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Die Attentaeter von Luna City

Die Attentaeter von Luna City

Titel: Die Attentaeter von Luna City
Autoren: Marc A. Herren
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Interstate 91. Seine Route führte das Tal des Connecticut River hinauf, verband die Städte, die den Fluss säumten.
    Um elf schaltete Mendez das Radio für die Nachrichten ein. Die Hauspreise stagnierten, zum ersten Mal seit Jahren. Jennifer Aniston hatte einen neuen Freund. In Bagdad hatte eine Selbstmordattentäterin einen Checkpoint der Armee in die Luft gesprengt.
    »Sie haben einen Sohn in der Army?«, fragte der Junge.
    Mendez sah auf, musterte den Jungen im Innenspiegel. »Wie kommst du darauf?«
    »Sie ... Sie haben das Radio lauter gedreht.«
    »Habe ich das?« Mendez hatte es nicht bemerkt. »Du hast recht, Junge. Mein Jüngster ist im Irak.« Julio hatte sich freiwillig gemeldet, angewidert von seinen älteren Brüdern, die nur noch das schnelle Geld im Kopf hatten und ein Haus nach dem anderen kauften, um es nach ein paar Wochen für einen höheren Preis weiterzuverkaufen. Julio wollte für etwas stehen im Leben.
    »Wie alt bist du, Perry?«
    »Sieben ... beinahe.«
    »Ich habe dich älter geschätzt.«
    »Das tun viele.«
    »Das freut dich, nicht?«
    »In der Schule kriege ich oft Prügel von den anderen Jungs.« Der Junge zog die Schultern hoch, als wolle er sich schützen.
    Mendez nickte. »Kann ich mir vorstellen. Menschen mögen es nicht, wenn man zu clever ist für sein Alter.« Der Busfahrer wandte seine Aufmerksamkeit dem Verkehr zu, wechselte auf die Ausfahrt nach Thompsonville. »Gehst du gern zu deinem Onkel?«, fragte er, um den Jungen von seinen trüben Gedanken abzubringen.
    Perry nickte.
    »Du hilfst ihm?«
    »Ab und zu.«
    »Das macht dir Spaß, was? Deshalb gehst du so gern zu ihm.«
    »Nein. Onkel Karl, er ...« Der Junge suchte nach Worten. »Er lässt mich einfach sein. Verstehen Sie?«
    »Ich denke schon.« Mendez fädelte den Bus auf Elm Street ein. »Was willst du werden, wenn du groß bist? Farmer wie dein Onkel?«
    Der Junge schüttelte energisch den Kopf. »Nein! Ich will Astronaut werden! Zum Mond fliegen!«

2.
    14. Mai 2037, früher Morgen
    VEAST'ARK, am Goshun-See
     
    Die Hitze, die ihn von innen verbrannte, verwandelte sich schlagartig in Kälte.
    »Wie fühlst du dich, Allan?«, flüsterte eine vertraute Stimme.
    »Als hätte mich ein Pferd geknutscht«, brachte er hervor. Es war ein alter Reflex. Je mieser er sich fühlte, desto flapsiger seine Sprüche.
    Es roch. Nach Krankenhaus. Und fremd zugleich. Wie nicht von dieser Welt.
    »Keine Angst«, sagte die Stimme. »Du bist auf der VEAST'ARK. Unter Freunden.«
    Allan D. Mercant schlug die Lider auf. Er lag in einem Bett. Sein Blick war trüb. Ein Schemen vor ihm verwandelte sich langsam in ein Gesicht. Eine Frau. Ein Pflaster über einer Schläfe. Blasse, aber volle Lippen. Ein herausforderndes, freches Funkeln in den Augen. Er kannte das Funkeln, es war ... sie ...
    »Iga«, half die Frau ihm auf die Sprünge. »Ich bin es, Allan. Iga.«
    Ihr Name brachte die Erinnerung zurück ...
    ... das Wasser des Goshun-Sees stand ihm bis über die Knie. Neben ihm war Iga. Sie blutete aus einer Wunde über der Schläfe. Hinter ihr erhob sich die Kuppel aus Energie, die wie ein glitzernder Dom über dem aufragte, was vom Lakeside Institute, der Heimat der Mutanten, geblieben war. Dazwischen der arkonidische Schweber. Er hatte sich mit dem Bug in den Sand und das Geröll der Gobi gebohrt. Der Schweber brannte. Eine der Paraentladungen hatte ihn erwischt. Und neben ihnen stand dieser Junge – wie war sein Name gewesen? Swen. Ja, Swen – als ginge ihn das alles nichts an. Dabei war alles seine Schuld! Er war ein Mutant. Iga hob die Injektionspistole, um den Jungen zu betäuben. Doch stattdessen presste sie die Pistole an seinen Hals und drückte ab ...
    ... »Iga!«, stöhnte er. »Du hast ...«
    »Ich habe getan, was zu tun war.« Sie hob den rechten Arm. In der Hand hielt sie eine Injektionspistole. »Und damit du es gleich weißt: Ich werde es wieder tun. Du bist ein Mutant, Allan D. Mercant. Eine Gefahr für dich selbst und deine Mitmenschen.«
    »Nein!« Mercant schüttelte den Kopf, stellte die Bewegung aber ruckartig ein, als ein stechender Schmerz durch seinen Schädel raste. »Fulkar, Manoli, Haggard, die übrigen Ärzte. Sie haben mich getestet. Ein Dutzend Mal. Das Ergebnis war negativ. Ich bin nur ein gewöhnlicher Mensch!«
    »Das wage ich zu bezweifeln.« Iga grinste breit. Sie trug wie immer ihren Blaumann, darunter ein kariertes Hemd. Beide hatten schon länger keine Waschmaschine von innen gesehen. »Von deinen
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