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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: Dirk van Den Boom
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war ein bescheidener Mann und konzentrierte sich auf das Wesentliche.
»Ich habe schon eine Dienstzeit in Deutsch-Südwest hinter mir. Damals war ich lediglich Ersatz für einen erkrankten Kameraden und bin mit dem Stationskreuzer gefahren, wie heute. Das ist schon eine Weile her, ich war ein frischer Leutnant und es war noch ein Aviso.«
»Lange her«, bestätigte Rheinberg. Die Avisos waren eine letztlich sehr unzuverlässige Schiffsklasse gewesen, deren Aufgaben heute von den Kleinen Kreuzern übernommen wurden. »Na, dann noch einmal: Willkommen an Bord!«
Mit diesen Worten führte er Becker über das Fallreep an Deck.
»Die Saarbrücken ist eines der ältesten Schiffe der Flotte«, begann er sogleich mit seiner Einführung und schritt Becker voran. »Sie wurde 1902 als zweites Schiff der BREMEN-Klasse fertiggestellt. Ursprünglich besaß sie zehn 10,5-cm-Schnellladekanonen.« Rheinberg wies auf den Geschützturm, den sie gerade passierten. »Sechs haben wir davon noch, aber am Bug und am Heck wurde im Zuge der Umrüstung je eine 15-cm-Kanone aufgebaut. Damit verfügen wir jetzt über etwas mehr Feuerkraft.«
»Ich vermute, bei der Umrüstung ist einiges verändert worden«, meinte Becker und klopfte über das mit einer Plane abgedeckte Kanonenrohr.
»Einiges, ja. Der Fockmast wurde in die Brücke hineinverlegt. Das elektrische System wurde auf den neuesten Stand gebracht. Was wir nicht bekommen haben, waren Turbinen. Die Lübeck hat welche, wir hingegen schnaufen auf die herkömmliche Art und Weise.«
»Dreizylinder-Dreifachexpansionsmaschinen, zehn Marine-Wasserrohrkessel mit natürlichem Umlauf«, dozierte Becker. Rheinberg hob die Augenbrauen und nickte. »Sie kennen sich aus, Herr Hauptmann?«
»An mir ist ein Marineoffizier verloren gegangen. Nein, ich halte viel von dem Prinzip möglichst optimaler Vorbereitung, egal worum es geht. Viele meiner Kameraden lassen sich zu sehr von den Dingen überraschen, die sie erwarten. Mein guter Oberleutnant befand es nicht einmal für nötig, herauszufinden, wo Kamerun eigentlich liegt. Er meinte, er werde es ja sehen, wenn wir im Hafen von Douala einliefen.«
Rheinberg grinste. »Kein Hafeneinlauf. Es gibt eine schöne Reede und einen langen Pier, da ist es jedoch zu seicht für uns.«
Becker nickte. »Habe ich ihm auch gesagt. Daraufhin habe ich ihn mit einem Atlas sowie einem Erdkundebuch über unsere Kolonien für drei Stunden in Klausur geschickt. Über den Kreuzer hatte ich mich schon vorher informiert. Es ist einfach ein prächtiges Stück. So was bauen sie heute nicht mehr, der geschwungene Bug, die Verzierungen – das hatte noch Stil.«
Rheinberg kam nicht umhin, dem Infanteristen zuzustimmen. Die Schiffsneubauten wirkten deutlich funktionaler als die alte Saarbrücken. Man musste ihnen allerdings zugutehalten, dass sie ihren Sinn hatten. In den letzten elf Jahren war die technische Entwicklung nicht stehen geblieben. Der Einbau der Parsons-Turbinen in das Schwesterschiff Lübeck, das als erstes Schiff der Flotte mit der neuen Technologie auf Probefahrt gegangen war, zwei Jahre nach Indienststellung der Saarbrücken, war ein gutes Beispiel dafür.
»Wie groß ist die Besatzung?«, unterbrach Becker seinen Gedankengang. Sie hatten den Bug erreicht, standen direkt über der reichhaltigen Bugzier.
»287 Unteroffiziere und Mannschaften, 18 Offiziere«, erwiderte Rheinberg prompt. »Und seit Kurzem zusätzlich 160 Infanteristen.«
Becker grinste. »Wir werden uns so klein wie möglich machen, ich verspreche es.«
Rheinberg winkte ab. »Wir kriegen das schon hin. Wir werden das Schiff jedoch ganz schön überladen und daher etwas weniger Kohlen aufnehmen als sonst. Auch wird unsere Fahrt ein wenig gemütlicher ausfallen, denn unsere Lady würde bei forcierter Dauerfahrt gut zehn Tonnen Kohle in der Stunde schlucken. Wir werden also schön bei halber Fahrt bleiben, was unsere Reise verlängern, aber unsere Kohlevorräte schonen wird. In Portugal werden wir erneut kohlen, und dann noch langsamer bis Kamerun schippern. Richten Sie sich auf einige vergnügliche Wochen ein, so schnell wird es nämlich nicht gehen.«
Becker seufzte.
»Ich vermute, Sie werden uns die Zeit mit einigem Drill versüßen.«
»Exakt. Jeder Ihrer Männer bekommt eine Rollentafel. Sie alle müssen wissen, wo sie im Falle eines Falles am wenigsten im Weg stehen werden. Und das werden wir so lange üben, bis sie alle es im Schlaf beherrschen.«
»Tolle Aussichten sind das.« Becker klopfte auf die
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