Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Titel: Die Abenteuer Des Jonathan Gullible
Autoren: Ken Schoolland
Vom Netzwerk:
gewählt
sind.«
    »Gewählte Herren anders? Ha, ha.« rief der Geier barsch. »Die
Kinder werden immer noch mit den Märchen von den Königen
aufgezogen, und wenn sie groß sind, bleiben die Könige so, wie sie
es erwarten. Deine gewählten Herren sind nichts anderes als Könige
oder Prinzen für vier Jahre.
    Tatsächlich sind sie eine Verbindung von Bettlern, Hochstaplern
und Königen in einem! Sie betteln oder intrigieren um Beiträge und
Stimmen; sie schmeicheln und betrügen bei jeder Gelegenheit; sie
stolzieren über die Insel als ihre Herren. Und, wenn sie mit ihren
großen Leistungen erfolgreich sind, bleibt immer weniger übrig für
diejenigen von uns, die wirklich etwas schaffen und leisten.«
    Jonathan schwieg. Er blickte auf das Tal hinunter und nickte
nachdenklich mit dem Kopf: »Ich würde gern zu einem Ort kommen, wo
es nicht so ist. Kann es so einen Ort geben?«
    Der Geier breitete seine großen Flügel aus, sprang vom Baum und
landete mit einem dumpfen Aufschlag neben Jonathan. Jonathan sprang
zurück, er war von der Größe des Vogels überwältigt. Der Vogel
lehnte sich zu ihm, er war fast doppelt so groß wie er.
    »Du möchtest einen Ort sehen, wo die Menschen frei sind? Wo die
Dinge getan werden, weil man ein Recht dazu hat, und wo Gewalt nur
dient, um sich zu schützen? Du möchtest ein Land besuchen, wo die
Behörden von den gleichen Verhaltensregeln wie alle anderen gelenkt
werden?«
    »Oh ja!« sagte Jonathan eifrig.
    Der Geier betrachtete den Jungen aufmerksam. Er stand so nah bei
ihm, daß Jonathan die riesigen Augen des Vogels sehen konnte. Sie
schienen sich direkt in Jonathans Geist zu bohren und in ihm nach
Zeichen für seine Aufrichtigkeit zu suchen.
    »Ich glaube, das kann geregelt werden. Steig auf meinen Rücken«,
sagte der Geier. Der Vogel drehte sich etwas um und senkte seine
breiten steifen Schwanzfedern auf den Boden.
    Jonathan zögerte, da er sich erinnerte, daß ihm gerade erklärt
wurde, Taten zu vertrauen und nicht Worten. Welche Taten hatten es
gerechtfertigt, sein Leben den Flügeln eines riesigen Geiers
anzuvertrauen? Aber, er war so weit gekommen, was hatte er noch zu
verlieren? Voller Neugier zog sich Jonathan vorsichtig in die
weiche Höhlung zwischen den Schultern des Vogels hoch. Kaum hatte
er seine Arme um den geschuppten Hals des Vogels gelegt, spannte
dieser seine Muskeln an. Der Geier sprang unbeholfen in großen
Schritten über den Boden. Plötzlich ruckte es und sie glitten in
der aufsteigenden Luft.
    Sie schwebten über der Insel, der Wind pfiff in sein Gesicht und
Jonathan fühlte sich sehr wohl. Die goldene Glut der Sonnenstrahlen
zeigte die Dämmerung eines neuen Tages an und die Lichter der Stadt
unter ihnen gingen langsam aus. Der riesige dunkle Ozean breitete
sich vor ihnen aus und er fragte sich: »Wohin fliegen wir?«

Kapitel 34 Das Land der Freiheit
    Jonathan saß sicher auf dem Rücken des Geiers, als der große
Vogel leicht über die Insel drehte. Nachdem er seine Orientierung
gewonnen hatte, glitt der Geier direkt der aufsteigenden Sonne
entgegen. Ein leichter Gegenwind verlangsamte den Flug, Stunden
vergingen und die Flugbewegungen lullten Jonathan wieder in einen
unruhigen Schlaf.
    Er träumte. Im Traum rannte er eine enge Straße hinunter und
wurde von schattenhaften Gestalten verfolgt. »Halt, du Lump!«
riefen sie. Aber sie waren furchterregend und verzweifelt bewegte
er seine Beine schneller. Eine Gestalt rückte vor den anderen
bedrohlich näher - Lady Tweed. Er hörte ihren Atem an seinem
Nacken, als sie ihre fetten Finger ausstreckte, um ihn zu
greifen.
    Ein heftiger Stoß ließ Jonathan aus dem Schlaf aufschrecken.
»Was! Wo sind wir?« fragte Jonathan, der mehrere dicke Federn in
den Händen hielt.
    »Ich werde dich hier auf diesem Küstenstrand verlassen«, sagte
der Geier. »Geh etwa eine Meile nach Norden und du wirst deine
Orientierung wiederfinden.« Sie waren an einer Bucht gelandet, die
Jonathan undeutlich bekannt vorkam. Dicke Büsche salzigen Grases
wogten leicht über langen goldenen Sanddünen und der Ozean sah grau
und kalt aus, wo er das Ufer berührte. Behutsam kletterte er vom
Rücken des Vogels.
    Plötzlich bemerkte Jonathan, wo er war: »Ich bin zu Hause!«
schrie er auf. Er begann, den sandigen Hügel der Bucht
hinaufzurennen, dann hielt er an und drehte sich noch einmal zu dem
Geier um: »Aber, du sagtest, du würdest mich zu einem Ort bringen,
wo die Dinge getan werden, weil man ein Recht dazu hat«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher