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Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)
Autoren: E. Archer
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feucht.
    »Ist schon okay. Ich bin ja hier. Scht.«
    »Gott sei Dank.« Sie schwieg. »Äh … Wo sind wir hier eigentlich?«
    »Hmm.« Ralph wusste nicht, was er sagen sollte. Er fand, dass er gerade zum ersten Mal in seinem Leben ein bisschen geklungen hatte wie sein Vater. »Wie bist du hergekommen? Vielleicht gibt uns das eine Antwort.«
    »Na ja, ich denke, ich bin hier, weil du mich umgebracht hast …«
    »Oh Gott, stimmt ja. Ach, du Schande. Bist du okay?«
    »Ja, alles in Ordnung. Ich glaube, weil du mich umgebracht hast, hat meine Quest ein etwas komisches Ende gefunden. Ich wurde ohnmächtig und kam in meiner normalen Welt wieder zu mir, genau so, wie es eigentlich zu sein hat. Nur hätte dann wieder alles vollkommen normal sein müssen, so normal, dass man sich schon fragt, ob das mit dem Wunsch überhaupt passiert ist. Aber ich war immer noch grau. Und ich konnte durch Sachen hindurchgehen. Und das Schloss war immer noch in den Wolken. Gertie ist deshalb übrigens unglaublich stinkig.«
    »Die bringt mich um!«
    »Kann schon sein. Wen interessiert’s? Na, jedenfalls war ich, weil ich noch immer ein Geist bin, als Einzige aus der Familie in der Lage, nach unten zu schweben, runter auf die Erde. Cecil wollte runterklettern, aber Mutter und Vater haben ihn nicht gelassen. Mich wollten sie eigentlich auch nicht lassen. Aber ich hab sie einfach ignoriert, mich aus dem Keller gestürzt und bin runtergesegelt. Es war abgefahren. Im Tal wimmelte es nur so von Leuten von der Königlich-Narratologischen Gilde, die rannten durch die Gegend, quasselten in einer Tour in ihre Handys und wussten nicht, was sie tun sollten. Ich brauchte nur die richtige Windböe abzupassen und konnte ihnen wunderbar aus dem Weg gehen.
    Dann bin ich nach London geflogen, weil ich Chessie ausfindig machen wollte. Ich habe sie in ihrer Wohnung in Kensington aufgestöbert. Sie hatte sich in ihrem Bett verkrochen, die Tür dreifach verriegelt und mehrere bewaffnete Wachmänner davor postiert. Wahrscheinlich hatte sie voll Panik, dass die Leute von der Königlich-Narratologischen Gilde hinter ihr hersein könnten, weil sie schon wieder einen Wunsch verbockt hat. Vielleicht hat sie damit ja sogar recht. Jedenfalls bin ich einfach reingeschwebt. Sie ist die Treppe hochgerannt und hat wieder die Tür abgeschlossen. Da bin ich natürlich auch durchgeschwebt und konnte sie schließlich in ihrem Badezimmer in die Enge treiben. Sie war richtig hysterisch.
    Zuerst wollte ich … na ja, mich eigentlich bei ihr bedanken. Dafür, dass sie es mir ermöglicht hat, meine Mutter wiederzusehen. Und mich darüber beschweren, dass ich nicht noch ein bisschen länger mit ihr reden konnte. Ich war mir nicht sicher, ob ich meine Verwandlung in einen Geist auch erwähnen sollte, weil mir das eigentlich immer noch gefällt und ich es nicht rückgängig machen will. Aber als ich anfangen wollte, konnte ich irgendwie nur nach dir fragen. Sie war ja die Wunschgewährerin. Deshalb finde ich schon, dass es ihre Aufgabe ist, dich zurückzuholen.
    Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie das in Ordnung bringen sollte. Die Königlich-Narratologische Gilde werde bestimmt nicht zulassen, dass du in einer Erzähl-Requistenkammer voller kaltem Nichts vergammelst, meinte sie. Mehr fiel ihr dazu nicht ein. Sie tat ganz unbesorgt, dabei ging ihr das Ganze schrecklich nahe, Ralph, das habe ich gemerkt. Schließlich habe ich fast die ganze Nacht damit zugebracht, sie zu trösten. Am nächsten Morgen haben uns die Bodyguards Eier und Schinken gebracht, und sie hat Sekt mit Orangensaft gebechert, während wir auf ihrem großen, bombastischen Bett den Brunch serviert bekamen. Da ist sie dann mit ihrer Idee rausgerückt.«
    »Was für eine Idee?«, fragte Ralph.

63. Kapitel
    Wie jeder Mensch braucht auch ein Erzähler ein Zuhause. Die größte Leistung unserer Gilde besteht wohl darin, Geschichten mit so viel Überzeugung zu erzählen, dass niemand auf die Idee kommt, sich zu fragen, wie wir Erzähler das eigentlich anstellen. Wie konnte jemand Mäuschen spielen, als der böse Regent nuschelnd sein Geheimnis preisgab, während er im Kleiderschrank steckte? Wer war am See dabei, als die Heldin das letzte Mal ins Wasser ging? Natürlich ein Erzähler – aber der braucht einen Ort, von dem aus er alles beobachten und lenken kann.
    Im Allgemeinen hocken wir oben, hoch über der Bühne, in den Laufplanken an kleinen Holzpulten mit je einer Glühbirne und einem Berg von Papier, auf dem
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