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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär
Autoren: Walter Moehrs
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beugte sich panisch nach vorn und zog an einer Teppichfranse. Dadurch scherte der Teppich um einige Meter aus. Unmöglich, ihn noch zu erreichen.
    Wir sausten aneinander vorbei und sahen uns dabei kurz an.
    »Blaubär?« hörte ich Qwert noch verdutzt fragen.

    Es waren vielleicht noch zweihundert Meter bis zu einem schwarzen Punkt, an dem sich der Wasserwirbel verdichtete und zu einem Dimensionsloch wurde. Ich konnte mit den Armen schlagen, soviel ich wollte, die Illusion des Fliegenkönnens, die die Luftwirbel im oberen Bereich des Malmstroms erzeugt hatten, löste sich mehr und mehr auf, je tiefer ich stürzte. Im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, von einem immer stärker werdenden Sog nach unten gerissen zu werden, als würde sich die Anziehungskraft verdoppeln und verdreifachen.
    Aus dem
»Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder,
Daseinsformen und Phänomene Zamoniens
und Umgebung«
von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller
    Malmstrom, der [Forts.]: Im unteren Bereich des Malm-Stroms kommt es übrigens zu einer köstlichen Kuriosität der Physik, die eigentlich allen Naturgesetzen widerspricht. In den letzten zweihundert Metern verdoppelt sich die Fallgeschwindigkeit alle fünf Meter, was bedeutet, dafl ein Gegenstand, der in den Malmstrom fiele, auf seinen Grund mit nahezu Lichtgeschwindigkeit aufprallen würde. Man vermutet, daß dies dem Zusammenwirken des Drehmoments, der Sogwirkung und der Dimensionslochzugehörigkeit des Malmstroms zuzuschreiben ist.
    Ich konnte tatsächlich merken, wie sich von Sekunde zu Sekunde meine Fallgeschwindigkeit steigerte. Meine Ohren und mein ganzes Gesicht wurden vom Luftdruck nach hinten geschoben, wodurch ich, ohne es zu wollen, die Zähne fletschte und mein Zahnfleisch entblößte wie ein hungriger Wolf. Meine Augen wurden tief in ihre Höhlen gedrückt. Dann gab es einen gewaltigen Knall, der ohrenbetäubend im Wasserkessel des Malmstroms dröhnte.
    WA-WUMM!
    Ich hatte gerade die Schallmauer durchstoßen. Meine Geschwindigkeit erhöhte sich in einem unglaublichen Maße. Die ersten Fellhaare wurden vom Luftdruck abgerissen.
    WA-WUMM!
    Ein zweiter Knall, genauso laut.
    Und eine Stimme neben mir, die sagte: »He, Blaubär!«
    Es war Qwert mit seinem Teppich. Er war offenbar vollständig aus der Saloppen Katatonie erwacht und hatte gewendet.
    »Ich komme jetzt gleichauf«, rief Qwert, »dann klammerst du dich ganz fest an mich! Das Problem ist das Zurückkommen. Wir müssen einen halben Looping machen, bevor wir in das Dimensionsloch stürzen.«
    Er kam gleichauf, ich stieg hinter ihn auf den Teppich und hielt mich an ihm fest.
    »Das klappt schon«, rief ich.
    »Hoffentlich«, sagte Qwert. »Ich habe noch nie einen halben Looping gemacht!«
    Qwert beugte sich nach vorn und riß die Fransen des Teppichs nach hinten wie die Mähne eines Wildpferdes. Der Teppich bäumte sich auf, beschrieb eine elegante Kurve und schoß in die entgegengesetzte Richtung.
    Unter uns donnerte die Moloch in die Tiefen des Universums, vermutlich mit Lichtgeschwindigkeit.
    »Na also«, sagte ich. »Geht doch.«
    Wir flogen nach Süden, dahin, wo einmal Atlantis gewesen war. In dieser Richtung vermutete ich die Rettungssaurier. Qwert war nur mäßig überrascht von dem ungeheuerlichen Zufall, der uns widerfahren war, aber Leute, die gerade aus Dimensionslöchern aufgetaucht sind, sind grundsätzlich schwer zu beeindrucken.
    Ich gab ihm eine kurze Inhaltsangabe der letzten Ereignisse, dann erzählte er mir seine Geschichte.
    Er war nach seinem Dimensionslochsturz aus den Finsterbergen tatsächlich in seiner eigenen Dimension gelandet, aber zu einer Zeit kurz vor seiner eigenen Krönung. Das hatte dazu geführt, daß es nun zwei Qwert Zuiopüs in der 2364. Dimension gab. So kam es zu der absurden Situation, daß Qwert seiner eigenen Krönung in der Menge beiwohnte. Er hatte sich vorher seinen Lebensteppich besorgt und trug ihn eingerollt bei sich. Als er nun Zeuge wurde, wie ich plötzlich bei den Krönungsfeierlichkeiten auftauchte und sein zweites Ich in das Dimensionsloch schubste, wollte er zu Hilfe eilen und fiel dabei hinter mir her noch einmal in das Dimensionsloch. Er konnte während des Sturzes den Teppich entfalten und sich draufsetzen. Jetzt purzelte also ein zweiter Qwert Zuiopü dort draußen durch die Dimensionstunnel.
    Von Atlantis war nur ein großer kreisrunder See übriggeblieben, ein viele Kilometer tiefer Krater, der in der Zwischenzeit voll Meerwasser gelaufen war (man sagte später, dies
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