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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär
Autoren: Walter Moehrs
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mung im Zamonischen Ozean, nordöstlich von Zamonien. Der Malmstrom ist ein wirbelnder Sog von einer Oberflächenausdehnung von zehn Kilometern und einer Meerestiefe von 25 bis 30 Kilometern. Dort verschwindet der Sog in einem erloschenen unterirdischen Riesenvulkan von immerhin noch fünf Kilometern Durchmesser.
    Der Malmstrom ist auf allen Seekarten eingezeichnet und weiträumig zu umschiffen, da er, was immer in seinen Strudel gerät, unweigerlich in die Tiefe zerrt. Fische und anderes Meeresgetier meiden instinktiv die Nähe des Strudels, Seeleute hingegen werden immer wieder Opfer ihrer nicht zu bezähmenden Neugier und wagen sich zu nahe heran. Wohin der Malmstrom mit seinen Wassermassen verschwindet, ist wenig erforscht und natürlich idealer Humus zur Legendenbildung. Volksmärchen verklären den unterirdischen Vulkankrater zum Eingang der Hölle, unseriöse Wissenschaftler behaupten, der Malmstrom sauge so lange Wasser ins Innere der Erde, bis sie platzt.
    Wir befanden uns auf einem von Haien umzingelten Riesenschiff voller hilfloser Personen, das mit Volldampf und ohne Bremsmöglichkeit auf ein Loch im Ozean zusteuerte das über 25 Kilometer tief war.
    Meine einzigen Hilfen waren ein Zwerg mit Gedächtnisverlust und ein Barbar ohne Manieren. Nachtigaller ritt wahrscheinlich in entgegengesetzter Richtung auf einer Wolke über das Meer.
    Alle anderen meiner Freunde schwebten in diesem Augenblick vermutlich Lichtjahre entfernt mit einem riesigen Raumschiff durchs Weltall, und alle paar Minuten kam irgendein Yeti und fragte mich, wo hier das Klo sei - nicht einmal das konnte ich eindeutig beantworten. Das nenne ich eine Situation, in der man auf sich selbst gestellt ist! »Was machen wir denn jetzt?« fragte Zille.
    »Wie wäre es mit sterben?« antwortete ich.

    Das Gurgeln des Malmstroms übertönte mittlerweile jedes andere Geräusch, man konnte sich nur noch brüllend unterhalten. Die anderen auf dem Schiff schienen langsam zu Verstand zu kommen, die Aufgeweckteren erklärten den Begriffsstutzigeren die Situation. Das half uns allerdings auch nicht viel, denn die Moloch war mittlerweile bis auf einen Kilometer an den Strudel herangekommen und fing an, sich in seinem Walzertakt mitzudrehen. Das verstärkte wiederum die Aufregung an Deck. Die meisten liefen erst jetzt zur Reling und erkannten, in welcher Lage wir uns befanden. Alles schrie durcheinander. Manche fielen auf die Knie und weinten.
    Die Moloch drehte sich immer schneller. Wir waren jetzt am Rand des Wirbels angekommen. Das Donnern der Wassermassen übertönte wenigstens das Geschrei. Langsam schob sich der Bug des Schiffes über den Rand des Malmstroms.
    Groot und Zille standen wie versteinert an der Reling. Der Rumpf der Moloch fing nun an, vornüber zu kippen. Es konnte sich nur noch um wenige Minuten handeln, bis das Schiff hineinstürzte.
    »Nur 13 Leben«, dachte ich.
    Plötzlich teilte sich an zahlreichen Stellen der Qualm über der Moloch. Wirbelnde Löcher entstanden, verursacht von mächtigen Schwingen, deren Rauschen selbst in dem gewaltigen Lärm noch zu vernehmen war.
    Durch die Löcher ließen sich Hunderte, ja Tausende von Riesenvögeln herab auf das Deck des Schiffes. Alles Geschrei verstummte beim Anblick der Armee von Rettungssauriern.
    Einer von ihnen ließ sich direkt vor mir nieder. Es war Deus X. Machina.
    »Na«, krächzte er. »Da kommen wir wohl gerade noch in letzter Sekunde, was?«
    Überall an Deck bestiegen ehemalige Molochsklaven die Rücken der Pterodaktylen. Ein paar von ihnen hatten sich schon in die Lüfte geschwungen. Die Moloch neigte sich bedenklich.
    Mac war wie immer nicht aus der Ruhe zu bringen. »Das war nicht das Richtige für mich in diesem Altersheim für Seniorensaurier. Sie saßen den ganzen Tag rum, spielten 17 & 4 und gaben mit ihren vergangenen Heldentaten an. Ich hasse Gesellschaftsspiele. Um ganz ehrlich zu sein: Ich hasse Gesellschaft. Außerdem machen mich Wände nervös. Decken sind noch schlimmer. Ich brauchte keinen Ruhestand, ich brauchte lediglich eine gute Brille. Findest du, daß sie mir steht?«
    Mac sah mich durchdringend an. Seine Pupillen wurden neuerdings durch eine riesige Brille auf Suppentellerformat vergrößert. Dicke rote Adern durchzogen das Weiße in seinen wäßrigen Augen.
    »Doch«, sagte ich. »Steht dir ausgezeichnet.«

    »Das Leben ist zu kostbar, um es dem Schicksal zu überlassen, mein Junge.«
    Die Moloch ragte jetzt zu einem Drittel über den
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