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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär
Autoren: Walter Moehrs
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mich abermals zu fleischloser Ernährung und war sich wahrscheinlich sicher, daß er mich sehr bald wieder aus irgendeinem Schlamassel herausholen mußte.
    Dann schwang er sich in die Lüfte. Weil seine Brille beschlagen war, flog er beinahe gegen einen Baum.

13½.
    Mein
    halbes Leben
    in Ruhe

W ir Bären machten uns daran, den Wald bewohnbar zu machen. Wir fällten Bäume, schufen grö- ßere Lichtungen und zimmerten Blockhäuser. Wir holten Rehe und Eichhörnchen zu uns, denn was ist ein Wald ohne Rehe und Eichhörnchen? Wir fegten Laub, viel Laub. Unter meiner Anleitung und mit dem Gebrauch von viel Wasser wurden die Spinnennetze entfernt. Man fand sogar die tote Waldspinnenhexe. Wir verbrannten sie zusammen mit den Netzen. Noch tagelang hatten wir Halluzinationen von dem Rauch.

    Nach und nach wurde ich mit den anderen Bären bekannt. Das ging nicht so von heute auf morgen, schließlich waren es ein paar tausend. Dabei lernte ich auch den einen oder anderen mutmaßlichen Verwandten kennen, Onkel und Tanten, die Brüder und Schwestern meiner Eltern.
    Zunächst wohnten wir in provisorischen Gemeinschaftshäusern, aber nach und nach bauten sich die meisten Bärenpärchen eigene kleine Blockhütten. Ich selbst zog die Gemeinschaftshäuser vor, denn was sollte ich alleine in einer Hütte? Wir bauten eine kleine Schule, in der ich ein Lehramt übernahm für zamonische Dialekte, Bienenzucht, Gralsunder Dämonologie, Nachtigallik, Höhere Mathematik und drei- ßig andere Fächer. Qwert Zuiopü übernahm ebenfalls ein Amt, er lehrte außer Teppichweben, Biologie, Zamonischer Erdkunde und Philosophie als Hauptfach Dimensionslochkunde. Wenn er nicht als Lehrer tätig war, kreuzte er gerne einsam auf seinem Teppich durch den Himmel über dem Wald und träumte von der 2364. Dimension.
    Eines Tages kam ich auf die Idee, das Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Phänomene und Daseinsformen Zamoniens
    und Umgebung abzuschreiben, aber leider kam es ja immer nur willkürlich zum Vorschein. Ich klopfte mit dem Handballen gegen meinen Kopf, rief die unterschiedlichsten Begriffe ab, verfluchte Professor Nachtigaller - aber nichts geschah. »Was immer noch fehlt«, dachte ich, »ist eine Gebrauchsanweisung zur Handhabung dieses störrischen Nachschlagewerks.«
    In diesem Augenblick knackte es elektrisch zwischen meinen Ohren, und vor meinem inneren Auge flammte eine Schrift auf:
    Gebrauchsanweisung für das
»Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder,
Daseinsformen und Phänomene Zamoniens
und Umgebung«
    1. Vergewissern Sie sich, daß das Lexikon ordnungsgemäß an Ihren Synapsen angeschlossen ist.
    2. Sollte es zu generellen Abrufschwierigkeiten [schlechte Lesbarkeit, spiegelverkehrte Schrift etc.] kommen, könnte das mit
    Durchblutungsstörungen Ihres Gehirns zu tun haben. Bitte konsultieren Sie gelegentlich einen Arzt!
    . Sollten Sie anstelle von Informationen aus dem Lexikon Befehle aus anderen Dimensionen, Signale aus dem Weltall oder die Stimme Ihres toten Großvaters empfangen, dann konsultieren Sie bitte umgehend einen Arzt!
    . Um Begriffe aus dem Bereich »Wunder« abzufragen, greifen Sie sich bitte mit der linken Hand ans rechte Ohrläppchen und buchstabieren Sie laut und orthographisch korrekt den gewünschten Begriff.
    . Um Begriffe aus dem Bereich »Daseinsformen« abzufragen, greifen Sie sich mit der rechten Hand ans linke Ohrläppchen und buchstabieren Sie den gewünschten Begriff.
    . Um Begriffe aus dem Bereich »Phänomene« abzufragen, greifen Sie mit beiden Händen überkreuz an beide Ohrläppchen und buchstabieren Sie den gewünschten Begriff.
    . Bei Störungen oder unangenehmen Nebenwirkungen kontaktieren Sie bitte Prof. Dr. Abdul Nachtigaller, Westzamonien, Finsterberge, postlagernd »Nachtschule«.
    Es gab also eine Gebrauchsanweisung, ich hatte nur versäumt, danach zu fragen!
    Die nächsten Monate verbrachte ich fast ausschließlich damit, das Lexikon aus meinem Kopf abzuschreiben. Dann ließ ich es wiederum von meinen Schülern abschreiben, so wurde es zur Pflichtlektüre der Buntbärenschule.
    Außerdem unternahm ich viele einsame Exkursionen in den Wald, um ihn geographisch zu vermessen und seine Pflanzen zu bestimmen. Während meiner Spaziergänge dachte ich auch über eine Verfassung nach, die ich der Gemeinschaft von Buntbären geben wollte. Gewisse Dinge müssen einfach gesetzlich festgeschrieben werden, zum Beispiel das ausdrückliche Spinnenverbot für den Großen Wald, das Aufstellen von
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