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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Nachthimmel war wolkenlos.
    »Ach ja, deine Fähigkeiten«, flüsterte sie verbittert. Was nützen sie ihnen jetzt? »Du kannst den Wind und den Blitz beschwören, aber was ist mit der Erde unter unseren Füßen? Und wie sollen selbst diese Kräfte fortbestehen, wenn ringsum alles zusammenbricht? Reio-ta hat nur eine Tochter, und ich… ich bin nicht imstande, dir ein Kind zu schenken!«
    Er spürte ihre Tränen und nahm sie in die Arme. »Noch haben wir kein Kind - aber wir sind doch jung!«
    Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und überließ sich seinen starken Armen. Vermischt mit den Düften seines Bades, stieg ihr der herbe Geruch seines Körpers in die Nase.
    »Zwei Säuglinge musste ich auf den Scheiterhaufen legen«, flüsterte sie, »und drei weitere habe ich vor der Zeit verloren. Die Caratra-Priesterinnen wissen keinen Rat mehr, Micail.« Tränen brannten ihr in den Augen. Er drückte sie fester an sich. »Unsere Mütter waren Schwestern… Vielleicht sind wir zu nah verwandt. Du musst dir eine andere Frau nehmen, Liebster, eine, die dir Nachkommen schenken kann.«
    Sie konnte im Dunkeln nur ahnen, wie er den Kopf schüttelte.
    »Ahtarraths Gesetze gestatten es dir«, flüsterte sie.
    »Und was ist mit dem Gesetz der Liebe?« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und sah sie voller Leidenschaft an. Sie spürte seinen Blick ganz deutlich. »Um einen Sohn zu zeugen, der meiner Kräfte würdig ist, muss ich nicht nur meinen Samen geben, sondern auch meine Seele. Und dazu brauche ich eine Frau, die mir körperlich wie auch im Geiste ebenbürtig ist. Sonst, Liebste, wäre ich wohl nicht einmal… dazu fähig. Du und ich, wir sind vom Schicksal füreinander bestimmt, und deshalb kann es für mich niemals eine andere geben.«
    Sie strich ihm über die hohe Stirn, die kantigen Wangen. »Aber dann stirbt dein Geschlecht aus!«
    Er beugte sich hinab und küsste ihr die Tränen von den Wangen. »Wenn Ahtarrath selbst nicht mehr ist, was spielt es dann noch für eine Rolle, wenn auch die magischen Kräfte seiner Prinzen verloren gehen? Atlantis' Wissen gilt es zu bewahren, nicht seine Magie.«
    »Osinarmen… weißt du, wie sehr ich dich liebe?« Sie legte sich mit einem Seufzer zurück. Seine Hände glitten über sie hinweg und weckten mit jeder Berührung Empfindungen, auf die ihr Körper ebenso ansprach wie ihre Seele auf die geistigen Übungen im Tempel.
    »Eilantha… Eilantha!«, antwortete er und schloss sie wieder in die Arme.
    Mit diesem Ruf öffneten sich Körper und Seele, und sie ertranken in der Ekstase einer vollkommenen Vereinigung.

2. Kapitel
    Damisa stand im Garten des Hauses der Zwölf und spähte durch die Hecke. Ob sie von hier aus etwas von den Schäden des Erdbebens sehen konnte? Seit dem Ritual im unterirdischen Tempel war alles ruhig geblieben, und Prinz Micail hatte seiner Leibgarde befohlen, beim Wiederaufbau zu helfen. Ahtarraths Hauptstadt stand auf den Resten einer älteren Siedlung. Die Drei Türme in ihrem goldenen Gewand ragten schon seit tausend Jahren zum Himmel empor. Auch die Sieben Tore waren altehrwürdige Wahrzeichen der Stadt. Generationen von Schülern hatten sich bemüht, die kaum noch erkennbaren Hieroglyphen auf ihren verwitterten Seitenwänden zu entziffern.
    Ahtarras Priesterschaft hatte ihr Bestes getan, um das Haus der Fallenden Blätter mit seinen alten Räumen den Bedürfnissen der zwölf Priesterschüler entsprechend herzurichten, doch zum idealen Wohnsitz wurde das Anwesen erst durch diesen Garten, der für den nötigen Abstand von der Stadt und vom Tempel sorgte. Damisa trat zurück, die Lorbeerzweige schnellten wieder an ihren Platz. Von hier aus war kein anderes Gebäude zu sehen.
    Sie wandte sich der kleinen Gruppe zu, die sich ein Stück entfernt auf dem Rasen vergnügte. Die Inzucht innerhalb der Priesterkaste brachte besondere Begabungen, aber auch Schwächen hervor. Sie selbst hatte sich oft gefragt, ob sie ihre Erwählung nicht eher dem Einfluss ihrer königlichen Großmutter als ihren eigenen inneren Werten verdankte. Heute allerdings wären gewiss gut die Hälfte der anderen schreiend davongerannt, hätten sie diese Lichter durch den Gang des unterirdischen Tempels flackern sehen. Vielleicht, dachte sie jetzt, hatten es die Hüter für sinnvoll gehalten, das priesterliche Erbgut durch Alkonaths robustes Gemüt zu ergänzen.
    Aber wieso waren sie dann zu der Ansicht gekommen, dieser grässliche Kalhan mit seinen derben Gesichtszügen und seinem
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