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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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einem herzlichen Lachen.
    »Hattest du eine gute Reise?«, fragte Micail. Die beiden fassten sich unter und entfernten sich von der Anlegestelle.
    »Das Meer war ziemlich ruhig«, scherzte Tjalan.
    »Deine Gemahlin hat Alkonath nur ungern verlassen?«
    Tjalan lachte leise. »Chaithala hält die Zinn-Inseln für eine unzivilisierte, von Ungeheuern bewohnte Wildnis. Dabei sind unsere Händler seit vielen Jahren bemüht, in Belsairath angemessene Unterkünfte für uns zu schaffen. Sie wird sich schon eingewöhnen. Und wenn ich weiß, dass sie und die Kinder in Sicherheit sind, kann ich mich in aller Ruhe um das kümmern, was hier zu tun ist.«
    »Was ist, wenn wir uns alle irren und die Katastrophe ausbleibt?«, fragte Micail.
    »Dann hat sie ungewöhnliche Ferien verbracht, die sie mir wahrscheinlich niemals verzeihen wird. Aber ich habe mich auf der Reise lange mit Meister Chedan unterhalten. Deine Vorahnungen sind, wie ich fürchte, nur allzu begründet…«
    Damisa überlief es eiskalt. Sie hatte bisher angenommen, das Ritual im unterirdischen Tempel habe trotz Alyssas Zusammenbruch seinen Zweck erfüllt, denn die Erdstöße und die Albträume hatten aufgehört. Doch jetzt kamen ihr Bedenken. Hatte man die Erdstöße etwa auch auf Alkonath gespürt? Allmählich zweifelte sie daran, dass Tjalans Besuch eine gewöhnliche Staatsvisite war.
    »Wen haben wir denn da? Diese schöne Frau ist doch nicht etwa die kleine Damisa?«
    Damisa drehte sich um, als sie die Stimme hörte. Der dritte Besucher stand vor ihr. Er hatte den Mantel zurückgeschlagen. Darunter trug er eine ärmellose Tunika und einen Rock mit so schweren Goldstickereien, dass sie geblendet die Augen schließen musste, als die Sonne darauf fiel. Sie wusste jedoch, dass sich unter all der Pracht ein athletischer Körper verbarg und dass der lange Dolch in der kostbaren Gürtelscheide kein aristokratisches Spielzeug war. Der Mann hieß Antar, er war mit Tjalan aufgewachsen und diente ihm seit seiner Kindheit als Leibwächter.
    Antar beantwortete seine Frage gleich selbst. »Es ist Damisa.« Währenddessen huschten seine schwarzen Augen unermüdlich hin und her, um nur ja nichts zu übersehen, was seinen Herrn gefährden könnte.
    Jetzt waren auch die anderen aufmerksam geworden. Damisa errötete.
    »Und Antar hat sie natürlich als Erster entdeckt«, lächelte Micail.
    »Wofür hat man schließlich einen Leibwächter?«, grinste Tjalan. »Damisa, geliebte Base, ich bin entzückt, unter so vielen Lilien eine alkonische Blüte zu entdecken.« Das klang unbefangen und herzlich, doch als Damisa nun vortrat, wusste sie, dass die Zeit für kindliche Umarmungen endgültig vorbei war. Sie reichte dem Prinzen die Hand, und der beugte sich artig darüber. Nur in seinen meergrünen Augen blitzte es spöttisch auf.
    »Du bist tatsächlich erwachsen geworden«, bemerkte er anerkennend. Er ließ ihre Hand los und wandte sich wieder an Tiriki. »Wie ich sehe, habt Ihr unsere alkonische Blüte gut gepflegt.«
    »Wir tun unser Bestes, edler Herr. Und nun…«, Tiriki reichte Damisa den Korb mit Früchten und Blumen und hob die Stimme, »…mögen die Vertreter der Stadt für das leibliche Wohl des Prinzen von Alkonath sorgen.« Sie wies auf den freien Platz vor der Hafenmauer. Dort waren wie von Zauberhand rote Pavillons aus dem Boden gewachsen, in deren Schatten Tische mit Speisen und Getränken standen.
    Tjalan runzelte die Stirn. »Ich fürchte, wir haben nicht die Zeit…«
    Tiriki legte ihm leicht die Hand auf den Arm. »Die Ratsversammlung kann ohnehin erst stattfinden, wenn die Grundherren von ihren Landgütern eingetroffen sind. Und der Bevölkerung wird es Mut machen, wenn sie uns zusammen speisen sieht. Ich bitte Euch, edler Herr, tut uns den Gefallen.«
    Auch jetzt waren Tirikis Worte so süß wie eine Melodie. Man müsste schon ein Herz aus Stein haben, dachte Damisa, um eine solche Bitte abzuschlagen.

    Micail ließ den Blick über den großen Saal schweifen. Die Diener hatten die irdenen Krüge mit Zitronenwasser und die Silberbecher verteilt, und er entließ sie mit einem Nicken. Durch die schmalen Fenster unter der hohen Kuppel des Ratssaals fiel das letzte Tageslicht auf die besorgten Gesichter der Kaufleute, Gutsbesitzer und Grundherren, die um den runden Tisch saßen. Würde er die Mächtigen von Atlantis in all ihrer Würde jemals wieder so vollzählig versammelt sehen?
    Micail erhob sich von seiner Liege und wartete, bis die Gespräche verstummten. Er war
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