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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus
Autoren: Pierre Emme
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sich die unter der Leitung von Oberleutnant
Helmut Haselherz stehende Einheit an das betreffende Haus herangeschlichen und
zwei starke Scheinwerfer in Position gebracht.
    Der Name des Oberleutnants war immer Gegenstand mehr oder
weniger lustiger Scherze gewesen, die häufig nicht ganz nach dem Geschmack des
Betroffenen waren. Aber er war hart im Nehmen und beliebt bei seinen Leuten.
    Lautlos hatten die acht schwerbewaffneten Elitepolizisten
ihre Positionen bezogen und warteten auf das Signal zum Einsatz.
    Damit hatte das letzte Kapitel in der Fahndung nach Gerd
Robledal vulgo ›oakwood‹ definitiv begonnen.

     
    *

     
    »… habe ich
dem Vorsitzenden der stimmenstärksten Partei heute Mittag das Mandat zur
Bildung einer Bundesregierung endgültig entzogen. Etwas mehr als zwei Stunden
später habe ich einen sehr verdienten Beamten, der noch dazu bereits über
Regierungserfahrung verfügt, mit der Bildung einer Beamten- und
Expertenregierung beauftragt.« Der Bundespräsident machte eine kurze Pause und
nahm vom Monitor aus Palinski direkt ins Visier, konnte ihm aber auch nicht
helfen.
    »Dabei handelt es sich um Ministerialrat Dr.
Michael Schneckenburger, der bereits der letzten Regierung kurze Zeit als
Innenminister angehört hat. Dr. Schneckenburger hat mir versichert, dass einer
Vereidigung seiner Regierung am Freitag nächster Woche nichts im Wege stehen
wird.«
    »I…chke …neihn«, quetschte Palinski mühsam
heraus, doch Tante Hermine interessierte das nicht.
    Das war schon sensationell, schoss es Palinski
trotz des nach wie vor anhaltenden Nebels im Hirn durch den Kopf. Miki als
Bundeskanzler, der Bursche hüpfte einem wirklich vor, wie man Karriere machte.
Beeindruckend.
    Der hätte wohl kaum seinen Doktor Juris geschafft, hätte
Mario Palinski seinerzeit nicht mit ihm gebüffelt wie mit einem Irren. Chapeau,
Herr Palinski!
    Trotz der äußerst unfreundlichen Begleitumstände fühlte sich
Mario plötzlich sauwohl. Mario, der Kanzlermacher, das hatte was für sich.
    Hermine hatte inzwischen mit ihrer Lebensgeschichte begonnen
und war gerade bei ihrer Verlobung anno dazumal angelangt, der ersten
wohlgemerkt. Insgesamt hatte es die Wurminzer ja auf drei feierliche
Eheversprechen gebracht, das wusste Palinski noch von vorgestern.
    Obwohl er nach wie vor so gut wie gelähmt war – diese
Hexe musste ihn mit irgendeiner teuflisch rasch wirkenden Droge schachmatt
gesetzt haben – und bis auf unkoordinierte Krächzer kein Wort herausbrachte,
fühlte sich Palinski langsam besser. Wenigstens sein Verstand fing an, wieder
zu funktionieren.
    Wahrscheinlich hing das mit dem Alkohol zusammen, den er
zunächst reichlich konsumiert, in der letzten halben Stunde völlig weggelassen
hatte. Zwangsläufig, aber immerhin.
    Fieberhaft überlegte er, wie er in dieser – beschissen
war wohl noch geprahlt, um seine Situation zu beschreiben –, also wie es
ihm gelingen konnte, mit der Welt außerhalb Kontakt aufzunehmen und um Hilfe zu
bitten.
    Auf einmal war ihm ein Film eingefallen, in dem einer der
Helden sich in einer ähnlich misslichen Lage befunden hatte. Der hatte sich
damit geholfen, dass er mit einem Schraubenschlüssel auf einer Metalltüre, oder
war es eine Belüftungsröhre gewesen, na egal. Auf jeden Fall hatte er seinen
Notruf im Morsealphabet abgesetzt. Immer und immer wieder, bis endlich einer
gehört und darüber hinaus kapiert hatte.
    Wenn einer gut im Hören und Kapieren war, war es wohl
Florian.
    Günstig für einen Versuch dieser Art mit dem Handy, etwas
anderes stand ihm gerade nicht zur Verfügung, war auch, dass die Kurzwahlnummer
seines Büros auf die erste Taste links oben programmiert war. Diese sollte sich
in der Tasche doch ertasten lassen.
    Danach würde es davon abhängen, ob Florian inzwischen zu
Hause war, ob er überhaupt das Telefon abnehmen, und letztlich, ob er auch
kapieren würde.
    Viele Wenn und Aber, doch mehr hatte er eben nicht. Die
Hoffnung starb schließlich zuletzt.
    Kanzlermacher, das war schon was. Vielleicht wurde er sogar
noch Minister?
    Würde er das eigentlich wollen?

     
    *
    Florian Nowotny war eben nach Hause gekommen.
Nach Hause, das bedeutete für ihn sein Zimmer im Institut für
Krimiliteranalogie.
    Im Gegensatz dazu war das kleine Haus seiner Eltern in der
Nähe von Korneuburg, wo er aufgewachsen war und seine Mutter mit den Schwestern
heute noch lebte, ›daheim‹.
    Von da, also von ›daheim‹, war er eben zurück nach
Hause gekommen.
    Offenbar war Mario
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