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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär
Autoren: Walter Moehrs
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Tage, Monate, Jahre gehen dahin - doch wohin gehen sie? Die Antwort ist: Die Zeit fließt in die Dimensionslöcher. Würde die Zeit nicht abfließen, wurde sich die Atmosphäre der Erde mit Zeit füllen, bis sie platzt, also müssen Abflußlöcher für verronnene Zeit existieren. Diese Aufgabe bewältigen die Dimensionslöcher. Würde die Zeit aber lediglich durch die Dimensionslöcher in andere Dimensionen fließen, würden irgendwann diese Dimensionen platzen. Abhilfe dafür liefern die Zeitschnecken. Sie sitzen an den Rändern von Dimensionslöchern und fressen die hereinrinnende Zeit, die sie umgehend verdauen und als leicht übelriechendes Faulgas wieder absondern, welches die Dimensionslochwissenschaft »Gennf« nennt. Gennf ist also, etwas ordinär ausgedrückt, gefurzte Zeit.
    Das bedeutete, daß der Malmstrom ein Dimensionsloch war. Dimensionslöcher schienen auf mich eine Anziehungskraft auszuüben, um die mich Qwert beneidet hätte.
    Aus dem
»Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder,
Daseinsformen und Phänomene Zamoniens
und Umgebung«
von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller
    Malmstrom, der [Forts.]: Einige Experten der Dimensionslochkunde sind der Auffassung, daß der Malmstrom das größ-
    te -> Dimensionsloch des bekannten Universums ist. Zumindest lassen Gennfmessungen an seinen Rändern diese Vermutung zu, weil nirgendwo sonst größere Konzentrationen dieses Faulgases registriert wurden.
    Nun, es war nicht unbedingt mein größter Wunsch, mit der Moloch in ein Dimensionsloch zu stürzen, aber ich fand die Aussicht, mit diesem Riesenschiff durch die Galaxis zu kreuzen, immerhin hoffnungsvoller, als einfach zu ersaufen. Das erklärte auch, warum ich damals im Zustand der Saloppen Katatonie die Moloch gesehen hatte, die durch das Weltall flog. Ich hatte in die Zukunft gesehen. Ich fand, das hatte Format: Ich ging nicht nur mit dem größ- ten Schiff der damaligen Welt im größten Malmstrom aller Meere unter, nein, es war auch noch das gewaltigste Dimensionsloch des Universums.
    Ich Hämmerte mich an die Reling und blickte tapfer in den wirbelnden Abgrund. Mein dreizehntes Leben ging wirklich auf gebührend ungewöhnliche Art seinem Ende entgegen. Aber das war noch nicht das Ungewöhnlichste, was in diesem Augenblick passierte.
    Noch ungewöhnlicher war die Tatsache, daß aus der Tiefe des Malmstromstrudels beziehungsweise Dimensionsloches ein Teppich auf mich zugeflogen kam. Aber selbst das war immer noch nicht das Allerungewöhnlichste.
    Sondern: daß auf dem Teppich Qwert Zuiopü saß.
    Schon von weitem konnte ich erkennen, daß Qwert sich noch im Zustand der Saloppen Katatonie befand. In diese Verfassung - ich habe es schon einmal ausführlich beschrieben - kommt man nur durch den Sturz in ein Dimensionsloch. Es ist ein Zustand vorübergehender Verblödung, die einen vor den das Gehirn, überfordernden Ereignissen eines Sturzes durch Zeit, Raum und Dimensionen schützt. Qwert nahm mich also gar nicht wahr.
    Er schien nicht mal die gigantische Moloch zu bemerken, die an ihm vorbeistürzte, zumindest war sie ihm vollkommen gleichgültig.
    Ich mußte also selber die Initiative ergreifen. Noch war Qwert einige hundert Meter unter mir, außerdem war seine Flugbahn ein großes Stück von der Moloch entfernt. Ich stieß mich mit beiden Beinen so heftig wie möglich vom Deck des Schiffes ab, ich breitete die Arme aus - und ich flog!
    Ich flog natürlich nicht richtig, wie in meiner Lügengeschichte mit dem Maulwurfsvulkan, aber ich konnte zumindest meine eigene Flugbahn beeinflussen. Die außerordentlichen Windverhältnisse in dem Wasserwirbel begünstigten den Trudelflug, ich konnte mit den Armen regelrecht steuern, beschleunigen und abbremsen.
    Ich manövrierte mich so, daß ich genau in Qwerts Flugbahn kam, auf Kollisionskurs. Mit einem Affenzahn sauste er auf mich zu.
    Noch fünfzig Meter.
    Qwert öffnete ein wenig mehr die Augen. Er erwachte anscheinend gerade aus der Saloppen Katatonie.
    Noch vierzig Meter.
    Qwert rieb sich die Augen. Das paßte jetzt gar nicht in meinen Plan. Ich hatte vor, unter ihm wegzutauchen und die hinteren Fransen seines Teppichs zu ergreifen. Das war Millimeterarbeit. Wenn er jetzt erwachte und selber den Kurs änderte, war alles vorbei.
    Noch zwanzig Meter.
    Qwert riß die Augen auf und sah mich verblüfft an.
    Noch zehn Meter.
    Ich veränderte um wenige Zentimeter den Winkel meiner Handflächen. Dadurch würde ich genau unter Qwerts Teppich geraten.
    Noch fünf Meter.
    Qwert
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