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Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Titel: Die Abenteuer Des Jonathan Gullible
Autoren: Ken Schoolland
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schön, daß wir uns getroffen haben.«
    Beide rannten, bis sie erschöpft waren. Schließlich waren sie
weit hinter den Straßen und Häusern und kletterten einen steilen
Hügel hinauf. Sie hofften, hoch über der Stadt sicher zu sein.
    Im Westen ging die Sonne vollständig unter und Jonathan sah, wie
immer mehr Feuer in der Stadt unter ihnen ausbrachen. Entfernte
Schreie und Rufe drangen gelegentlich bis zu ihnen durch.
    »Ich kann nicht mehr«, keuchte Annie. Ihr langes braunes Haar
hing durcheinander über ihre Schultern. Sie lehnte sich an einen
Baum und schnaufte, um wieder Luft zu bekommen. Jonathan setzte
sich hin und stützte sich erschöpft an einen Felsen.
    Der wilde Lauf hatte ihr Kleid zerrissen und ihre langen
welligen Haare zerwühlt. »Ich würde gern wissen, was wohl mit
meiner Familie passiert ist«, sagte sie traurig.
    Jonathan verstand ihre Sorgen und war über das alte Paar
beunruhigt, das sich in der vorigen Nacht so gut um ihn gekümmert
hatten - und über ihre kleine Enkelin, Luise. Jeder Mensch schien
hilflos zu sein in dieser merkwürdigen Welt. »Es ist schlimm, daß
eure Leute die ganze Zeit kämpfen. Schade, daß sie keine gute
Regierung haben, die den Frieden schützt.«
    Annie starrte Jonathan an und setzte sich neben ihn. »Das hast
du verwechselt«, sagte sie. Sie versuchte immer noch, ihren Atem zu
beruhigen und deutete in Richtung der Unruhen: »So lange wie man
sich erinnern kann, haben die Leute gelernt, Dinge voneinander mit
Gewalt wegzunehmen. Was denkst du denn, wer ihr Lehrer war?«
    Jonathan runzelte die Stirn und antwortete: »Du meinst, jemand
hat ihnen beigebracht, daß es richtig ist, Gewalt einzusetzen?«
    »Nicht irgend jemand. Die meisten der Leute lernen es jeden Tag
am eigenen Leibe.«
    »Warum hat der Hohe Rat sie nicht aufgehalten?« fragte Jonathan.
»Dafür ist die Regierung doch da, oder nicht? Um die Leute vor
Gewalt zu schützen?«
    »Der Rat ist Gewalt«, sagte Annie nachdrücklich. »Und meistens
ist es die Art Gewalt, vor der er die Leute schützen sollte.« Sie
wurde etwas ärgerlich. »Ich habe das Recht, mich zu verteidigen.
Deshalb kann ich andere, sogar die Herren, beauftragen, mir dabei
zu helfen. Aber wenn es für mich falsch ist, andere anzugreifen,
dann ist es auch falsch, jemanden zu beauftragen, das für mich zu
tun.«
    Sie bemerkte Jonathans leeren Blick und war enttäuscht, daß er
gar nichts von dem verstand, worüber sie sprach. Deshalb stieß sie
ihren Finger in seine Rippen und sagte: »Hör zu, wenn du etwas von
einer anderen Person willst, was kannst du tun, um es zu
bekommen?«
    Jonathan tat die Quetschung immer noch weh, die ihm die Räuberin
mit ihrer Pistole zugefügt hatte, und er antwortete: »Du meinst,
ohne eine Pistole zu benutzen?«
    »Ja, ohne Pistole.«
    »Na ja, ich könnte versuchen, ihn zu überzeugen«, sagte
Jonathan.
    »Richtig, oder … ?«
    »Oder - oder, ich könnte ihn bezahlen?«
    »Ja, das ist eine Art Überzeugung. Jetzt, noch eins.«
    »Hmmm. Zum Hohen Rat gehen und ein Gesetz verlangen?«
    »Ganz genau«, sagte Annie. »Mit einer Regierung brauchst du
andere Leute nicht zu bezahlen oder zu überzeugen. Du mußt dich
nicht einmal auf freiwillige Zusammenarbeit verlassen. Wenn du den
Hohen Rat auf deine Seite bekommst, entweder durch Stimmen oder
durch Bestechung, kannst du andere zwingen zu tun, was du willst.
Wenn natürlich jemand anderes dem Rat mehr anbietet, kann er dich
zwingen zu tun, was er will. Und die Herren gewinnen immer.«
    »Aber ich dachte, es wäre die Regierung, die die Gesellschaft
zusammenhält«, sagte Jonathan.
    »Im Gegenteil«, erwiderte Annie. »Die Macht, andere zu zwingen,
zerstört alle Anreize zur Zusammenarbeit. Jede Mehrheit kann
bekommen, was sie will - und die Minderheit muß damit klarkommen.
Es ist legal, aber die Minderheit bleibt unüberzeugt, verbittert
und feindlich. Sie haßt die Gefälligkeiten und die Armut, die
daraus entstehen.«
    Das erinnerte Jonathan an Geschichten, die er in seiner Kindheit
über den berüchtigten Sheriff von Nottingham gehört hatte - der
eine korrupte Regierung genutzt hatte, um Reiche und Arme
auszurauben und damit seine Gefolgsleute belohnte. Jonathan
erinnerte sich schwach, daß er begeistert gewesen war, als er
hörte, daß die Opfer schließlich gegen den tyrannischen Sheriff und
seine Freunde aufbegehrt hatten.
    Annie lenkte Jonathans Blick auf die Feuer unter ihnen. »Sieh
diesen Aufstand da unten«, sagte sie. »Das ganze Netz
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