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Die Antwort ist Ja

Die Antwort ist Ja

Titel: Die Antwort ist Ja
Autoren: Marie Ferrarella
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oder zu beschwatzen versucht. Aber dass plötzlich einer ohne große Vorankündigung und ohne jedes Gerücht, das Gran sicher als Erste gehört hätte, in der Stadt auftauchte, war mehr als ungewöhnlich.
    “Sie wollen Doktor mit mir spielen, habe ich Sie da richtig verstanden?”
    Das Lächeln des Fremden wurde immer breiter, was ihn noch verführerischer und April noch sicherer machte, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Er war kein Arzt, darauf hätte sie gewettet.
    “Nachdem mein Bruder so viel Geld für mein Studium ausgegeben hat, sollte ich ein bisschen mehr können, als den Doktor nur zu spielen.” Jimmy machte noch einen Schritt auf sie zu. “Da sollte ich auch tatsächlich einer sein.”
    Ihr Argwohn legte sich keineswegs. Ein Tourist konnte er auch nicht sein. Wer würde schon Hades besichtigen wollen. Außer dem Kohlenbergbau gab es auch keine Arbeit hier. Und vor allem sahen die Hände dieses Mannes so aus, als wäre die einzige körperliche Arbeit, die sie jemals ausgeführt hatten, das Ausziehen von Frauen gewesen.
    April schob das Kinn vor und behielt ihre Hände auf dem Rücken. “Was macht denn ein Arzt in Hades?”
    “Leute besuchen”, antwortete er kurz angebunden. Warum ist sie bloß so widerborstig, überlegte er.
    Er wollte sich doch nur ihr Handgelenk ansehen, wenn es sich allerdings bestimmt lohnen würde, auch den Rest in Augenschein zu nehmen. “Ich nehme auch nichts dafür.”
    Jetzt funkelte nicht nur Misstrauen, sondern auch noch Wut in ihren Augen.
    “Wofür denn?”
    Hatte sie vergessen, worum es ging? Sie sah eigentlich nicht so dumm aus, aber manchmal täuschte das Aussehen solcher Mädchen, besonders wenn sie so appetitlich waren. “Um mir Ihr Handgelenk anzusehen.”
    April schnaubte verächtlich und zog sich hinter den riesigen Schreibtisch aus Eiche zurück, der schon ihrem Großvater gehört hatte und auf dem immer noch die Post herumlag. Das war ihre Arbeit, und sie vergeudete nur ihre Zeit.
    “Gut, ich nehme auch nichts dafür, wenn ich mir das Ihre ansehe”, entgegnete sie scharf.
    Dabei musste April sich heimlich eingestehen, dass sein Handgelenk am vermutlich unattraktivsten war. Der Rest von ihm sah erheblich interessanter aus. Abgesehen von einer Hand voll Männer, ihr Bruder eingeschlossen, hatte die männliche Bevölkerung von Hades nichts zu bieten, was ein Herz höher schlagen ließ. Dieser Mann aber war anders.
    Er konnte Herzen höher schlagen lassen und Blut in Wallung bringen, und April hatte das Gefühl, dass er das auch ganz genau wusste. Er war etwa dreißig Zentimeter größer als sie, hatte schwarze Haare und blaue Augen, die so klar waren wie Bergwasser. Seine lässige Körperhaltung strahlte Selbstsicherheit aus.
    Und sie hatte bestimmt etwas Besseres zu tun, als seinem Ego zu schmeicheln.
    Darum wandte sie sich demonstrativ der Post auf dem Schreibtisch zu.
    Jimmy amüsierte sich über die Frau vor ihm. Sie hatte Witz, und das mochte er. Es gab nichts Langweiligeres als eine Frau, die ihm in die Arme fiel.
    Herausforderungen hatten ihn immer schon gereizt. Das hielt ihn lebendig.
    Er stützte sich auf den Schreibtisch, als wollte er es sich gemütlich machen, als ginge er schon seit Jahren hier ein und aus. “Sie sind der erste unfreundliche Mensch, dem ich in Hades begegne.”
    Wenn er mich in Verlegenheit bringen will, muss er sich schon etwas mehr Mühe geben, dachte April. “Das ist gut“, rümpfte sie verächtlich die Nase. “Ich war noch nie ein Herdentier.”
    Genau das war auch sein erster Eindruck von ihr gewesen. Sie war ungewöhnlich. Er beugte sich vor und begutachtete, wie sich die Jeans über ihrem Hinterteil spannte, als sie sich über den Postbeutel bückte. Diese junge Dame verdiente zweifellos seine ungeteilte Aufmerksamkeit, entschied er.
    “Selbst in einer Herde würden Sie herausstechen.“
    April sah ihn über die Schulter hinweg an. “Soll mich das jetzt beeindrucken?”
    “Nein, das soll gar nichts mit Ihnen machen”, entgegnete er mit solch unschuldiger Miene, dass sie ihm fast glaubte. “Das ist nur Teil meiner Beobachtung. Sie sind kein Herdentier, Sie sind unfreundlich.” Er sah auf ihr Handgelenk. “Und Sie machen schlechtere Verbände als ein Medizinstudent im ersten Semester.“
    April wollte ihm sagen, dass er sich mit seinen Beobachtungen zum Teufel scheren könne, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken, denn der Mann nutzte den Augenblick und nahm ihr geschickt den Verband ab.
    April
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