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Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Diana, Farben und Begierde (German Edition)

Titel: Diana, Farben und Begierde (German Edition)
Autoren: Gregor von Ewersbach-Dreihausen
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sogar, dass ich diesem Fatzke so viel Gedanken
gewidmet habe. Was sollte denn das? Meine Güte, wird Zeit, dass
ich wieder vernünftig werde.

    Stop
an Go. Die Bahn fährt an, dann ruckelt sie, dann steht sie, dann
schimpft jemand, dann Hupkonzert, Unmutsäußerungen im
überfüllten Waggon, endlich wird meine Station aus den
Lautsprechern ausgerufen.

    Mit
ein paar schnellen Schritten bin ich auf dem Bürgersteig und nun
wundere ich mich schon wieder, weshalb ich denn so laufe, ja, ich
hetze regelrecht durch die Straßen.

    -
- -

    Endlich
daheim! Der Aufzug scheint noch immer außer Betrieb zu sein.
Ich sehe das quadratische Schild, das am Türknauf der Kabine hin
und her pendelt und nehme langsam die Treppen in Angriff.

    Still
ist es zu dieser Tageszeit. Sogar der Farbenkleckser gibt Ruhe,
wenigstens hört man nichts aus den Regionen des Dachbereiches.

    Na,
hoffen wir das Beste.

    Ich
schließe meine Eingangstüre auf und dann fällt alles
von mir ab, der lange Tag und der leichte Sommermantel, die
Handtasche und die Post.
    Im
Wohnzimmer löse ich die Stöckelschuhe von den schmerzenden
Füßen und lasse mich dann genüßlich in das so
wohlig sich anfühlende Sofa plumpsen. Die nackten Füße
lege ich auf den Couchtisch und bin rundum zufrieden, erschöpft,
entspannt.

    Ob
ich vielleicht doch da rauf gehen sollte, hm......?
    Mal
eben kurz vorbei gucken.
    So
auf ein paar Minuten bloß.

    Dagegen
kann ja niemand was einwenden,schließlich habe ich ja eine
persönliche Einladung.

    „ Hör
auf!“, rufe ich laut in das stille Wohnzimmer hinein und
erschrecke zugleich, so dass ich mir die Hand vor den Mund halte.

    Sehr
seltsam das alles, sonderbar.

    Was
geschieht hier mit mir?

    Ich
habe doch entschieden, das sogenannte „Atelierfest“ NICHT
zu besuchen. Das würde diesem Fatzke ja in die Karten spielen,
na was denn! Ah, da kommt sie schon angetrippelt, die Kleine! Ja, ja,
mit mir nicht!

    Ich
will mich wieder entspannt zurücklehnen, doch irgendwie gelingt
es mir nicht mehr die Ausgeglichenheit wieder zu finden, die ich eben
noch so wunderbar empfand.

    Ich
blicke auf meine Armbanduhr: 17 Uhr 45.

    Wie
wäre das, also: Ich laufe jetzt gleich, sofort, zu ihm hinauf
und erläutere ihm die Hausordnung und mache mal ordentlich Stunk
von wegen Lärm und Wirbel und Türenschlagen und Klappern
und Schreien? Das ginge doch! Jawohl, geh gleich hinauf, Sabine!
Jetzt sofort!

    Soll
ich?
    Will
ich?

    Mit
einem Seufzer richte ich mich auf und finde den einen, dann den
anderen Stöckelschuh, krame nach den Wohnungsschlüsseln und
seufze erneut, weil mir eben bewusst wird, dass ich nun noch eine
Etage höher hinauf klettern muss und meine Füße
schmerzen, als ich wieder in die hohen Stöckelschuhe steige.

    Hilft
ja alles nix, Sabine! Dann hast du das erledigt! Ja, gut so, wie du
es angehst!

    Ich
bin am Korridor und lasse die Türe ins Schloss fallen. Leise und
behutsam nehme ich die Treppe in Angriff. Jetzt gibt es ja keine
Ausreden mehr, denn dort oben wohnt ja nur ER! Da kannst du nicht so
nebenbei erklären, träfest du hier wen, ach ja, ich besuche
die Mayers oder die Müllers, nein, nein...da oben wohnt nur
ER....

    Seltsam,
dieses drückende, irgendwie beklemmende Gefühl in meiner
Magengegend bringt sich mit jeder zurückgelegten Treppe
intensiver in Erinnerung. Schließlich kann ich mein Herz bis an
den Hals klopfen hören.

    Totenstille.

    Mein
Puls rast.

    Ich
bin oben angekommen.

    Vereinzelt
dringen Sonnenstrahlen in den hohen Korridor, bilden ein
atemberaubendes Mosaik aus Hell und Dunkel, an das sich meine Augen
erst gewöhnen müssen und so stehe ich also da und zwinkere
mehrmals.

    Wo
ist denn da die Türe? Hm. Ich gehe vorsichtig, behutsam, nach
jedem Schritt halte ich inne und lausche.

    Nichts.

    Kein
Laut.

    Ah,
das ist eine Türe!

    Ja,
na dann mal los, Sabine!

    Ich
stehe wie angewurzelt inmitten des Korridors und fühle mich wie
eine Erstklässlerin, die ins Direktorsbüro zitiert wurde.

    Ich
kann meine Beine nicht bewegen. Wie versteinert.

    Jetzt
aber, Sabine!

    Ich
fasse allen Mut zusammen und bewege mich auf die hellgrüne Türe
zu. Immer wieder muss ich inne halten, damit dieses Pochen und
Rauschen in mir sich beruhigt.

    Ach,
er wird ja wahrscheinlich gar nicht zu Hause sein, Sabine! Er sagte
ja „“21 Uhr“, und nicht „17 Uhr 58“!
Ganz klar, du regst dich hier völlig umsonst auf, das ist
kindisch und lächerlich!

    Ist
das denn zu fassen?

    Endlich
habe ich die Ruhe gefunden, denn,
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