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Die 10. Symphonie

Die 10. Symphonie

Titel: Die 10. Symphonie
Autoren: Joseph Gelinek
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einmal.« »Was für ein Schweinehund!«, rief der Mann vom Hot-dog-Stand aus. »Kein Wunder, dass sie sich rächen wollte!«
    »Diesen schrecklichen Autounfall hatten sie 1980. Er brach sich dabei bloß das Schlüsselbein und das linke Schien- und Wadenbein und musste am Kopf genäht werden. Sie dagegen war vollkommen zerstört, vor allem von der Hüfte aufwärts: Ihr Gesicht war von da an halb gelähmt, und man musste ihr eine Brust abnehmen. Sie war wohl einmal eine sehr attraktive Frau - und nur weil diese Kanaille einen über den Durst getrunken hat, verwandelte sich ihr Leben in einen Alptraum. Wenn sie nicht vor wenigen Tagen versucht hätte, mich einen Kopf kürzer zu machen, würde ich fast sagen, diese Frau tut mir leid.« »Und die anderen Beteiligten? Da gab es ja anscheinend noch einige: die Tochter des Toten, seinen Liebhaber, dieses Prinzenpaar, den Direktor von Ihrem Institut, den Millionär ...«
    »Die Polizei sagte mir, dass die Tat ausschließlich von der Richterin und dem Gerichtsmediziner geplant und ausgeführt wurde. Von dem Millionär habe ich nichts gehört«, log Daniel. »Die Tochter ist wohl schon wieder auf Korsika, ihr konnte nichts nachgewiesen werden, genauso wenig wie Thomas' Partner. Mein Chef ist mein Chef, der lebt nur für seine Hunde. Und Prinz Bonaparte muss noch in Spanien sein, denn er hat heute Morgen ein Interview im Radio gegeben. Er hat vor, ein Buch darüber zu schreiben, wie er die zehnte Symphonie Beethovens entdeckt hat.«
    »Ach, das waren gar nicht Sie?«
    »Doch. Er hat nicht einmal das Bild mit dem Hinweis auf Beethovens spanische Geliebte in seinem Haus bemerkt. Aber Sie wissen ja, wie das mit den Franzosen ist: immer die Ersten, wenn es darum geht, die Lorbeeren zu ernten ...«
    Antonio reichte Daniel den Hotdog und bemerkte, als er über dessen Schulter blickte, dass eine Frau auf sie zukam. »Sie kriegen Besuch«, sagte er. »Ist das Ihre Freundin?« Daniel drehte sich herum und sah Alicia, die in den Park gekommen war, um ihn zu suchen.
    »Was machst du denn hier?«, fragte er sie nach einem Begrüßungskuss und nachdem er sie dem Verkäufer vorgestellt hatte. »Waren wir nicht für zwei Uhr zu Hause verabredet?«
    »Doch. Aber ich habe eben einen Blick in deinen Kleiderschrank geworfen und gesehen, dass du kein einziges Jackett hast, mit dem du heute Nachmittag bei der Hochzeit von Cristina und Humberto aufkreuzen kannst. Deshalb gehen wir jetzt einkaufen.«
    Also verabschiedete sich Daniel von seinem Bewunderer, und die beiden gingen schnellen Schrittes in Richtung Parkausgang. Eine Weile sprachen sie nicht, dann brach Daniel das Schweigen: »Wenn es ein Junge wird, soll er Richie heißen.«
    »Richie? Wieso das denn? Richie. Das ist ein total alberner Name.«
    »Aber er passt sehr gut: Als ich eine Einzahlung bei der Bank machen wollte, habe ich gesehen, dass Marañón mir eine halbe Million überwiesen hat.« Alicia griff nach Daniels Arm, damit er stehenblieb. »Das gibt's doch nicht!«
    »Wieso wundert dich das so? Ohne uns hätte er das Rätsel nie gelöst. Also, wenn es ein Junge wird, heißt er Richie, denn er wird Geld wie Heu haben. Sofern ihm sein Vater etwas übriglässt - etwas habe ich nämlich schon ausgegeben.«
    »Wofür? Hast du mir ein Geschenk gekauft?«, fragte Alicia mit leuchtenden Augen.
    »Nicht bloß irgendein Geschenk, das Geschenk. Erinnerst du dich an die Armani-Jacke, die dir so sehr gefallen hat?« »Sag bloß, du hast dir das gemerkt? Aber das ist doch Wahnsinn, die kostet ein Vermögen!« »Och. Wenn du mich mal eine Nacht mit deinem Aktbild alleine lässt, sind wir quitt. Das ist nämlich der Wahnsinn.«
    Daniels Handy klingelte. Alicia fiel sein neuer polyphoner Klingelton auf - diese Kl änge hatte sie zuvor noch nie gehört.
    »Was ist das für Musik?«
    »Jetzt rate mal. Beethoven ist es. Beethovens zehnte Symphonie.«

Dank
    O
    hne die klugen juristischen Ratschl äge von Conchita, Jose Ignacios künstlerischen Rat und Albertos und Raquels Textarbeit wäre dieses Buch nicht möglich gewesen. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank.
    Joseph Gelinek
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