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Die Attentaeter von Luna City

Die Attentaeter von Luna City

Titel: Die Attentaeter von Luna City
Autoren: Marc A. Herren
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Richter Matan Addaru Dannoer sprechen.«
    Beinahe in synchronem Zweitakt kräuselten sich die Emot-Organe der beiden Onryonen.
    »Diese Bitte ...« Hannacoy klang säuselnd.
    »... ist keine Bitte, sondern eine Forderung!«, sagte der Jaj mit Nachdruck in der Stimme.
    Die beiden Onryonen wechselten erneut einen Blick. Vlyoth erwartete instinktiv, den Geruch von Feuer wahrzunehmen, aber er täuschte sich. Keiner der beiden Machthaber regte sich über seine forsch geäußerte Forderung auf.
    »Wir werden sehen, was wir tun können«, sagte Genneryc diplomatisch.

2.
    Außerhalb von Luna City
     
    Die Subetagen der Stadt reichten bis weit über den äußeren Kraterrand von Copernicus hinaus. Über einen stillgelegten Versorgungsschacht stiegen sie in dem altersschwachen Gleiter bis an die oberste Schleuse, durch die sie das gewaltige Mondgefängnis verließen und Richtung Petavius-Krater flogen.
    Der kränklich grün glimmende Mondboden schoss unter ihnen hinweg.
    Shanda Sarmotte betrachtete die vom Technogeflecht geformten Skulpturen, während das Gefühl des Unbehagens unerbittlich stärker wurde. Mit ihren Sinnen horchte sie hinaus, aber da war nichts. Keine Menschen, keine Onryonen, keine Gedanken.
    Dies war nicht mehr der irdische Mond. Dies war ein Albtraum aus metallenen Gebilden, die einer lebensfeindlichen Umgebung ein zusätzliches Maß an Bedrohung verliehen.
    Ihre Exkursion war riskant, das wussten beide Frauen. Pri Sipiera hatte es sich aber nicht nehmen lassen, die Mutantin höchstpersönlich zum Petavius-Krater zu fliegen.
    »Noch eine halbe Stunde, dann haben wir die ersten Livebilder vom Schwarzen Palast.«
    Shanda Sarmotte blickte zum Pilotensitz. Sipiera brachte das Kunststück fertig, im ergonomisch perfekt geformten und im Sechziggradwinkel zurückgedrehten Sessel einen verkrampften Eindruck zu machen.
    Ohne auf die bewusst formulierten Gedanken zu achten, bemerkte die Mutantin, wie sich Pris Gedankenbilder abwechslungsweise aufblähten und zersplitterten, um kurz darauf wieder kompakt und klar auszusehen.
    Die Anführerin des Lunaren Widerstandes litt an Panikschüben und sich in regelmäßigen Abständen auftürmenden Wogen der Selbstzweifel. Seit Rhodans kurzem Gastspiel auf Terras Mond war bei der klein gewachsenen, nach außen hin resolut auftretenden Frau vieles nicht mehr so, wie es gewesen war.
    Der wie immer souverän auftretende Unsterbliche hatte die Organisation und das Verhalten der Widerständler nicht offen zu kritisieren brauchen. Sipiera war schnell klar geworden, dass der dreitausendjährige Rhodan vieles ganz anders angepackt hätte als sie. Der Anführerin des Widerstandes fehlte es trotz ihrer 59 Lenze an Erfahrung – und an einer auf die Situation abgestimmten militärisch-taktischen Ausbildung.
    Solche Mängel wurden erst offenbar, als jemand auftrat, der selbst in den bizarrsten Momenten so ruhig blieb, als hätte er diese Situationen schon vor Jahrhunderten vorausgesehen und sich entsprechend darauf vorbereitet.
    Aber nicht nur der Zellaktivatorträger hatte Pri Sipieras Weltanschauung ins Wanken gebracht. Nach Jahrzehnten der lunaren Isolation hatten sie sich plötzlich in einer neuen, verängstigenden Wirklichkeit wiedergefunden.
    Hackern des Widerstandes war es gelungen, den Onryonen Informationen zu stehlen, die den Lunarern einen Überblick über die aktuelle Lage verschafften. So hatten sie erfahren, dass die Onryonen die Befehlsgewalt im Solsystem beanspruchten – und diese Forderung mit einem neuartigen Waffensystem unterstrichen: den Linearraumtorpedos.
    Weit verheerender auf die Psyche der Lunarer wirkte sich der Umstand aus, dass ihr Transfer durch den Schacht im Vergleich zu Terra und dem Einsteinraum rund sechzig Jahre länger gedauert hatte. Der Transfer aus der Anomalie hatte 1470 NGZ begonnen und für das Solsystem 33 Jahre gedauert: Es war 1503 NGZ zurückgekehrt. Der Erdmond hatte hingegen 100 Jahre im Schacht verbracht und war 1512 NGZ zurückgekehrt – die Lunarer hatten also eine völlig andere Zeitspanne hinter sich als die Heimatgalaxis.
    Während man sich in Luna City im Jahr 1572 NGZ wähnte, schrieb man auf Terra und in den Welten der Liga Freier Terraner erst das Jahr 1514 NGZ.
    Was bedeutete dies für die jüngere Geschichte Lunas? Hatte sie nie stattgefunden, wenn die Jahre und Jahrzehnte im Kalender mit neuer Geschichte überschrieben wurden?
    Der einzige Zweck dieses langen Umweges schien die Machtübernahme der Onryonen und deren
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