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Die Akte

Titel: Die Akte
Autoren: John Grisham
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sich abschloss.
    Tu es schnell! Vergiss den Abschiedsbrief. Wenn du ihn schreibst, redest du dich nur selbst aus der Sache heraus. In der Lebensversicherung steckt eine Million. Er öffnete eine Schreibtischschublade. Denk nicht an die Kinder. Es würde dasselbe sein, wie wenn er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen wäre. Er zog die .38er unter einer Akte hervor. Tue es schnell! Schau nicht zu ihren Fotos an der Wand. Vielleicht würden sie es eines Tages verstehen. Er steckte sie tief in den Mund und zog den Abzug durch.
    Die Limousine kam vor dem zweigeschossigen Haus in Dumbarton Oaks, einem Teil von Georgetown, zum Stehen. Sie blockierte die Straße, aber das machte nichts, denn es war zwanzig Minuten nach Mitternacht, und es gab keinen Verkehr. Voyles und zwei Agenten stiegen aus dem Fond des Wagens und gingen rasch auf die Haustür zu. Voyles hatte eine Zeitung in der Hand. Er hämmerte mit der Faust gegen die Tür.
    Coal schlief nicht. Er saß im Dunkeln in seinem Arbeitszimmer, in Pyjama und Bademantel, was Voyles sehr freute, als er an die Tür kam.
    »Hübscher Pyjama«, sagte Voyles, seine Hose bewundernd.
    Coal trat auf die winzige Betonveranda heraus. Die beiden Agenten schauten von dem schmalen Gehsteig aus zu. »Was zum Teufel wollen Sie?« fragte er langsam.
    »Ich wollte Ihnen nur das hier bringen«, sagte Voyles und hielt ihm die Zeitung vors Gesicht. »Da ist ein hübsches Bild von Ihnen, direkt neben dem Präsidenten, wie er Mattiece umarmt. Ich weiß, wie sehr Sie Zeitungen lieben, deshalb dachte ich, ich sollte Ihnen eine bringen.«
    »Morgen wird Ihr Gesicht darin sein«, sagte Coal, als hätte er die Story bereits geschrieben.
    Voyles warf ihm die Zeitung vor die Füße und wendete sich zum Gehen. »Ich habe ein paar Tonbänder, Coal. Wenn Sie anfangen zu lügen, ziehe ich Ihnen in aller Öffentlichkeit die Hose runter.«
    Coal starrte ihn an, sagte aber nichts.
    Voyles hatte die Straße fast erreicht. »In zwei Tagen komme ich mit einer Vorladung wieder«, brüllte er. »Ich komme gegen zwei Uhr nachts und übergebe sie Ihnen selbst.« Er war beim Wagen angekommen. »Als nächstes bringe ich dann die Anklage. Natürlich wird Ihr Arsch bis dahin Geschichte sein, und der Präsident wird einen anderen Haufen Idioten haben, die ihm sagen, was er tun soll.« Er verschwand in der Limousine, und sie brauste davon.
    Coal hob die Zeitung auf und ging ins Haus.
44
    G ray und Smith Keen saßen allein im Konferenzraum und lasen den gedruckten Text. Die Zeit der Begeisterung darüber, eine seiner Stories auf der Titelseite zu sehen, lag viele Jahre zurück, aber diese ließ ihn nicht kalt. Es hatte noch nie eine größere gegeben. Darüber waren säuberlich die Gesichter aufgereiht: Mattiece, wie er den Präsidenten umarmt, Coal telefonierend auf einem offiziellen Foto des Weißen Hauses, Velmano während der Anhörung vor einem Unterausschuss, Wakefield, aus einem Gruppenbild von einem Anwaltstreffen herausgeschnitten, Verheek, der auf einer FBI-Veröffentlichung in die Kamera lächelt, Callahan aus dem Jahrbuch und Morgan auf einem aus dem Video herausgeholten Foto. Mrs. Morgan hatte ihre Einwilligung gegeben. Eine Stunde zuvor hatte Paypur, der Polizeireporter der Nachtschicht, ihnen von Wakefield erzählt. Er tat Gray leid, aber er wollte sich deshalb keine Vorwürfe machen.
    Abgesehen von Wakefields Tod gab es vorerst keine Neuigkeiten. Die Fernsehstationen schalteten zwischen dem Weißen Haus, dem Obersten Bundesgericht und den Schreibtischen der Redakteure hin und her. Sie warteten vorm Hoover Building, in dem zur Zeit völlige Stille herrschte. Sie brachten die Fotos aus den Zeitungen. Sie konnten Velmano nicht finden. Sie spekulierten über Mattiece. CNN zeigte Live-Aufnahmen vom Haus der Morgans in Alexandria, aber Morgans Schwiegervater hielt die Kameras vom Grundstück fern. NBC hatte einen Reporter vor dem Gebäude stehen, in dem White and Blazevich ihre Büros hatten, aber er konnte nichts Neues berichten. Und obwohl ihr Name in der Story nicht genannt wurde, war die Identität der Verfasserin des Dossiers kein Geheimnis. Es gab massenhaft Spekulationen über Darby Shaw.
    Um sieben war der Raum gedrängt voll, und es herrschte Stille. Die vier Bildschirme zeigten alle das gleiche Bild - Zikman steuerte im Presseraum des Weißen Hauses nervös aufs Podium zu. Er war müde und sah mitgenommen aus. Er verlas eine kurze Erklärung, in der das Weiße Haus zugab, über verschiedene von
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