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Die Antwort ist Ja

Die Antwort ist Ja

Titel: Die Antwort ist Ja
Autoren: Marie Ferrarella
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Liebe werden. Vielleicht konnte das einem jungen Mann passieren, aber doch nicht ihr! Liebe würde in ihr Bedürfnisse heraufbeschwören und sie verletzbar machen, so wie ihre Mutter. Ihr würde das nie passieren, hatte sie sich geschworen.
    Trotzdem gab es Zeiten, in denen sie das Gefühl hatte, dass etwas fehlte.
    Etwas, das …
    Es ist einfach zu stickig hier drin, sagte sich April. Ihr war heiß, langweilig, und sie hatte Platzangst.
    Sie legte die Briefe aus der Hand und ging in den hinteren Teil des Raums, von wo eine Treppe nach oben in Grans Wohnräume führte. Aprils Versuche, sie da herauszulocken, ihr sogar ein eigenes kleines Haus zu kaufen, waren immer wieder gescheitert. Gran wollte von alldem nichts wissen.
    “Gran”, rief April nach oben, “kann ich etwas für dich tun?”
    “Nein, mir geht es gut”, erklang die Stimme ihrer Großmutter. “Wenn der Film zu Ende ist, dann komme ich runter und helfe dir.”
    April lief kopfschüttelnd nach oben, um ihrer Großmutter die Meinung zu sagen.
    “Genau das wirst du nicht tun”, erwiderte April, als sie in das kleine Wohnzimmer kam in dem sich seit sechs Jahrzehnten alles Mögliche angesammelt hatte. April bezweifelte ernsthaft, dass Gran jemals etwas weggeworfen hatte.
    “Du weißt doch genau, dass ich nur aus einem einzigen Grund hier bin. Du sollst dich ausruhen, beziehungsweise Vernunft annehmen und endlich ins Krankenhaus nach Anchorage gehen, damit … “
    Ursula Hatcher lag auf dem Sofa und fuchtelte mit ihrer kleinen Hand durch die Luft. “Papperlapapp”, rief sie. “Da sind nur ein Haufen Kinder, die Doktor spielen.” Sie hob das Kinn und strich sich ihr grau meliertes, rotes Haar aus dem Gesicht. “Mein Herz ist in Ordnung. Es ist nur ein bisschen müde, aber das kann man ihm nach neunundsechzig Jahren ununterbrochener Arbeit auch nicht verdenken. Du wärst ebenfalls müde, wenn du so viel gearbeitet hättest”, bemerkte sie trotzig.
    April wollte die schwarz-gelbe Häkeldecke glatt streichen, die ihre Großmutter sich über die Beine gelegt hatte.” Genau darum geht es, Gran”, fing sie an.
    Aber Ursula zog sich die Decke selbst zurecht und lauschte dann. “Ist das nicht die Klingel unten?”
    April sah ihrer Großmutter in die Augen. Sie war eine Meisterin der Ablenkung, wenn sie ein Thema nicht mochte. “Wer auch immer da unten ist, Gran. Er kann warten. Wer in Hades lebt, kann es nicht eilig haben.”
    “Du glaubst immer, du weißt alles, Kind.” Ursula stützte sich mühsam mit beiden Händen seitlich auf. “Es ist die Pflicht einer Postmeisterin, da zu sein, wenn jemand in die Post kommt. Aber wenn du beschäftigt bist, dann gehe ich eben.”
    April konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen. Ihre Großmutter machte jeden ihrer Versuche zunichte, ernst mit ihr zu reden. Sie drückte Ursula wieder in ihren Kissenberg zurück.
    “Du kannst einem wirklich Schuldgefühle machen”, tadelte sie ihre Großmutter. “Du bleibst, wo du bist, und ich gehe runter und schau nach, wer da ist.”
    “So kenne ich mein Mädchen.” Ursula strahlte zufrieden und schaute ihrer ältesten Enkeltochter hinterher. Eine Welle der Zuneigung durchflutete sie.
    April war ein gutes Mädchen, wenn auch etwas irregeleitet. “April…”
    Die war schon mit einem Fuß auf der Treppe. “Ja?”
    Ursula zupfte verlegen an der gelb -schwarzen Decke. “Habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich mich freue, dass du dich um die Post kümmerst?”
    April lächelte. “Ja, Gran, das hast du. Außerdem weißt du, dass ich alles für dich tun würde.”
    “Ich weiß.” Sie lauschte nach unten. “Und nun guck, wer da ist. Und wenn du was nicht finden kannst …“
    “Dann wirst du mir sagen, wo es ist”, beendete April den Satz, den sie jetzt schon tausend Mal gehört hatte.
    April sah sich in dem kleinen Postraum um, als sie die Treppen herunterkam.
    Als wenn man hier nicht alles in Sekundenschnelle finden konnte. Wenn die Amtsstube noch kleiner gewesen wäre, dann würde sie bestimmt unter Klaustrophobie leiden.
    Gran hat immer noch gute Ohren, dachte sie. Während sie oben mit der Großmutter gesprochen hatte, war jemand ins Postamt gekommen. Die kleine Glocke an der Tür gab zwar kaum noch ein Geräusch von sich, aber Gran hatte offensichtlich ein Gehör dafür.
    “Kann ich Ihnen helfen?”
    April hatte die Hände in die Gesäßtaschen ihrer ausgebleichten Jeans gesteckt und sprach zu jemand, der ihr den Rücken zukehrte und den sie nicht
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