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Die Abenteuer des Tom Bombadil

Die Abenteuer des Tom Bombadil

Titel: Die Abenteuer des Tom Bombadil
Autoren: J.R.R. Tolkien
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aus dem warmen Haus durch ein offnes Fenster,
    Husch! Der Schatten fegte fort und tauchte in die Grube, 
    Knochenrasselnd legte er sich in die eigne Stube.
     
    Tom, der gute Bombadil, hatte endlich Ruhe,
    Seinen Kittel warf er ab, Hut und Hemd und Schuhe,
    Süßer als sie alle schlief er, schnarchte, daß es dröhnte,
    Hören durfte jeder gern, wie Tom der Ruhe frönte.
     
    Er wachte auf im Morgenlicht, sprang aus seinem Bette,
    Pfiff und sang den Staren gleich mit ihnen um die Wette:
    »Komm-komm! Dinge-long! Dinge-ling, mein Schätzchen,
    Komm herbei und halt mit mir das erste Morgenschwätzchen...«
    Stülpte nun den Hut sich auf, fuhr in Wams und Kittel,
    Fenster auf und Luft herein! Das sind so Freudenmittel!
     
    Neunmalkluger Bombadil, vorsichtiger Geselle,
    Blauen Kittel trug er gern, Stiefel, gelbe, helle,
    Niemals fing ihn jemand ein auf krausen Wanderungen
    Oder auf den Wasserwegen, ebenso verschlungen.
    Aber eines Tages lief er stracks zu jener Stelle,
    Wo Goldbeere singend saß im Schilfe ihrer Quelle.
    Den Vögeln sang sie Lieder vor, Fluß- und Quellenlieder,
    Gelösten Haares saß sie da im silbergrünen Mieder.
     
    Er griff nach ihr - er hielt sie fest! Wasserratten stoben,
    Reiher kreischte schrill und stieg aus dem Schilf nach oben. 
    »Schätzchen, komm mit mir nach Haus! Der Tisch steht schon beladen -
    Honigseim und gelber Schmand, Butter, weiße Fladen,
    Alles wartet deiner nur! Am Fenster nicken Rosen,
    Klettern bald zu dir herein, die Herrin zu liebkosen.
    Komm, folge mir ins Hügelhaus, den Mutterfluß verlasse!
    Kein Freier steigt zu dir hinab ins Düstere und Nasse!«
     
    Hochzeit wurde da gehalten, fröhlich war ein jeder.
    Tom, gekrönt mit Löwenzahn, ohne Hut und Feder,
    Mit Vergißmeinnicht die Braut im Schwerterlilienkranze
    Wirbelte und wiegte sich mit Bombadil im Tanze,
    Silbergrün umfloß das Kleid ihre schlanken Glieder,
    Tom, der legte seinen Arm um ihr grünes Mieder,
    Sang und trällerte dabei, summte wie die Hummel -
    Und so endete das Fest und der Große Rummel.
     
    Im Hause glommen Lampen schon, weiße Betten lockten,
    Da kamen späte Gäste an - pst pst! Die Schritte stockten,
    Husch! In den Keller zog die Schar zu einem Hochzeitstänzchen,
    Von Lehm gesäubert waren sie, gestriegelt jedes Schwänzchen!
    Am Fensterladen stand ein Gast - der letzte Spätling klopfte: 
    Weidenmann, dem Wasser noch aus allen Zweigen tropfte.
    Mutter Weidenwinde seufzte, Gräbergauch desgleichen,
    Aber er lag angekettet, konnte nicht entweichen.
     
    Tom, den störten Schritte nicht, Tänze oder Laute,
    Oder gar, was sich an Seufzern nachts zusammenbraute,
    Wachte auf wie neugeboren früh am nächsten Morgen,
    Trillerte wie eine Lerche ohne Gram und Sorgen:
    »Schätzchen, komm! Die Sonne drückt auf die Welt ihr Siegel!« 
    Goldbeere flocht ihr Haar zum Zopfe vor dem Spiegel.

 
    Das alte Jahr verfärbte sich, der Westwind brauste wieder,
    Tom fing ein Buchenblatt, das fiel im Walde nieder:
    »Einen Glückstag weht mir zu, wohlgesinnte Brise!
    Faß die Chance gleich beim Schöpf, ja, gerade diese!
    >Später< ist als Schelm bekannt - ich hole meinen Kahn her,
    Fahr darin den Fluß hinab, was eine wahre Lust war!«
     
    Zaunkönig saß auf einem Zweig: »Zick, zick, zick! Versteh mich,
    Was du mir nicht selbst verrätst, ahne und erspäh ich!
    Künde deine Ankunft an gleich am richtigen Orte . . .«
     
    »Untersteh dich, Plappermaul! Keine weiteren Worte,
    Oder es ergeht dir schlecht! Immer mußt du klatschen,
    Alles trägst du stets herum durch dein leidiges Tratschen!
    Sagst du Weidenmann ein Wort, ist's um dich geschehen,
    Werde dich bei Feuersglut am Bratenspieße drehen!
    Das wird dich vom Klatschen heilen, von den frechen Possen,
    Und dein Plapperschnabel bleibt für alle Zeit geschlossen . . .«
     
    Wippte Vöglein mit dem Stert, rief im Weiterfliegen:
    »Fang mich erst, fang mich erst! Erst mußt du mich kriegen! 
    Weidenmann ins rechte Ohr sag ich, was ich ahne:
    >Heute hat er manches vor, heute geht's zu Kahne!
    Eile dich, eile dich, den Abendtrunk zu trinken,
    Ehe denn die Sonne sinkt und die Sterne blinken!<«
     
    Tom, der lachte still für sich: »Mag schon sein, zu schwätzen
    Gehe ich ein andermal, ohne mich zu hetzen,
    Heute aber paddle ich, soll der Fluß mich tragen!«
    Holte seinen Kahn darauf voller Wohlbehagen
    Aus dem heimlichen Versteck, glättete die Ruder,
    Sang und trällerte für sich: »Alter Tippelbruder,
    Heute geht es nicht zu Fuß, mache mir's
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