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Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Titel: Diana, Farben und Begierde (German Edition)
Autoren: Gregor von Ewersbach-Dreihausen
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das nehme ich jetzt einfach mal an,
dass ich sowieso umsonst hier herauf gestiegen bin, schließlich
würde er ja gar nicht zuhause sein.

    Forsch
komme ich voran und dann stehe ich einen halben Meter vor der
Atelierstüre und wundere mich.

    Die
grüne Holztüre scheint lediglich angelehnt zu sein. Ich
kann den Geruch von Terpentin ausmachen, das aus dem kleinen Spalt
nach draußen dringt.

    Habe
ich da nicht etwas gehört? Lachen? Kichern? Gläserklirren?

    Ich
lege mein Ohr vorsichtig an den Spalt und lausche.

    Ja,
da war es wieder!
    Eine,
nein, zwei helle Stimmen. Lachen. Kichern.
    Jetzt
eine tiefe Stimme.
    Ob
das SEINE ist?

    Los,
Sabine!

    Ich
erkenne mich nicht wieder, denn ich sehe, wie die Finger meiner
rechten Hand den Türspalt breiter und breiter werden lassen,
indem ich die hellgrüne Holztüre vorsichtig weiter öffne,
sodass sich meinem Blick ein kleines, dunkles Vorzimmer offenbart.

    Ich
streife mir schnell die Stöckelschuhe von den Füßen
und schleiche mit angehaltenem Atem durch den breiten Spalt. Schnell
lasse ich die Türe wieder in ihre ursprüngliche Position
gleiten und dann stehe ich in diesem halbhellen, schmalen Raum.

    Die
Stimmen finden seltsam gedämpft an mein Ohr, als wären
diese in Watte verpackt, als wären hunderte Mauern dazwischen
gelegen.

    Vorsichtig
taste ich mich weiter voran. Das Klopfen des Blutes an meiner
Halsschlagader scheint nun in meinem gesamten Körper tonangebend
zu sein. Ich atme abgesetzt, unruhig. Ein gehetztes Tier. Was tue ich
hier?

    Sieh
zu, dass du auf der Stelle verschwindest, Sabine!

    Noch
ist es möglich, niemand würde je erfahren, dass du hier
eingebrochen bist, denn etwas anderes ist das ja gar nicht! Ich stehe
widerrechtlich in einem mir völlig unbekannten Raum, in einer
fremden Wohnung, halte wie blöde meine Stöckelschuhe
seitlich von mir und versuche, meinen Atem zu beruhigen.

    Der
Geruch von Terpentin wird intensiver, während ich behutsam voran
komme.

    Das
schmale Vorzimmer endet an einer weißen Flügeltüre
mit hohen Rauchglasscheiben, die geometrische Ornamente einfassen.
Ein kleiner Windstoß läßt die Flügeln sachte
hin und her wippen.

    Soll
ich?

    Nun
bin ich schon in eine fremde Wohnung eingedrungen, also kann ich ja
auch gleich weiter....

    Ich
drücke mit sanfter Kraft den rechten Türflügel und
sofort gibt die Türe nach. Nun offenbart sich mir ein
schummriger, schmaler Gang, der wohl so eine Art Durchgang ist, denn
ich kann an dem Ende des schmalen Ganges zwei Türen ausmachen.

    An
der linken Wandseite des Korridors lehnen große Leinwandrahmen.
Die abgestandene Luft riecht nach Öl, Farben, kaltem
Zigarettenrauch.

    Jetzt
kann ich diese Stimmen auch besser vernehmen. Das müssen drei
Personen sein. Ich unterscheide deutlich zwei Frauenstimmen, jung.
Dann die Männerstimme im Bass, laut.

    Ich
muss schon sehr nahe sein, denn ich kann jedes Wort verstehen, das
gesprochen wird.

    „ ...los
jetzt aber, Thomas! Komm` schon!“

    „ ...ja,
so, Thomas, genau so......“

    Ich
lausche angestrengt und dann höre ich ein seltsames Geschiebe,
als würden schwere Möbel an einem anderen Platz befördert,
dann ist mit einem Mal Stille, plötzlich schreit eine der Frauen
laut auf.

    Meine
Güte, was geht hier vor?
    Der
Schrei war markerschütternd.
    Jetzt
höre ich deutlich Lachen und da, ja, wird gekichert.

    Was
soll denn das?

    Nun
nehme ich keine Rücksicht mehr und komme flink durch den
schmalen Gang, wobei ich mit meinem Kleid an der Wand anstreife und
registriere, dass sich jetzt ein dünner weißer Farbstrich
über den Stoff gelegt hat.

    Mist!

    Ich
rubble mit den Fingern meiner rechten Hand am Kleiderstoff, doch die
Wandfarbe haftet hartnäckig am hellen Stoff, je mehr ich mich
bemühe, desto tiefer scheint das Weiß in das Kleid
einzudringen.

    Wieder
kommt mir in den Sinn, wie aberwitzig die Situation ist. Ich stehe
hier und rubble an meinem Kleid herum, in einer fremden Wohnung,
belausche wildfremde Menschen, fühle mich hundeelend und dennoch
drehe ich nicht schnurstracks um und laufe aus diesem schummrigen
Atelier hinaus.

    Quietschgeräusche.

    Das
Lachen und Kichern hat sich verwandelt, nun wird in sonderbarer Weise
gestöhnt und gejammert, das klingt wie lautes Jammern oder
Winseln. Dazwischen höre ich stets dieses sonderbare Geschiebe,
als würden da drinnen ständig Möbel hin und her
geschoben.

    Ich
bin an den beiden Türen angelangt, die das Ende des kleinen
Korridors bilden.

    Mein
Herz klopft bis zum Hals.
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