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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: J. M. Sampson
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Beziehung zwischen Emily und Megan zu finden. Nur weil ich jetzt sozusagen » aufblühte«, bedeutete das noch lange nicht, dass ich – Moment noch – das » zarte Pflänzchen« meiner längsten Freundschaft zertreten würde. Alles klar? Aufblühen? Zartes Pflänzchen? Ha! Pfff! Welch blühender Unsinn. Schließlich rissen mich quietschende Reifen aus meinen Gedanken. Ein brauner Minivan parkte am Randstein, und Spencer lehnte sich über die Beifahrerseite, um mir zuzuwinken. Sein struppiges braunes Haar hing ihm ins Gesicht, und er hatte sein liebenswert-dämliches Grinsen aufgesetzt. Ich musste einfach lächeln, als ich ihn sah, denn mit Spencer kam genau die Art von Ablenkung, die ich brauchte, um nicht weiter nachzudenken. Während ich aufsprang, schnappte ich mir meinen Rucksack und lief über den Rasen zu seinem Auto. Ich machte die Tür auf, und sein Geruch – sein maskuliner Duft, seine Pheromone oder was auch immer – umfing mich. Die quälenden Gedanken, die Vorstellung von dem toten Dr. Elliott, der Stress wegen Megan – all das verrauchte, als ich einstieg, die Tür schloss und von dem wundervollen Aroma, das mich in Gegenwart meines Gefährten stets umhüllte, umgeben war. Also, nicht dass wir diese eine Art von Gefährten waren. Dabei handelt es sich um reine Werwolf-Terminologie. Ich ließ den Rucksack zwischen die Füße fallen, beugte mich zu Spencer hinüber und umarmte ihn unbeholfen.
    » Wie nett, eine morgendliche Umarmung«, sagte er, nachdem ich mich wieder zurückgelehnt hatte.
    Meine Wangen glühten. » Entschuldige. Es ist nur einfach schön, dich zu sehen. Besonders nach letzter Nacht.«
    Er grinste mich an und legte den Gang ein, während ich mich anschnallte. » Es ist immer schön, dich zu sehen, Em Dub.«
    Es war schon seltsam. Spencer und ich waren immer zusammen zur Schule gegangen. Skopamish war keine besonders große Stadt, und obwohl jedes Jahr irgendwelche Kinder zu-und wegzogen, kannten sich all diejenigen von uns, die ihr ganzes Leben hier verbracht hatten, mehr oder weniger. Doch bis vor einer Woche hatte ich in Spencer nichts anderes gesehen als den kleinen, ulkigen Jungen, der immer mit Mikey Harris, Zach Nickerson und Dalton McKinney herumhing, Witze riss und einen auf klug machte. Er war nicht gerade das, was ich als » meinen Typ« bezeichnet hätte – nicht, dass ich auf irgendeine echte Erfahrung hätte zurückgreifen können, um besser beurteilen zu können, was mein Typ war. Dann, als alles anfing – die nächtlichen Veränderungen, dieser Drang, alles zu erschnüffeln –, hatte mich sein ganz eigener Geruch auf eine Art gefangen genommen, wie ich es noch nie zuvor empfunden hatte. Der seltsame Werwolfteil meines Gehirns identifizierte ihn über seinen Duft als meinen Gefährten. Ihm gegenüber erwähnte ich es nicht, doch manchmal, wenn wir getrennt waren, fragte ich mich, ob das vielleicht so geplant worden war. Wir hatten mehr oder weniger herausgefunden, dass wir von BioZenith-Wissenschaftlern » geschaffen« worden waren, von denen einer ganz genau wusste, dass ich auf den Einsatz von chemisch hergestellten Werwolf-Pheromonen reagieren würde. Ich fragte mich, ob sie wollten, dass wir einander aufspürten und uns paarten. Doch wenn ich dann tatsächlich mit Spencer zusammen war, spielte es keine Rolle. Ich hatte Jahre alleine in meinem Zimmer zugebracht, mir Filme auf DVD und im Fernsehen angeschaut und mich gefragt, wie es wäre, mit einem Jungen zusammen zu sein, mit dem man sich zutiefst verbunden fühlte. Jetzt wusste ich, wie es sich anfühlte – die Schmetterlinge im Bauch, der Wunsch, niemals getrennt voneinander zu sein. Es war nicht exakt so wie: » Ich werde für alle Ewigkeit im Schlaf über dich wachen, meine unsterbliche Liebe«, doch mochte ich das, was es war. Ich wollte nicht, dass es verschwand, weil ich zu viel darüber nachdachte.
    Spencer bog auf die Straße ein und fuhr in Richtung Schule. Er schaute in den Rückspiegel und sagte: » Gut, fängst du an?«
    Aus der Lüftung kam heiße Luft. Ich machte mein Kapuzenshirt auf. » Na ja, es gibt nicht viel zu sagen. Ich wachte auf, und da war ein Schattenmann. Ich dachte, er würde einfach wieder verschwinden, wie die anderen Male, aber dann war er direkt vor mir. Ich drehte durch und schwang eine Lampe durch ihn hindurch. Dabei wurde meine Hand eiskalt.«
    Er warf mir einen besorgten Blick zu. » Geht es dir gut?«
    » Ja, mir geht’s gut«, antwortete ich. » Er verschwand, nachdem er
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