blieb Cathys Mutter, und das Mädchen liebte sie.
    Liebte sie vielleicht mehr, als sie verdient hatte.
     
    Junie Blacklock war klein von Gestalt, mit Wespentaille und guten Zähnen. Sie war stolz auf ihr hübsches Heim, ihre hübsche Figur und ihren noch hübscheren Kontostand. Nicht umsonst
hatte ihr Mann gescherzt, dass sie den Shilling strecken konnte wie ein Gummiband, so dass er bis zur nächsten Woche reichte, und auf diese Weise hatte sie über die Jahre ein schönes Sümmchen beiseitegelegt. Jetzt war noch das Geld von seiner Lebensversicherung dazugekommen, und so stand sie ganz anständig da. Als Eamonn Docherty ihr begegnete, hatte er es ihr mit seinem geschmeidigen irischen Ton und seiner beeindruckenden Erscheinung sofort angetan. Zum ersten Mal in ihrem Leben war Junie verliebt, und man sah es ihr an.
    Eamonn lag im reizvoll duftenden Bett der Frau, freute sich am Aroma des Truthahns, der unten in der Küche garte, und genoss es, sich den Bauch vollgeschlagen zu haben mit Eiern und Speck, die sie ihm vorher gemacht hatte. Zu Eamonns Gefallen roch es im ganzen Haus nach Möbelpolitur. Er und sein Junge würden hier bestens aufgehoben sein. Junie war Irin von Geburt und verstand daher, dass ein richtiger Mann auch mal einen richtigen Drink brauchte. Solange er am Hafen arbeitete und dadurch zumindest für sich selbst aufkam, würde er hier leben wie ein Fürst. Er war sechsundfünfzig, und der Gedanke, seinen Lebensabend zusammen mit Madge zu verbringen, war ihm ein Graus. Er würde ein neues Kapitel beginnen, den kleinen Spatz da unten in der Küche heiraten und sich auf das Alter freuen, in dem es die schöneren Dinge des Lebens zu genießen galt. Gut zu essen und zu trinken und ab und zu auch mal die anderen leiblichen Freuden. Was konnte sich ein Mann Besseres wünschen?
    Er stieg aus dem Bett und zog die Hosen an. Er warf einen Blick zum Fenster und erstarrte. Durch die sauberen Gardinen sah er Madge die Straße hinaufschwanken, Betty und Cathy im Schlepptau. Er ließ sich auf die Bettkante sinken, vergrub den Kopf in den Händen und sagte: »Scheiße!« Wieder und wieder.

     
     
    Junie öffnete lächelnd die Vordertür. Sie hatte diese Besucher bereits seit geraumer Weile erwartet und war ebenso beklommen
wie freudig erregt, dass der Augenblick jetzt endlich gekommen war.
    »Kann ich Ihnen helfen, meine Gute?« Ihre sanfte Stimme mit dem Cork-Akzent klang höflich, war aber im Unterton stahlhart.
    »Meinen Mann will ich, und zwar auf der Stelle!« Madge sprach laut, leicht lallend und aufgekratzt.
    Junie lächelte wieder. »Ihren Ehemann suchen Sie? Ich wusste gar nicht, dass Sie einen besitzen.« Sie legte einen Finger an die Lippen, als müsse sie nachdenken, und sagte: »Oder geht es vielleicht um Ihren Untermieter? Mister Docherty?«
    Cathy frohlockte, als ihre Mutter sich auf das eingebildete Weibsstück stürzte. Sie und Betty schauten dem Handgemenge eiskalt und stumm zu, bis Madge die Oberhand gewonnen hatte, rittlings auf der anderen Frau hockte und deren Kopf aufs Pflaster schlug.
    »Wo ist der irische Mistkerl? Bevor ich ihn dir lasse, bring ich ihn um!«
    In diesem Augenblick erschien der besagte Mann auf der Türschwelle und hob Madge
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