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Die 10. Symphonie

Die 10. Symphonie

Titel: Die 10. Symphonie
Autoren: Joseph Gelinek
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Juristin.
    »Du hast den Hebel betätigt! Du hast Thomas den Kopf abgetrennt, und wenige Stunden später warst du bei der Leichenschau dabei!«
    Pontones kam wieder zur ück und blieb diesmal bei ihnen.
    »Susana, dein Sachverständiger möchte offensichtlich seine Haut retten - die Frequenz der Note Es kann man tatsächlich leicht im Internet finden: 311,13. Uns fehlen also noch vier Zahlen.«
    »Nein, nur zwei«, sagte Daniel, dem schlagartig ein neuer Gedanke gekommen war. »Wenn ihr die Noten der Tätowierung anschaut, seht ihr zwei Vieren am Anfang. Das ist der Takt, in dem das Kaiserkonzert geschrieben ist.«
    »Nicht schlecht, der Kerl«, sagte der Gerichtsmediziner. »Die Angst zu sterben weckt den Kryptologen in ihm. Dann, mein Lieber, verrate mir mal, wo die beiden letzten Zahlen noch zu finden sind.«
    »Ich habe keine Ahnung«, stöhnte Daniel. »Ich habe die Noten im Geiste unzählige Male abgesucht und keine weitere Zahl gefunden.«
    »Also gut, du hast es so gewollt«, sagte der Gerichtsmediziner und streckte die Hand nach dem Hebel aus. »Warte, Felipe!«, rief die Richterin. Sie grübelte schon seit einer Weile. »Er findet die Zahlen nicht, weil es keine Zahlen sind: Es sind Buchstaben!«
    Sie stand auf und blickte sich nach einem Aschenbecher um, fand jedoch keinen und lie ß deshalb den Stummel einfach fallen. Da sie keine Anstalten machte, die Zigarette auszutreten, übernahm Pontones das mit seinen Bootsschuhen.
    »Was soll das heißen: Buchstaben ?«, fragte er angespannt. Ihm ging die ganze Kryptographie mittlerweile auf die Nerven.
    »Wir haben bereits herausgefunden, dass die Zahlen sehr wahrscheinlich von einer internationalen Kontonummer beziehungsweise der IBAN einer Bank in Wien stammen, nicht wahr?« »Ja. Und?«
    Die Richterin holte ein Moleskin-Notizbuch mit angeh ängtem kleinem Kugelschreiber aus ihrer Tasche und schrieb:
    ATPP BBBB BKKK KKKK KKKK
    Dann sagte sie: »Wir haben die 18 Ziffern und die zwei Buchstaben der IBAN bereits, denn die acht Ziffern im Morsecode teilen uns zugleich mit, dass es sich um eine österreichische Bank handelt. Wir haben den Code der Bank, wo Ronald die Partitur versteckt: AT, Österreich, im Morsecode mit seinen geographischen Koordinaten bezeichnet: 47 20 13 20. Dann die zweistellige Prüfziffer. Wo finden wir in den Noten ein Zahlenpaar?« »In der Taktbezeichnung«, sagte Daniel erleichtert. »Die zwei Vieren sind die einzigen Zahlen, die doppelt auftreten.«
    »Gut. Also haben wir schon AT 44. Nun müssen wir nur noch die Zahlen hinzufügen, die sich aus dem Titel des Konzerts - Nr. 5, op. 73 - ergeben:
    AT 44573
    - und die Zahlen der Frequenz der Note Es:
    AT44 5733 1113
    - und schlie ßlich die acht Ziffern im Morsecode -
    AT44 5733 11134720 13 20-,
    die uns au ßerdem sagen, in welchem Land sich die Bank befindet. «
    »Und was ist, wenn die Reihenfolge der Zahlen nicht
    stimmt? «, fragte Pontones nervös. »Ich meine, wenn die Zahlen richtig sind, aber eine Art numerisches Anagramm bilden? «
    »Ronald war sehr zerstreut, deshalb hat er sich den Code ja eint ätowieren lassen«, antwortete die Richterin. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er die Reihenfolge der Zahlen verändert hat, denn dann hätte er sich noch einen weiteren Code für die richtige Reihenfolge ausdenken müssen. Die acht Ziffern des Konzerttitels - Konzert Nr. 5, op. 73, in Es - bilden einen Block:
    57331113
    Auch die acht Ziffern der Noten geh ören zusammen:
    47201320.
    Die Frage ist nur, ob nach AT 44 zuerst die Zahlen des Morsecodes kommen oder die des Konzerttitels. Aber das sind nur zwei M öglichkeiten, und darüber mache ich mir überhaupt keine Sorgen: Wenn eine Kombination nicht stimmt, kann es nur die andere sein«, triumphierte die Richterin. »Wenn der erste Versuch falsch ist, sagen wir in der Bank eben, wir hätten uns vertan. Schließlich darf man am Bankautomaten auch dreimal die falsche PIN eingeben, und es passiert überhaupt nichts. Wir haben den Schlüssel für den Safe - also wird uns niemand Probleme bereiten, da bin ich mir sicher.«
    »Was habt ihr mit mir vor?«, fragte Daniel. Ihn entsetzte die Vorstellung, dass er für die beiden nun nicht mehr von Nutzen war.
    Der Gerichtsmediziner n äherte sich der Guillotine, strich mit der Hand über die Halterung des Fallbeils und begann mit samtiger Stimme: »Ich stecke in einer Zwickmühle, Daniel, denn ich bin ein Mann, der sein Wort hält. Auf der einen Seite habe ich dir versprochen, dass du deinen
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