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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: J. M. Sampson
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dem Parkplatz direkt vor der Schule trennte. Der Himmel verdunkelte sich, und es begann zu nieseln. Hinter der Schule war der in graue Wolken gehüllte Mount Rainier zu sehen.
    » So …«, setzte sie an.
    » Ich …«, sagte ich im selben Moment. Wir kicherten nervös, und ich sagte: » Sprich weiter.«
    Sie kickte mit den Fußspitzen im Dreck herum. » Ich wollte nur fragen, ob es jetzt, na ja, offiziell ist. Bist du mit Spencer zusammen?«
    Ich antwortete nicht sofort.
    Sie riss die Arme hoch, bevor ich etwas erwidern konnte. » Keine Sorge, es ist toll, wenn es so ist, Em. Ich freue mich für dich.«
    Ich konnte ihr ansehen, dass sie log. Ich fragte: » Das tust du?«
    » Natürlich.« Obwohl sie sich Mühe gab, klang ihre Stimme eisig. » Emily, du bist meine beste Freundin, und nichts und niemand wird daran etwas ändern, stimmt’s?«
    » Stimmt.«
    Sie legte mir einen schmalen Arm um die Schulter. » Und als deine lebenslange beste Freundin freue ich mich natürlich, wenn du dich in jemanden verliebt hast oder wie du den Kitsch auch nennen magst.«
    Ich wollte nicken, hielt mich jedoch zurück. » Na ja, ich bin mir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wirklich sicher, was es ist.« Abgesehen davon, dass wir beide Werwölfe sind, die dazu bestimmt wurden, füreinander da zu sein, ob nun im klassischen Sinne oder im Sinne von Expeditionen ins Tierreich, wusste ich selbst nicht so genau. » Aber ich verspreche dir hoch und heilig, dass mich das nicht davon abhalten wird, mit dir abzuhängen.«
    Megan zuckte mit den Schultern und setzte zu einer Erwiderung an. Stattdessen blieb sie jedoch stehen, und ich folgte ihrem Blick bis zu einer Traube Jugendlicher, die sich vor der Schule versammelt hatten. Sie lärmten und lachten, einige Mädchen fielen sich in die Arme, und ich sah, wie ein paar Jungs einander abklatschten.
    » Meine Güte, was zum Teufel ist das denn für eine Solidaritätsveranstaltung?«, murrte Megan.
    Ich erkannte einen Kopf, der die anderen leicht überragte, mit rotem Haar und kantigem Gesicht. Dalton McKinney. Footballspieler. Mordanschlagsopfer, dem in den Kopf geschossen worden war. Werwolf. Einer aus meinem Rudel. Eine andere Stimme. Diesmal nicht die der Nächtlichen Emily. Zu sehen, dass Dalton wieder auf den Beinen war und die anderen, die ihm auf den Rücken klopften, mit leuchtenden Augen anlächelte, ließ mich erleichtert aufatmen. Ich konnte nicht anders, als albern zu grinsen. Ich flüsterte: » Dalton ist wieder da.«
    Megan verdrehte die Augen. » Jo.« Sie schüttelte kurz den Kopf und fügte dann hinzu: » Warte mal. Ihm wurde in den Kopf geschossen, vor ungefähr einer Woche. Warum sollten sie ihn aus dem Krankenhaus entlassen und zur Schule gehen lassen? Haben die nur so getan, als wäre seine Verletzung schlimmer, als sie es tatsächlich war – oder was?«
    » Er muss es aber gewesen sein«, sagte ich zu mir selbst, wobei ich einen Moment lang vergaß, dass Megan auch da war.
    » Wer muss was gewesen sein?«, fragte Megan.
    Ich hörte kaum hin, sondern lief los, um das dritte Mitglied unseres vermeintlichen Rudels zu treffen und herauszufinden, ob er irgendwelche Antworten parat hatte.

3
Dal-ton
    Als ich bei dem überdachten Fußweg angelangt war, der zum Vordereingang der Schule führte, wurde Dalton regelrecht von Schülern belagert. Ich erreichte den Rand der Menschenmenge und sprang auf und ab, um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Soweit ich sehen konnte, sah er wirklich gut aus. Er lachte, klopfte seinen Freunden auf den Rücken und begrüßte seine Football-Teamkollegen mit Bruststößen. Die Farbe war auf seine geröteten Wangen zurückgekehrt, und er trug wieder seine übliche gebügelte Kakihose, sein Poloshirt und seine Jacke mit dem aufgenähten Ehrenabzeichen der Schule. Der einzige Hinweis darauf, dass er, ihr wisst schon, in den Kopf geschossen worden war, bestand aus einem frischen, rechteckigen Verband an der Schläfe sowie dem pfirsichfarbenen Haarflaum, der auf seinem operationsbedingt geschorenen Schädel nachwuchs. Es fühlte sich etwas heikel an, doch ein wenig von dem derben, jungenspezifischen Duft, den ich inzwischen mit Spencer in Verbindung brachte, ging auch von Dalton aus und waberte durch die dunstige Luft, wo er direkt vor meiner Nase landete. Als das geschah, sagte eine Stimme in meinem Hinterkopf: Versammle deine Gefährten.
    Daltons Freund Mikey Harris stand neben ihm, hielt einen Football in die Höhe und führte die Meute beim Grölen von »
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