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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen
Autoren: Frank McCourt
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gibt, die besagen, daß wir Sie an Land bringen.
    Soso. Yeah. Immerhin ist dies ein freies Land, und wir sind amerikanische Staatsbürger.

    Tatsache? Aber Sie befinden sich auf einem irischen Schiff mit einem irischen Kapitän, und Sie werden tun, was er Ihnen gottverdammtnochmal sagt, oder Sie können an Land schwimmen.
    Er klettert die Jakobsleiter hinunter, der Schlepper tuckert davon, und wir fahren den Hudson hoch an Manhattan vorbei, unter der George-Washington-Brücke hindurch, an Hunderten von Liberty-Schiffen vorbei, die im Krieg ihren Beitrag geleistet haben und jetzt für immer angelegt haben und vergammeln können. Der Kapitän gibt bekannt, daß die Flut uns dazu zwingt, über Nacht vor Anker zu gehen, und zwar gegenüber von einem Ort namens, der Priester buchstabiert ihn für mich, Poughkeepsie. Der Priester sagt, das ist ein indianischer Name, und die Amerikaner sagen, gottverdammtes Poughkeepsie.
    Als es dunkel ist, kommt ein kleines Schiff herangetöfft, und eine irische Stimme ruft herauf, hallo da oben. Jeesuss, ich hab die irische Flagge gesehen habe ich sie. Konnte meinen beiden Augen nicht trauen. Hallo, da oben.
    Er lädt den Ersten Offizier auf einen kleinen Landgang mit Getränk ein, und er soll einen Freund mitbringen, und Sie auch, Herr Pfarrer. Bringen Sie einen Freund mit.
    Der Priester lädt mich ein, und wir klettern zusammen mit dem Ersten Offizier und dem Funkoffizier
die Jakobsleiter hinunter auf das kleine Schiff. Der Mann auf dem Schiff sagt, er heißt Tim Boyle aus Mayo, Gott helfe uns, und wir sind zur rechten Zeit vor Anker gegangen, denn es ist eine kleine Party am Steigen, und wir sind alle eingeladen. Er bringt uns zu einem Haus mit Rasen und Springbrunnen und drei rosa Vögeln, die auf einem Bein stehen. In einem Zimmer namens Living Room sind fünf Frauen. Die Frauen haben steife Haare und tragen Kleider ohne Flecken. Sie haben jede ein Glas in der Hand und sind freundlich und lächeln mit vollkommenen Zähnen. Eine sagt, hereinspaziert. Genau rechtzeitig zur Paahty.
    Paahty. So sprechen sie, und wahrscheinlich spreche ich in ein paar Jahren auch so.
    Tim Boyle sagt uns, die Mädels feiern ein bißchen, weil ihre Ehemänner über Nacht aushäusig sind und Wild jagen, und eine Frau, Betty, sagt, yeah. Kriegskameraden. Dieser Krieg ist nun schon seit fast fünf Jahren vorbei, und sie sind immer noch nicht drüber weg, und deshalb schießen sie jedes Wochenende Tiere tot und trinken Rheingold, bis sie blind sind. Verdammter Krieg, entschuldigen Sie den Ausdruck, Herr Pfarrer.
    Der Priester flüstert mir zu, das sind schlechte Frauen. Hier bleiben wir nicht lange.
    Die schlechten Frauen sagen, was wollt ihr trinken? Wir haben alles da. Wie heißt du, Süßer?

    Frank McCourt.
    Hübscher Name. Du nimmst also einen kleinen Drink. Alle Iren nehmen einen kleinen Drink. Möchtest du ein Bier?
    Ja bitte.
    Wow, so wohlerzogen. Meine Großmutter war Halbirin, demnach bin ich halb, viertel? Keinen Schimmer. Ich heiße Frieda. So, hier ist dein Bier, Süßer.
    Der Priester sitzt auf dem einen Ende eines Sofas, welches sie eine Couch nennen, und zwei Frauen sprechen mit ihm. Betty fragt den Ersten Offizier, ob er sich das Haus ansehen möchte, und er sagt, oh, aber gern, denn solche Häuser haben wir nicht in Irland. Eine andere Frau sagt zum Funkoffizier, er soll sich bloß mal ansehen, was bei ihnen im Garten wächst, das glauben Sie gar nicht, diese Blumen. Frieda fragt mich, ob ich noch was brauche, und ich sage ihr, nein, aber ob es ihr wohl was ausmacht, mir zu sagen, wo das Klo ist.
    Das was?
    Klo.
    Ach, du meinst das Badezimmer. Hier entlang, Süßer, den Korridor entlang.
    Danke.
    Sie macht die Tür auf, knipst das Licht an, küßt mich auf die Backe und flüstert, sie wartet draußen, falls ich irgendwas brauche.

    lch stehe vor der Kloschüssel, voll Rohr Feuer frei, und frage mich, was ich wohl jetzt noch gebrauchen könnte und ob das in Amerika ganz normal ist, daß Frauen draußen warten, während man abprotzt.
    Ich pinkle fertig, spüle und gehe hinaus. Sie nimmt mich an der Hand und führt mich in ein Schlafzimmer, stellt ihr Glas ab, schließt die Tür ab, schubst mich auf das Bett. Sie fummelt an meinem Hosenschlitz. Verdammte Knöpfe. Habt ihr denn in Irland keine Reißverschlüsse? Sie zieht meine Aufregung heraus klettert auf mich drauf gleitet rauf und runter rauf und runter Jesus ich bin im Himmel und es wird an die Tür geklopft der Priester Frank bist du da drin
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