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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: J. M. Sampson
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fliegenden Gebilden erkennen. Eine andere Welt, bestehend aus Finsternis und Furcht. Eine andere Welt, in der die Schattenmänner lebten, wenn sie mich nicht gerade hier verfolgten.
    Da kam etwas zum Vorschein. Ein dunkler Arm, am Ellbogen abgewinkelt, war zu sehen. Dann noch einer, mit langen und gezackten Gliedern, wie eine Spinne, die ihren Schlupfwinkel verließ. Ein weiterer Schattenmann. Während ich ihn beobachtete, drang der Schattenmann mit einer seiner spitzen Hände in Megans Brust ein, und sein massiver, und auch wieder nicht massiver, rauchiger, dunstiger Oberarm verschwand in ihrem Körper. Megans Rücken wölbte sich angesichts des unerwarteten Schmerzes, und sie begann, sich in Krämpfen zu winden. Schäumender Speichel drang aus ihrem Mund.
    Die Schattenmänner waren zurück. Und sie gaben sich nicht länger damit zufrieden, einfach nur dazustehen und uns zu beobachten. Ich stand wie erstarrt da und wusste nicht, was ich tun sollte.
    Der lange und feingliedrige Schatten zu meiner Linken, der mir flacher als die anderen vorkam, schien beinahe aus dieser Verzerrung herauszuquellen. Nun verschwanden seine beiden spindeldürren Arme in Megans Brust. Ihr Rücken wölbte sich sogar noch mehr in die Höhe, und ihr Kiefer wurde schlaff.
    Casey wich von ihr zurück, und mein blutgetränktes Kapuzenshirt fiel zu Boden.
    Zu meiner Rechten zog die kreischende Nikki an Daltons Armen und Beinen. Der nackte Junge wehrte sich, schrie und trat um sich, während die drei massiven Schattenmänner ihn immer geschwinder in Richtung des Risses im Universum zerrten.
    Mir blieb nicht die Zeit, um beide zu retten.
    Aus Megans Wunde trat Blut aus.
    Daltons Gesicht war vor Angst und Schrecken wie versteinert, und mit verzweifeltem Blick bat er mich um Hilfe.
    Megans Schattenmann war bereits zur Hälfte in ihrem Körper verschwunden.
    Dalton war beinahe an der Schwelle zum Nichts.
    Ich machte einen Satz nach vorn, zu Megan hin, schob Casey beiseite, packte Megans Arme und Beine und begann, sie von der Verzerrung wegzuziehen. » Benutzt eure Kräfte«, rief ich den Cheerleaderinnen über die Schulter hinweg zu. » Sie versuchen, Dalton mitzunehmen. Benutzt eure Kräfte!«
    Ich erhaschte einen kurzen Blick auf die Mädchen, die die Hände erhoben und darum kämpften, Dalton in ihre Richtung zurückzuziehen.
    Ich konzentrierte mich jedoch auf Megan, die arme, verlassen daliegende Megan, die Blut verlor, während eines dieser Dinger – worum es sich dabei auch immer handelte – versuchte, von ihr Besitz zu ergreifen. Ich stemmte die Fersen in den Boden und zog, so fest ich konnte. Der Schattenmann in ihr drinnen hielt sich fest und weigerte sich, sie freizugeben. Megan gab ein furchtbar trockenes Husten von sich. Ich weigerte mich, sie loszulassen. Meinetwegen war es so weit mit ihr gekommen, weil ich sie im Dunkeln hatte tappen lassen. Ihr würde meinetwegen nichts zustoßen. Das würde es nicht! » Ahhh!«, schrie ich. Mit einem allerletzten Ruck landete Megan auf mir, rammte gegen meine Gedärme und ließ mich zu Boden gehen. Wie ein überdehntes Gummiband schnalzte der Schattenmann, der sich durch ihre Haut in sie hineingegraben hatte, zurück und wurde wieder in die Verzerrung geschleudert. Danach verfärbte sich das Bild der Stadt schwarz, und die Verzerrung verwandelte sich ebenfalls in kräuselnde Wellen am Himmel.
    » Nein«, kreischte Nikki. » Hilf ihm! Emily, hilf ihm!«
    Ich entledigte mich Megans leblosem Körper so sanft wie möglich, sprang auf und wandte mich Dalton zu.
    Die Schattenmänner, die ihn an den Gliedern festhielten, waren bereits durch die Finsternis in dem Riss in der Luft verschwunden. Dalton war beinahe drinnen. Er war still und resigniert. Sah mich noch immer mit traurigen Augen an.
    Ich machte einen Schritt nach vorn, dachte, die Zeit würde eventuell noch ausreichen und ich könnte ihn vielleicht auch noch retten.
    Dann war er in dem Loch verschwunden, und einen Augenblick später erschien es einem, als befände sich dort gar nichts.
    Einen Moment lang starrten wir fünf, die wir in der Lichtung standen und bei Bewusstsein waren, auf die Stelle, wo Dalton vor einem Augenblick noch gewesen war. Nikki und die Drillinge machten ungläubige Gesichter und ließen die Hände sinken. Nikki fiel auf die Knie. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, doch drang kein Laut aus ihrer Kehle. Sie schnappte nach Luft und wimmerte: » Nein!«
    » Dalton«, flüsterte ich. Noch einer aus meinem Rudel. Weg. Von den
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