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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: J. M. Sampson
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der richtige Zeitpunkt, um wie gelähmt zu sein. Ich rollte mich von dem Schattenmann weg auf die linke Seite. Dabei stieß ich Snoopy aus dem Bett. Schließlich ergriff ich die plumpe Nachttischlampe, die meine beste Freundin Megan und ich vor langer Zeit mit verschiedenen Schichten Nagellack dekoriert hatten, und zog daran, bis es mir gelungen war, den Stecker aus der Wand zu reißen. Mit derselben Bewegung drehte ich mich zu dem Schattenmann um und holte aus. Die Lampe in meiner Hand ging durch ihn hindurch. Meine Finger wurden von der Kälte ganz steif und fühlten sich taub und schwer an. Die Lampe fiel mir aus der unbrauchbar gewordenen Hand und polterte zu Boden. Ich zog meinen Arm zurück und umfasste mein eiskaltes Handgelenk mit der anderen Hand.
    Der Schattenmann stand neben meinem Bett und betrachtete mich mit gesenktem Kopf – wie ein Hund, der versuchte zu verstehen, was ihm sein Herrchen sagte.
    » Was willst du?«, keuchte ich. » Was bist du?«
    Der Schattenmann hob seinen rauchigen Arm so langsam, als würde jemand eine Blu-ray langsamer laufen lassen. Er schritt gemächlich nach vorn – durch mein Bett hindurch.
    O nein. Ich rollte mich herum und fiel auf der anderen Seite aus dem Bett. Leise und geduckt landete ich wie eine Katze auf allen vieren. Das war seltsam, weil ich doch eigentlich ich sein sollte, die gute alltägliche Emily Webb und nicht die todesverachtende Version meiner selbst, die so etwas konnte. Mein alltägliches Ich wäre mit einem » Autsch« gelandet – alle Gliedmaßen von sich gestreckt und auf dem Po, wie die Protagonistin einer miesen Sitcom. Zumindest in meinem Kopf war ich ganz ich selbst, die Reflexe waren jedoch die der Nächtlichen Emily. Ich hatte keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Ich sprang auf, drehte mich zur Tür – und direkt vor mir, Nase an Nase, stand der Schattenmann. So nah, dass sich mir die Härchen auf meinen Armen aufstellten, als seine Kälte durch mein überdimensionales T-Shirt hindurch bis zu meiner Haut vordrang. Ich drehte mich noch mal um, diesmal zum Fenster. Zu demselben Fenster, aus dem ich schon mehrere Male gesprungen war – jedoch niemals als normaler Mensch. Hatte ich tatsächlich die Reflexe der Nächtlichen Emily? Was, wenn das nur ein Adrenalinschub war? Konnte ich tatsächlich aus dem Fenster springen, ohne mir dabei beide Beine zu brechen? Wie konnte ich mir sicher sein? Ich atmete tief durch und schluckte mein Zittern hinunter, weil mir klar war, dass es keine Alternative gab. Dies war der einzige Weg nach draußen. Ich schoss nach vorn und riss die Vorhänge auf. Meine Finger hasteten über die Fensterverriegelung, um das Ding aufzubekommen. Eisige Luft prallte gegen meinen Rücken, und ich spürte, wie der Schattenmann näher kam, viel zu nah. Ich musste hier raus, jetzt, jetzt … RAUS JETZT . Warum funktionierte meine Hand noch nicht wieder und öffnete die Riegel? Ein Schauer lief mir den Nacken hinunter, umfasste meine Schulterblätter und ließ mich erbeben. Der Schattenmann stand direkt hinter mir. Mit pochendem Herzen rang ich nach Luft und fuhr herum. Mein Rücken war dem Fenster so nah, wie es möglich war, ohne die Scheibe einzudrücken. Nichts und niemand war da. Lange Zeit verharrte ich so, saß halb auf dem Fensterbrett und atmete flach und schnell. Das Zimmer lag im Dunkeln, und keiner der Schatten, die von den Straßenlampen vor meinem Fenster herrührten, bewegte sich oder war irgendwie lebendig. Langsam nahm mein Herzschlag wieder seinen gewohnten Rhythmus auf. Meine Atemzüge wurden regelmäßiger, und die Hand, mit der ich durch die körperlose Gestalt des Schattenmanns gegriffen hatte, wurde wieder von Wärme durchströmt. Ich drehte mich zum Fenster um und erwartete fast, den Schattenmann draußen schweben zu sehen. Wenn das hier ein Horrorfilm wäre, hätte der Regisseur das auf alle Fälle als billigen Gruseleffekt eingesetzt. Tatsache ist, dass ich dem Regisseur genau das vorschlagen werde, falls ich jemals die Filmrechte an meiner Lebensgeschichte verkaufe. In Wirklichkeit war jedoch nichts da. Lediglich die Aussicht auf den klaren Sternenhimmel und die dunklen Straßen. Etwas auf der Straße erfasste meine Aufmerksamkeit. Eventuell ein großer Hund, der mitten auf der Straße umhertrottete. Nur, dass es kein Hund war, auch wenn das in unserem Lokalblatt gestanden hatte, das mein Dad unbedingt kaufen musste, anstatt die Nachrichten einfach online zu lesen wie jeder normale Mensch. Es war ein
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