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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: J. M. Sampson
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der Emily Cooke getötet und einen Mordanschlag auf Dalton McKinney verübt hatte. Nachdem ich die Konsequenzen meines Nachgebens kannte … durfte ich es nicht noch einmal zulassen. Also versuchte ich, meine nächtlichen Gewohnheiten zu ändern. Als Erstes kam ein frühes Abendessen mit meinem Dad, meiner Stiefmutter Katherine und meiner Stiefschwester Dawn. Dann hetzte ich in der einen, noch verbleibenden Stunde schnell durch meine Hausaufgaben, während ich trübsinnig zu meinen Bücher-und DVD -Regalen hinüberstarrte und an die gute alte Zeit dachte, in der ich ganze Abende vor mir gehabt hatte, um ein bisschen Realitätsflucht zu betreiben. Schließlich ließ ich die Hausaufgaben zur Hälfte sein, weil es schon auf acht Uhr zuging. Das bedeutete, dass ich mich ins Badezimmer schleichen und mir ein paar der verschreibungspflichtigen Schlaftabletten meiner Stiefmutter in die Hand schütten und herunterschlucken musste, damit ich umkippte, um mich nicht in die Nächtliche Emily, eine wilde, mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Version meiner selbst zu verwandeln. Sie war ein Mittelding zwischen meinem alltäglichen Ich und der hundertprozentigen Wölfin. Diese neuen Gewohnheiten waren eindeutig das Produkt äußerst seltsamer Umstände. Es war Dienstagabend. Und es war genau eine Woche her, dass sich die gewöhnliche, streberhafte Emily Webb – ich – zum ersten Mal in die wilde Nächtliche Emily verwandelt hatte. In derselben Nacht, in der Emily Cooke von einem Mann namens Dr. Gunther Elliott ermordet worden war. Damals hatte ich es noch nicht gewusst, doch Emily Cooke war ein Werwolf gewesen, genauso wie ich. Das hatte sie das Leben gekostet. Ich kniff die Augen zu und atmete tief ein. Leicht blinzelnd schnappte ich mir dann einen Plastikbecher von der Ablage, füllte ihn mit Leitungswasser und eilte in mein Schlafzimmer zurück. Den Becher stellte ich auf meinem Nachtkästchen ab und lehnte mich gegen mein Kissen. Spencer und ich hatten uns darauf geeinigt, uns wenigstens so lange zu betäuben, bis wir herausgefunden hatten, was es mit diesem ganzen Verwandeln in mystische Kreaturen auf sich hatte. Wir würden uns betäuben, um uns nicht zu verwandeln und in Schwierigkeiten zu geraten. Tagsüber, wenn wir mehr wir selbst wären, würden wir Nachforschungen anstellen. Eure Tagsüber-Persönlichkeiten können die Probleme aber nicht so lösen wie ich. Schon wieder diese Stimme. Mein nächtliches Ich oder zumindest das, was ich mir vorstellte, das mein nächtliches Ich sagen würde. Abgesehen davon hast du keinen Grund, dich in deinem stickigen Zimmer zu verschanzen, Mädchen. Der fiese Kerl ist weg. Wir haben ihn getötet. Lass mich raus. Ein Schauer durchfuhr mich. » Du hast das Falsche gesagt«, flüsterte ich mir selbst zu. Schlagartig kehrten die Bilder von Samstagnacht zurück, wie sie das immer taten, wenn ich glaubte, wenigstens ein paar Augenblicke lang von ihnen befreit zu sein. Ein Mann mit einem Filzhut. Eine Pistole. Ich und Spencer, beide als eine Kreuzung zwischen Wolf und Mensch, wie wir hinter dem Mann herjagen. Ein gezücktes Messer, das mich schneidet, das den Wolf-Jungen schneidet. Wir springen hoch, um den Mann in Stücke zu reißen, sehen rot, wollen ihn töten. Egal, wie oft ich mir die Zähne putzte, ich hatte immer noch den Geschmack seines fauligen Fleisches im Mund. Gegen diese Art von Zahnbelag half auch keine Zahnpasta. Der Geruch seines ungewaschenen Körpers, seiner Angst, schien mir manchmal zu sehr in die Nase zu steigen. Und seine Augen … seine leeren, blicklosen Augen … Das nennt man wohl posttraumatische Belastungsstörung. Witzig, was? Ich kann jetzt voll und ganz nachempfinden, wie sich einige Überlebende in Horrorfilmen fühlen, wenn sie in Fortsetzungen wieder auftauchen. Laurie Strode in Halloween H20 – 20 Jahre später. Ich weiß, wie du dich fühlst, Mädchen. Das gilt auch für dich, Sidney Prescott. Für das Mädchen von Freitag der 13. gilt das weniger. Im Grunde genommen ist sie zu kurz gekommen. Ich musste nur nicht daran denken, was ich als Wolfsmädchen getan hatte, wenn Spencer und sein wunderbarer, beruhigender Duft mich umgaben oder wenn ich im Unterricht saß, der neuerdings nur noch verschwommen an mir vorbeirauschte. Halb konzentrierte ich mich auf die Lehrer, halb darauf, was ich noch alles über die Verwandlungen wissen musste. Schlief ich hingegen tief und fest, musste ich mir keine Sorgen machen. Falls ich von jener Nacht träumte,
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