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Die Antwort ist Ja

Die Antwort ist Ja

Titel: Die Antwort ist Ja
Autoren: Marie Ferrarella
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musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht vor Schmerzen aufzuschreien.
    Ihm die Hand zu entwinden, hätte noch mehr wehgetan, also ließ sie ihn gewähren.
    Die Wunde schien eine Verbrennung ersten Grades zu sein. Sie war zwar nicht entzündet, aber sie musste höllisch wehtun. “Das sieht böse aus”, meinte er.
    Was glaubt er eigentlich, wer er war? “Wenn Sie sehen wollen, wer böse aussieht, dann schauen Sie mich an. Was glauben Sie eigentlich …”
    Hinter ihm ging die Tür auf. “Jimmy, wo bleibst du denn?” Die Frau registrierte das Bild, das sich ihr bot. “Oh, das hätte ich wissen müssen”, schmunzelte sie. “Dich kann man nicht eine Minute allein lassen.”
    Verdutzt sah April Alison Le Blanc zu ihnen herüberkommen. Sie hatte die dunkelhaarige Frau nur einmal kurz gesehen, als sie wegen ihrer Großmutter bei Dr. Kerrigan gewesen war. Doch als sie jetzt neben dem Fremden stand, fiel ihr die Ähnlichkeit der beiden auf. Alison war zwar ein ganzes Stück kleiner, aber Hautfarbe und Körperhaltung waren gleich.
    April sah von einem zum andern. “Sind Sie miteinander verwandt?”
    Der Unbekannte lachte. “Nur durch ein grausames Spiel des Schicksals.” Mit der einen Hand hielt er immer noch Aprils Hand, während er den anderen Arm um Alisons schlanke Schultern legte und sie an sich drückte. “Dies hier ist meine kleine Schwester.” Aus seiner Neckerei klang tiefe Zuneigung heraus.
    “Sie ist trotz allem ganz gut geraten.”
    Alison sah ihn durchdringend an, aber auch ihr Blick war voller Zuneigung.
    “Wenn du mit ‚trotz allem’ die Tatsache meinst, dass du mein Bruder bist, dann hast du Recht.”
    April durchfuhr ein kleiner stechender Schmerz. Das kam ihr so bekannt vor.
    Zumindest damals, bevor sie aus Hades weggegangen war. Eine solche Beziehung hatte sie auch zu ihren eigenen Geschwistern gehabt, besonders zu Max. Es gab Zeiten, wo sie solche Neckereien sehr vermisste, obwohl sie das nie zugeben würde, denn dann wäre sie verletzbar.
    Jetzt sah Alison sie entschuldigend an. “Es tut mir Leid. Ich hoffe, Jimmy hat Sie nicht belästigt. Ich hatte ihn gebeten, die Post für die Praxis abzuholen. Ich hätte bedenken müssen, dass er vergessen würde, warum er zur Post gegangen ist, wenn er Sie erst mal zu Gesicht bekommt. Dass er versuchen würde, Sie zu bezaubern, wie er es mit jeder Frau tut, die ihm über den Weg läuft.”
    Genauso hatte sie sich das vorgestellt. Der Mann hatte außer Schau nichts weiter zu bieten. April gratulierte sich, dass sie ihn sofort durchschaut hatte.
    Jimmy sah jedoch keineswegs verärgert aus, dass sein Spiel entlarvt war. Er lachte einfach nur. “Ich wollte sie nicht bezaubern, sondern nur untersuchen.”
    Um seine Behauptung zu beweisen, hob er Aprils inzwischen ganz ausgewickeltes Handgelenk hoch. “Die Dame scheint sich verletzt zu haben.”
    Alison schaute sich die Wunde an. “Dafür habe ich in der Klinik eine Salbe.”
    “Gran hat ebenfalls einen Medizinschrank”, entgegnete April
    “Dann tu auch wirklich was drauf”, riet Alison ihr. “Wie ist das denn passiert?”
    “Nichts, was all diese Aufmerksamkeit verdient hätte.” April versteckte die Hand erneut hinter dem Rücken und wechselte das Thema, bevor Alison weiter bohren konnte. “Er ist also wirklich Ihr Bruder?”
    „Ja, und er ist zu Besuch da.”
    Jimmy nickte zustimmend, ließ aber die verführerische Postfrau nicht aus den Augen. “Ich wollte mich davon überzeugen, was Jean-Luc und diesen Ausbund von Starrsinn hier festhält.”
    “Starrsinn liegt in der Familie”, versetzte Alison mit einem Augenzwinkern.
    Jimmy stimmte sofort zu. “Unsere Schwester Lily ist auch so.”
    Alison dachte nur, dass hinter dem Gleichmut ihres Bruders mehr Starrsinn lauerte als bei sonst jemandem in der Familie. Er hatte allen verschwiegen, dass er sich in seiner Freizeit ehrenamtlich um Obdachlose kümmerte. Sie hätte davon nie erfahren, wenn sie ihn nicht zufällig dort entdeckt hätte. Nach außen spielte er lieber den Playboy, aber eigentlich war er viel ernsthafter. Seine fürsorgliche Ader war genauso ausgeprägt wie die Kunstfertigkeit seiner Chirurgenhände. Doch davon durfte niemand etwas wissen.
    “Du natürlich nicht“, meinte Alison nun.
    “Ich bin die Vernunft in Person”, beschwerte Jimmy sich bei April statt bei seiner Schwester.
    Alison wandte sich seufzend an April. “Wenn Sie mir Shaynes Post geben, sind Sie uns sofort wieder los”, versprach, sie.
    April kam es
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