Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Titel: Die Abenteuer Des Jonathan Gullible
Autoren: Ken Schoolland
Vom Netzwerk:
Trampelpfad wieder.
    Jonathan rannte um eine scharfe Kurve und prallte mit voller
Wucht auf einen stämmigen Mann, der ihn wie eine Mücke
beiseitefegte. Benommen schaute er auf und sah, wie zwei Männer
eine Frau hinter sich herzerrten, die laut schrie und um sich
stieß.
    Als Jonathan wieder zu Atem kam, war das Trio verschwunden. Er
war sicher, daß er allein die Frau nicht würde befreien können, und
rannte deshalb den Weg hinauf, um Hilfe zu holen.
    Nach wenigen Minuten erreichte er eine Lichtung, auf der mehrere
Leute um einen Baum herumstanden und mit Stöcken auf diesen
einschlugen.
    Jonathan ergriff den Ärmel eines Mannes, der den anderen bei der
Arbeit zusah. »Bitte, helfen Sie mir«, flehte Jonathan. »Zwei
Männer haben eine Frau entführt und sie braucht unsere Hilfe.«
    »Kein Grund zur Aufregung«, sagte der Aufseher schroff. »Die
Frau wurde festgenommen. Vergiß es und geh weiter, wir haben zu
arbeiten.«
    »Festgenommen?« fragte Jonathan, der immer noch nach Luft
schnappte. »Sie sah nicht aus wie - äh - eine Kriminelle.«
    Aber wenn sie eine Verbrecherin war, fragte sich Jonathan, warum
schrie sie dann so verzweifelt um Hilfe? »Entschuldigen Sie bitte,
mein Herr. Aber was hatte sie denn verbrochen?«
    »Mhm«, erwiderte der Mann irritiert, »nun, wenn du es wirklich
wissen willst, sie hat alle unsere Arbeitsplätze hier bedroht.«
    »Sie bedrohte Ihre Arbeitsplätze? Wie hat sie denn das getan?«
fragte Jonathan beharrlich.
    Der Aufseher starrte wütend auf den unwissenden Frager und
führte ihn zu einem Baum, auf den die Arbeiter eifrig einschlugen.
Stolz sagte er: »Wie du sehen kannst, sind wir Holzfäller. Wir
fällen Bäume, indem wir sie mit diesen Stöcken schlagen. Manchmal
können hundert Arbeiter, die rund um die Uhr beschäftigt sind,
einen mittelgroßen Baum in weniger als einem Monat fällen.«
    Der Mann spitzte die Lippen und wischte sorgfältig ein Stäubchen
von seiner gutgeschnittenen Jacke. »Diese Frau kam heute morgen zur
Arbeit und hatte ein scharfes Metallstück an das Ende ihres Stockes
gebunden. Sie schockierte alle, indem sie damit einen Baum in
weniger als einer Stunde fällte. Und das ganz allein! Kannst du dir
das vorstellen? Eine solche Bedrohung unserer traditionellen
Beschäftigung mußte aufgehalten werden!«
    Jonathans Augen weiteten sich vor Erstaunen, als er hörte,
welche Bestrafung diese Frau für ihre Kreativität erhielt. In
seiner Heimat wurden Äxte und Sägen von jedermann gebraucht, um
Bäume zu fällen. So hatte er auch das Holz für sein eigenes Bot
erhalten.
    »Aber ihre Erfindung!« rief Jonathan aus, »sie erlaubt es allen
Menschen, Bäume zu fällen, ganz egal ob sie groß und stark sind
oder nicht. Würde man dann nicht schneller und billiger Holz
gewinnen und daraus Dinge herstellen können?«
    »Was meinst du damit?« sagte der Aufseher ärgerlich. »Wie kann
jemand eine solche Erfindung gutheißen. Diese ehrenhafte Arbeit
kann nicht von jedem Schwächling getan werden, der nur mit einer
guten Idee herbeikommt.«
    »Aber, mein Herr«, sagte Jonathan vorsichtig, »Ihre Arbeiter
haben begabte Hände und viel Talent. Sie könnten viel Zeit sparen,
die sie dann für andere Dinge übrig hätten. Sie könnten Tische,
Schränke, Boote oder sogar Häuser herstellen.«
    »Paß auf«, sagte der Mann mit einem drohenden Blick. »Der Zweck
der Arbeit ist sichere Beschäftigung für alle - nicht neue
Produkte.« Seine Stimme hatte nun einen gefährlichen Klang: »Du
hörst dich wie ein Unruhestifter an.«
    »Nein, nein, ich möchte keine Unruhe. Ich bin sicher, Sie haben
Recht. Ich muß jetzt weiterziehen.« Jonathan drehte sich auf der
Stelle um und eilte den Weg zurück, den er gekommen war. Nach
seinem ersten Treffen mit den Menschen hier fühlte er sich sehr
unbehaglich.

Kapitel 3 Kerzen und Mäntel
    Der Weg fraß eine immer breiter werdende Schneise in den dichten
Urwald. Jonathan sah, daß der Urwald an der Böschung eines kleinen
Flusses endete, den eine schmale Holzbrücke überquerte. Auf der
anderen Seite sah er einige Häuser und vermutete, daß dort Leute
leben würden, die ihm sagen könnten, wo er sich befand.
    Er traf eine Frau, die ein langes Dokument hielt und hinter
einem Tisch voller kleiner Abzeichen saß.
    »Entschuldige bitte«, sagte die Frau zu Jonathan und strahlte
ihn mit ihren hellen Augen an. Sie versuchte, einen der Anstecker
an Jonathans zerrissener Hemdtasche anzubringen. »Würdest du bitte
mein Gesuch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher