Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die 10. Symphonie

Die 10. Symphonie

Titel: Die 10. Symphonie
Autoren: Joseph Gelinek
Vom Netzwerk:
Zahlen ausgedrückt wird.« »Was für Zahlen?« »Ich weiß es nicht. Aber die Anzahl der Schwingungen werden in der Musik immer mit f ünf Ziffern bezeichnet: Drei vor und zwei hinter dem Komma.« »Ich glaube dir nicht«, antwortete Pontones. »Das denkst du dir gerade aus, um hier irgendwie herauszukommen.« »Nein, ich schwöre es, das ist wahr. Die einzige Frequenz, die mit einer ganzen Zahl bezeichnet wird, ist der Kammerton A mit 440 Hertz. Bei jedem Klangkörper, der diesen Ton hervorbringt, vibriert entweder eine Saite oder eine Luftsäule 440-mal pro Sekunde.« »Vielen Dank für diese Information, aber das A ist gerade nicht von Interesse. Erzähl mehr über das Es.« »Ich habe doch gesagt, ich weiß die Frequenz nicht auswendig, aber sie ist leicht herauszufinden: Gehen Sie an den Computer und geben Sie in irgendeine Suchmaschine Frequenz Note Es ein, dann erhalten Sie die fünf Ziffern - womit wir nur noch vier weitere herausfinden müssen.« Der Gerichtsmediziner wechselte einen kurzen Blick mit der Richterin und ließ die beiden dann allein. Nach einigen Sekunden Stille sagte Susana, die immer noch hinter Daniel saß:
    »Ich nehme an, dir gehen gerade jede Menge Fragen durch den Kopf.«
    »Woher wusstest du, dass Thomas die Zehnte gefunden hatte?«
    »Er hat es mir gesagt. Durch die Briefe, die Mateos dir gezeigt hat, weißt du ja, dass Ronald und ich vor vielen Jahren ein Paar waren. Den Unfall, der mir das Gesicht für immer zerstört hat, haben wir zusammen erlitten. Ronald saß am Steuer. Wir fuhren auf einer ruhigen Landstraße. Er hatte vorher beim Essen zu viel getrunken und machte Faxen mit dem Auto. Da tauchte plötzlich ein Traktor hinter einer Kurve auf ... Ronald ist mit ein paar leichten Verletzungen davongekommen, aber ich bin durch die Windschutzscheibe geflogen und beinahe über den Jordan gegangen.«
    »Du machst ihn verantwortlich für den Unfall!« »Natürlich«, antwortete die Richterin. »Wäre er nicht alkoholisiert gewesen und hätte er nicht leichtfertig mit dem Lenkrad herumgespielt, hätte er dem Traktor problemlos ausweichen können. So aber haben wir uns unzählige Male überschlagen - und mein Gesicht ist zu dieser grotesken Maske geworden.«
    Der Gerichtsmediziner kam die steile Leiter hinauf, doch er steckte nur den Kopf hinein. »Was ist los?«, fragte Dona Susana.
    »Ich brauch das Passwort für deinen Laptop. Ich hab schon einiges ausprobiert - deinen Namen, dein Geburtsdatum, sogar den Namen deiner Mutter -, um nicht hinauf- und wieder hinunterlaufen zu müssen, aber ich lag jedes Mal daneben. Welches ist es nun?« »Beethoven.«
    »Hätte ich mir denken können.«
    Pontones schnaufte ersch öpft und kletterte wieder hinunter.
    Daniel fuhr fort, die Richterin auszufragen. »Wann hat Thomas dir erzählt, dass er die Zehnte gefunden hat?«
    »Nach dem Unfall trennten wir uns. Ich war wegen dem, was passiert war, furchtbar wütend auf ihn. Mit der Zeit begriff ich jedoch, dass der Groll mich innerlich aufzufressen drohte, und eines Tages rief ich ihn an, um ihm zu sagen, dass ich ihm verziehen hatte.« »Und dann seid ihr wieder zusammengekommen?« »Nein, das war nicht mehr möglich. Aber wir haben über all die Jahre den Kontakt gehalten, und manchmal war ich f ür ihn so etwas wie eine Rechtsberaterin.« »Was war mit Beethovens Symphonie?« »Ronald erzählte mir vor über einem Jahr, dass er ein Bild gefunden hatte, das die Identität einer bis dahin unbekannten Geliebten Beethovens enthüllte. Er ging nach Wien und forschte dort monatelang, bis er der geheimnisvollen Frau auf die Spur kam. Er fand die Partitur in einem Gebäude der Spanischen Hofreitschule und entwendete sie. Das Manuskript hatte einen eindeutigen Besitzer, der Name stand auf dem Titelblatt: Beatriz de Casas, deren Nachfahren heute in Spanien leben. Er konnte nicht sagen, dass er im Besitz der Zehnten war, denn dann hätte er erklären müssen, woher er sie hatte, und sie den rechtmäßigen Besitzern zurückgeben. Deshalb fragte er mich, wie er aus diesem juristischen Schlamassel herauskommen könnte. Ich verlangte für meine Hilfe und als Wiedergutmachung für das, was er mir angetan hatte, die Hälfte des Geldes, das er für das Manuskript bekommen würde. Das war er mir schuldig. Doch dann machte Felipe mir klar, dass fünfzig Prozent nicht genug sind, sondern dass mir alles zusteht.«
    Wieder war zu h ören, wie Pontones die Leiter hochkletterte, und wieder steckte er bloß den Kopf durch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher