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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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für einen ausländischen Würdenträger errichtet worden. Die Priesterschüler machten sich einen Spaß daraus, sich immer abwegigere Erklärungen für die steinernen Meerjungfrauen um den verwitterten Springbrunnen im Innenhof auszudenken. Bis vor kurzem noch hatte die sonderbare alte Villa jedenfalls als Unterkunft für ledige Priester, Pilger und Flüchtlinge gedient. Nun war sie das Haus der Zwölf.
    Einige von den jungen Leuten nahmen Elaras Hilfe gern an, während andere sich dagegen sträubten. Damisa, eine Base des Prinzen von Alkonath, pochte gewöhnlich mehr als alle anderen auf ihre Unabhängigkeit. Doch jetzt, dachte Elara, sah sie einfach schrecklich aus.
    »Damisa? Was hast du? Bist du krank?« Elara zuckte zurück, als die andere sich umdrehte und sie mit blicklosen Augen anstarrte. »Ist bei der Zeremonie etwas geschehen?«
    Sie packte Damisa mit festem Griff am Ellbogen, führte sie zum Springbrunnen und zwang sie, sich auf den Beckenrand zu setzen. Dann drehte sie sich um und winkte die anderen herbei.
    »Lanath, geh und hol Wasser!«, befahl sie leise, als alle versammelt waren. Sie strich sich die schwarzen Locken, die ihr immer wieder in die Augen fielen, aus dem Gesicht und kauerte sich neben Damisa. »Und jetzt seid endlich still!« Sie wartete mit strenger Miene, bis die anderen zurücktraten. »Sie kann ja kaum atmen.«
    Sie wusste, dass Damisa am frühen Morgen zu Tiriki gerufen worden war, und hatte sie im Stillen darum beneidet. Elara selbst tat unter einer Blauen Priesterin namens Liala im Ni-Terat-Tempel Dienst. Es war eine schöne, aber nicht unbedingt glanzvolle Aufgabe. Man hatte den Priesterschülern erklärt, die Ausbildungsplatze würden nach dem jeweiligen Sternzeichen und dem Willen der Götter vergeben. Elara fand es einleuchtend, dass man ihren Verlobten dem Sterndeuter des Tempels zugeteilt hatte, denn Lanath konnte gut mit Zahlen umgehen, aber bei Damisa hegte sie den Verdacht, sie sei allein wegen ihrer königlichen Abstammung bei Tiriki gelandet, die schließlich nicht nur Priesterin, sondern auch Prinzessin von Ahtarrath war. Jetzt aber wollte sie nicht mehr mit ihr tauschen.
    »Sprich, Damisa«, murmelte sie, als die andere trank. »Wurde jemand verletzt? Ist irgendetwas schief gegangen?«
    »Schief gegangen!« Damisa schloss kurz die Augen, dann richtete sie sich auf und schaute in die Runde. »Habt ihr die Gerüchte nicht gehört? Sie sind doch schon in der ganzen Stadt in Umlauf.«
    »Natürlich. Aber wo warst du denn so lange?«, fragte die kleine Iriel.
    »Bei einem Ritual zur Tagundnachtgleiche. Mit meiner Lehrmeisterin«, antwortete Damisa.
    »Diese Rituale finden gewöhnlich im Großen Manoah-Tempel statt«, bemerkte Elis, die ebenfalls gebürtige Ahtarranerin war. »Von dort hättest du sehr viel früher zurück sein müssen!«
    »Wir waren nicht im Tempel des Lichtes«, sagte Damisa heiser. »Wir waren in einem anderen Heiligtum. Es liegt am Ostrand der Stadt und ist in die Felsen hineingebaut. Die Eingangshalle mit den Säulen sieht aus wie bei allen anderen, aber der Tempel selbst befindet sich tief unter der Erde. Das nehme ich jedenfalls an. Ich musste in der kleinen Grotte am Anfang des Ganges warten.«
    »Bei Banurs Gebeinen!«, rief Elara. »Den Tempel kenne ich. Ich weiß nicht, wem er geweiht ist - aber da geht doch kein Mensch jemals hin!«
    »Wem er geweiht ist, weiß ich auch nicht«, gab Damisa fast schon wieder mit ihrer gewohnten Arroganz zurück, »aber irgendeine Macht ist dort unten am Werk. Ich sah im Gang immer wieder seltsame Lichter aufblitzen.«
    »Das ist das Ende…«, sagte Kalaran dumpf. »Meine Insel ist bereits versunken, und jetzt kommt die hier an die Reihe. Meine Eltern sind nach Alkonath gezogen, aber ich war für den Tempel bestimmt. Sie hielten es für eine große Ehre, dass ich hierher geschickt wurde.«
    Die Priesterschüler sahen sich verstört an.
    »Noch wissen wir nicht, ob das Ritual gescheitert ist«, sagte Elara, um die anderen aufzumuntern. »Warten wir ab - man wird uns schon Bescheid sagen.«
    »Die Seherin musste aus der Höhle getragen werden«, unterbrach sie Damisa. »Sie war halb tot. Nun hat man sie zu Liala und den anderen Heilern ins Ni-Terat-Haus gebracht.«
    »Dann sollte ich jetzt besser gehen«, befand Elara. »Vielleicht braucht Liala meine Hilfe.«
    »Wozu denn?«, erwiderte Lanath düster. »Wir müssen ohnehin alle sterben.«
    »Halt den Mund!«, fuhr ihn Elara an. Was war den Sterndeutern nur
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